Spät, hoffentlich nicht zu spät, sind Anleger in Europa auf den Aktienzug aufgesprungen. Im November haben Investoren die stark steigenden Aktienmärkte zum Anlass genommen, in großem Stil in Aktienfonds – aktive wie passive – zu investieren. Wie die Morningstar Mittelfluss-Statistik für Publikumsfonds für Europa zeigt, beliefen sich die Zuflüsse in Aktienfonds auf gut 30 Milliarden Euro, das höchste Einmonatsniveau seit Januar 2018.
Leider ist die Aktienfonds-Affinität ein prozyklisches Phänomen: Anleger steigen typischerweise erst einige Zeit nach Beginn einer Aufwärtsphase ein – und verlassen die Märkte bei größeren oder kleineren Rücksetzern zur Unzeit. Das mindert die Performance, wie unsere Analysen immer wieder aufzeigen. So haben im bisherigen Jahresverlauf die in Europa aufgelegten Aktienfonds trotz atemberaubender Aktiengewinne Abflüsse in Höhe von 20 Mrd. EUR verbucht. Viele Anleger waren also nicht dabei, als es viel zu holen gab.
Im November waren globale Standardwerte-Aktienfonds und globale Emerging-Markets-Aktienfonds gefragt, aber auch bisher ungeliebte Kategorien wie Fonds für Eurozonen-Standardwerte und Europa-Standardwerte, die ein Comeback sahen.
Rentenfonds waren nach wie vor gefragt, wobei die Zuflüsse mit 16,4 Mrd. EUR deutlich unter dem 12-Monatsdurchschnitt lag. Die Nachfrage nach den risikoreicheren Teilen der Rentenmärkte ging mit einem Abverkauf kurzfristig orientierter Rentenfonds einher, was angesichts der tiefen Anleiherenditen und dem neuen Konjunkturoptimismus vieler Marktteilnehmer nicht überrascht.
Der Verkauf von Mischfonds gewann weiter an Dynamik. Die Mittelzuflüsse betrugen 7,3 Mrd. EUR, der höchste Stand seit Mai 2018. Die Nachfrage wurde durch Zuflüsse in etliche EUR-Mischfondskategorien angekurbelt.
Alternative Fonds mussten gegen den positiven Trend erneut Rückflüsse hinnehmen. Anleger gaben Anteilsscheine im Wert von 1,8 Mrd. EUR zurück. Am stärksten litten marktneutrale Aktienfonds, aber auch Multistrategiefonds gaben weiter ab. „Hedgefonds light“ aus Europa hatten zuletzt im August 2018 Zuflüsse.
Rohstofffonds hatten den ersten negativen Monat seit Mai, da Edelmetallfonds mit 440 Mio. Euro hohe Abflüsse verzeichneten. Dass die Krisenwährung Gold angesichts der aufgehellten Stimmung der Investoren nicht gefragt war, überrascht nicht – wohl jedoch die Heftigkeit der Abflüsse, die höchsten in einem Monat seit Dezember 2016.
Immobilienfonds, die überwiegend in Deutschland vertrieben werden, verkauften sich im Niedrigzinsumfeld unverändert prächtig.
Geldmarktfonds verzeichneten im November Nettomittelzuflüsse von 7,0 Mrd. EUR.
Tabelle: Mittelflüsse nach Anlageklasse im November 2019
Kommen wir nun zur Aktiv-Passiv-Vertriebsbilanz. Im November konnten sich aktiv verwaltete Fonds gegenüber Indexfonds, ETFs und nicht börsennotierte Indexfonds, behaupten. Unter Einbeziehung von Geldmarktfonds konnten aktiv gemanagte Fonds 34,4 Mrd. Euro einsammeln, gegenüber 21,7 Mrd. Euro, die Indexfonds zugingen. Der Marktanteil der passiven Fonds erhöhte sich nach dieser Rechnung zum 30. November auf 16,4% gegenüber 14,8% ein Jahr zuvor.
Ohne Berücksichtigung von Geldmarktfonds, ein Marktsegment, in dem Indexfonds kaum präsent sind, lag der Marktanteil von Indexfonds bei 18,7% des europäischen Fondsmarkts nach 16,9% Ende November 2018.
Index-Aktienindexfonds verbuchten unter passiven Fonds weiterhin die höchste Nachfrage. Sie zogen im November 14,9 Mrd. EUR an, wobei das meiste Geld ETFs ansteuerte. Am beliebtesten waren global anlegende Aktienfonds für Industrie- und Schwellenländer, gefolgt von USA-Standardwertefonds.
Aktiv verwaltete Aktienfonds verzeichneten Zuflüsse in Höhe von 15,2 Mrd. EUR. Somit war der November 2019 der erste positive Absatzmonat seit Juni, und das Niveau der Zuflüsse war das Höchste seit Januar 2018. Auch hier waren globale Standardwertefonds am beliebtesten.
Aktiv gemanagte Rentenprodukte verzeichneten Zuflüsse von 9,5 Mrd. Euro, deutlich weniger als in den Vormonaten. Die Zuflüsse gingen auf breiter Front zurück; die Nachfrage sackte dabei bei den bisherigen umsatzstärksten Fondskategorien wie flexible Anleihefonds und EUR-Unternehmensanleihen besonders deutlich ab. Die Mittelflüsse in globale Emerging Markets-Anleihefonds (Hartwährungen) drehten im November sogar ins Minus.
Indes erfreuten sich Index-Anleihenfonds weiterhin einer regen Nachfrage. Anleger zielen hier typischerweise auf diversifizierte Mainstream-Indextracker ab, etwa in den Kategorien EUR-Unternehmensanleihen, USD-Staatsanleihen und breit investierende CHF-Anleihe-Fonds. Bemerkenswert ist jedoch, dass ETFs, die globale Emerging-Markets-Indizes für lokale Währungen nachbilden, eine hohe Nachfrage verzeichneten. Anleger schichten also nicht nur in Standard-Kategorien um, sondern suchen auch ETFs in der bisherigen Domäne aktiver Fondshäuser, zu denen riskantere Kategorien wie Hochzinsanleihen oder Schwellenländer Renten gehören.
Tabelle: Mitteflüsse nach Anlageklassen nach dem Aktiv-Passiv-Schema
Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier.