Die Aktienmärkte haben im Mai 2020 weiterhin verlorenes Performance-Terrain zurückgewonnen, aber viele Anleger in Europa sind weiter an der Außenlinie geblieben und haben sich mit Neuinvestitionen in Fonds zurückgehalten – jedenfalls gemessen an den hohen Abflüssen von über 250 Milliarden Euro im März. Seitdem misstrauen viele Anleger dem Aufschwung an den Märkten. Im April hatten Anleger 48 Milliarden Euro in langfristige Fonds investiert, im Mai waren es mit 53 Milliarden Euro Anleger etwas mehr. Zum Vergleich: marktbedingt stieg das in Langfristfonds verwaltete Vermögen im Mai um 262 Milliarden Euro.
Das Neugeschäft wurde einmal mehr von Anleihenfonds dominiert, die 38 Milliarden Euro einsammelten. Im Monat zuvor waren es noch 29 Milliarden Euro. Der Großteil der Netto-Neugelder floss in Fonds für Unternehmensanleihen, darunter auch solche, die in hochverzinsliche Papiere investieren. Seit der Eskalation der Covid-19 Krise haben Notenbanken weltweit Anleihenkaufprogramme aufgelegt, was zu einer rapiden Kurserholung bei riskanten Bonds führte.
Die Zuflüsse in Aktienfonds sanken im Mai dagegen auf weniger als die Hälfte des Vormonats-Niveaus und beliefen sich auf 9,75 Milliarden Euro. Die Nachfrage nach Mischfonds erholte sich indes weiter; Aktien-Renten-Fonds verzeichneten Nettoneugelder in Höhe von 4,7 Milliarden Euro, was den höchsten Stand seit Februar dieses Jahres markierte.
Rohstofffonds verbuchten ihren bisher besten Monat überhaupt. Die Zuflüsse wurden durch die hohe Nachfrage nach börsengehandelten Goldfonds und Indexvehikel für physische Rohstoffe angekurbelt, aber auch die Zuflüsse in Energiefonds setzten sich fort, wenn auch in geringerem Tempo als im April, als Ölpreis-Tracker enorm hohe Investitionen verbuchten.
Alternative Fonds waren weiterhin sehr ungeliebt und erlitten im Mai Nettoabflüsse von vier Milliarden Euro. Regulierte Hedgefonds verzeichneten zuletzt im August 2018 ein positives Neugeschäft.
Geldmarktfonds erfreuten sich weiterhin einer hohen Nachfrage und verzeichneten Zuflüsse in Höhe von 34 Milliarden Euro.
Die europäische Fondsindustrie profitierte im Mai den zweiten Monat in Folge vom Höhenflug der Aktien- und Rentenmärkte. Das von langfristigen Fonds verwaltete Vermögen stieg von 8,85 Billionen Euro Ende April auf 9,00 Billionen EUR per 31. Mai. Einschließlich der Geldmarktfonds stieg das verwaltete Vermögen im selben Zeitraum von 10,228 Billionen auf 10,385 Billionen Euro.
Tabelle: Fondsvermögen und Zuflüsse in europäische Fonds im Mai
Die Anbieter aktiv verwalteter Fonds profitierten besonders stark von der hohen Nachfrage nach Anleihenfonds. Ihnen gingen im Mai 27,2 Milliarden Euro zu nach 20,2 Milliarden Euro im April. Die stärkste Nachfrage verbuchten Fonds für Unternehmensanleihen, einschließlich der Kategorien hochverzinslicher Anleihen. Indes mussten aktiv verwaltete globale Emerging-Markets-Bondfonds wie in den Vormonaten Abflüsse hinnehmen, ebenso wie kurzfristigen Euro-Anleihenfonds, die angesichts der Renditejagd an den Bond-Märkten wegen ihres geringen Performance-Potentials nicht länger gefragt waren..
Die Mittelzuflüsse in aktiv verwaltete Aktienfonds beliefen sich auf zwölf Milliarden Euro. Angetrieben wurde die Nachfrage nach Fonds für Technologie- und Gesundheitsaktien; auch global anlegende Wachstumsfonds waren gefragt. Aufgrund der anhaltenden Underperformance erlitten Value-Fonds - ebenso wie aktiv verwaltete globale Emerging-Markets-Aktienfonds - starke Abflüsse. Mischfonds sammelten 4,6 Milliarden Euro ein, dank der Nachfrage nach flexible, ausgewogene und aktienorientierte Euro-Mischfonds.
In einer seltenen Wendung mussten Index-Aktienfonds in einem positiven Marktumfeld Abflüsse hinnehmen. Dies ging hauptsächlich auf Rückgeben von ETFs zurück, aber auch offene Index-Aktienfonds erlitten einen Rückschlag. Während Gesundheits-, Technologie- und Wachstumsfonds analog zu aktiv verwalteten Fonds eine hohe Nachfrage verzeichneten, wurde das Gesamtbild von hohen Abflüssen aus einer Reihe von diversifizierten Indexportfolios getrübt, etwa US-amerikanische Standardwerte sowie verschiedene europäische Standardwertekategorien.
Indes hatten passiv verwaltete Rentenindexfonds ihren besten Monat seit Juli 2019. Die höchste Nachfrage verzeichneten die Kategorien Euro- und US-Dollar-Unternehmensanleihen. Auch Euro-Staatsanleihen-Indexfonds und passive globale Emerging-Markets-Anleihenfonds erfreuten sich einer hohen Nachfrage.
Die Mittelzuflüsse in langfristig aktiv verwaltete Fonds stiegen im Mai auf 41,4 Milliarden Euro gegenüber 28,7 Milliarden Euro im April. Die Zuflüsse in langfristige passive Fonds gingen im selben Zeitraum von 17,9 Milliarden auf 11,4 Milliarden Euro zurück. Der Marktanteil von Indexfonds stieg leicht von 19,5% per 30. April auf 19,6% der in langfristigen Fonds investierten Vermögenswerte.
Tabelle: Mittelflüsse in aktiv verwaltete Fonds und Indexfonds im Mai
Sie können die vollständige Version des Fund Flow Berichts für den Monat Mai hier herunterladen.
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