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Corona-Chaos zerstört H2O-Fonds

Die Natixis-Tochtergesellschaft verzeichnet in ihren alternativen Fonds dramatische Verluste. Gehebelte Währungswetten geraten außer Kontrolle. Bittere Lehre für Investoren, und vielleicht auch für Fondsmanager.

Ali Masarwah 19.03.2020
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Es ist kein gutes Zeichen für Investoren, wenn ein Fondsmanager von einem „schwierigen Markt“ spricht. Wenn sich ein Vermögensverwalter sogar öffentlich entschuldigt, dann ist Holland in Not. So ist es in dieser Woche bei H2O Asset Management passiert. Die Londoner Tochtergesellschaft von Natixis Investment Managers entschuldigte sich in einem Serienbrief an Investoren für die hohen Verluste, die ihre Fonds erlitten hatten. Die Verluste seien in der vergangenen Woche „besonders schwerwiegend“ ausgefallen. 

Das ist noch harmlos ausgedrückt. Am 9. März, also am Montag vor einer Woche, verzeichneten einige der 26 Fonds der Gesellschaft zweistellige Verluste. Beim H2O Multiequities lag der Tagesverlust sogar bei über 30 Prozent. Per Ende Januar hatte der Fonds noch ein Vermögen von gut 250 Millionen Euro verzeichnet. Das war bis zum 16. März auf rund 66 Millionen Euro zusammengeschmolzen. Auch das Flaggschiff-Produkt H2O Multibonds, per Ende Januar gut 5,2 Milliarden Euro schwer, verlor an dem Tag 20 Prozent. Inzwischen beläuft sich das Vermögen auf knapp 2,6 Milliarden Euro. 

Verluste von bis zu 76 Prozent in vier Wochen

Seit dem Beginn der Corona-Krise verlor der H2O Multiequities sage und schreibe 75 Prozent seines Wertes. Der H2O Vivace und der H2O Multistrategies verloren sogar gut 76 Prozent; der H2O Multibonds brach um 55 Prozent ein. 

Auch wenn die H2O-Fonds in den letzten Februar-Tagen bereits recht hohe Verluste erlitten, haben offenbar viele Anleger erst diese Woche Kenntnis von dem Desaster genommen. Jedenfalls verzeichneten die regulierten Hedgefonds der Natixis-Tochter, die per Ende Januar noch ein Vermögen von über 20 Milliarden Euro auf die Waage brachten, noch bis zu dem besagten Montag ordentliche Mittelzuflüsse. Erst zwischen dem 10. und dem 13. März (aktuellere Daten über die Tages-Mittelflüsse liegen uns nicht vor) setzten die Abflüsse aus den Fonds ein, die sich in den vier Tagen auf rund 300 Millionen Euro beliefen, eine moderate Summe vergleichen mit den Vermögenseinbußen, die aus den extrem hohen Verlusten resultierten. Ende vergangener Woche war das Vermögen der Fonds auf unter 14,5 Milliarden Euro eingebrochen. 

Global Macro Strategie mit Hebel

Was waren die Ursachen der sehr hohen Verluste? Dazu muss man die einen kurzen Blick auf die Global Macro Strategie von H2O werfen. Bruno Crastes, Unternehmensgründer und ehemaliger Rentenfondsmanager bei Credit Acricole Asset Management (heute: Amundi), entwickelte den Ansatz zusammen mit Vincent Chailley, der als Chefanleger bei H2O fungiert.

Die Strategie basiert auf makro-ökonomischen Daten, fundamentalen Kennzahlen, technischen Daten und Volatilitätsmodellen. Dabei spielen Korrelationsmodelle eine Schlüsselrolle – wie auch der massive Einsatz von Fremdkapital, um aus kleineren Wetten große Ergebnisse herauszukitzeln. Die herausragenden Ergebnisse der Fonds der Natixis-Tochter hatten viele Anleger angezogen. Die Fonds mit den besonders hohen Verlusten in diesen Tagen, H2O Multistrategies, H2O Vivace, H2O Multiequities und H2O Allegro, legten im Jahr 2019 allesamt um zwischen 30 und 43 Prozent zu. 

Was 2019 und in etlichen anderen Jahren seit Gründung von H2O spektakulär gut ging, entgleiste vor wenigen Tagen genauso spektakulär. Schaut man sich das Korrelationsverhalten zwischen den Asset-Klassen und die Markt-Volatilitäten in den vergangenen Wochen an, verwundert nicht, dass die Verluste bei einigen hoch gehebelten Wetten dramatisch schief gingen, etwa Long-Positionen in italienischen Staatsanleihen, in der norwegischen Krone und Long-Wetten auf den mexikanischen Peso. Auch die Short-Positionen im Schweizer Franken und japanischen Yen trugen zu den Preiseinbrüchen bei den H2O-Fonds zu.  

Bereits 2019 gab es Fragen zum Risiko-Management

Dass bei H2O ein heißer Reifen gefahren wird, hätten Investoren wissen können. Bereits im vergangenen Jahr war die Fondsgesellschaft ins Gerede gekommen, nachdem Investments in illiquide Bonds ruchbar wurden. Hohe Mittelabflüsse waren die Folge. Bereits im Sommer 2019 haben wir eines der Flaggschiff-Fonds, den H2O Allegro, auf „Neutral“ herabgestuft. In der Begründung hieß es in einer Analyse meiner Kollegin Mara Dubresco: „Die Schwächen, die sich bei der Risikokontrolle des Fonds gezeigt haben, sind … schwer zu ignorieren. Die Muttergesellschaft Natixis IM hat … eine Prüfung der Prozesse von H2O im Juli 2019 angekündigt, und es bleibt abzuwarten, ob diese Prüfung zu greifbaren Ergebnissen für Investoren führen wird.“ 

Die Ergebnisse vom März 2020 waren bei H2O tatsächlich greifbar, auch wenn sich das die Anleger, die 2019 bei der Stange geblieben waren, anders vorgestellt haben dürften. Es bleibt zu hoffen, dass Investoren die richtigen Schlüsse aus diesem Ereignis ziehen. Zum einen müssen sie berücksichtigen, dass langjährige hohe Gewinne Risiken in sich bergen, die in spiegelbildliche Verluste umschlagen können. Zum anderen bergen komplexe mathematische Modelle, die auf der Analyse von Vergangenheits-Renditen basieren, generell hohe Risiken in sich. Wenn dann noch hoch gehebelt wird und das Risikomanagement Fragezeichen aufwirft, kann Holland ganz schnell in Not geraten.

Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier.    

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich