Der Morningstar Women's Empowerment Index hebt US-Unternehmen hervor, die sich für Chancengleichheit für Frauen und ihrem Zugang zum Management engagieren. Wie eine Durchsicht unseres Index zeigt, geht es nicht nur um Werte, sondern auch um Shareholder Value.
Geschlechtervielfalt als Auswahlkriterium
Um die Geschlechtervielfalt auf Unternehmensebene zu messen, arbeitet die Indexabteilung von Morningstar mit dem Research-Unternehmen Equileap zusammen, dessen Gender Equality Scorecard Unternehmen anhand von 19 Kriterien in vier großen Kategorien bewertet:
1. Gleichgewicht der Geschlechter in Führung und Belegschaft
2. Gleiche Entlohnung & Work-Life-Balance
3. Richtlinien zur Förderung der Geschlechtergleichstellung
4. Engagement, Transparenz und Verantwortlichkeit
Equileap prüft auch Rechtsstreitigkeiten in Unternehmen mit Blick auf geschlechtsspezifische Diskriminierung und sexuelle Belästigung. Dies stellt sicher, dass Führungskräfte nicht nur an hübschen feilen und Richtlinien entwerfen, die auf dem Papier gut aussehen.
Der Morningstar Women's Empowerment Index zielt auf 200 US-Aktien mit großer und mittlerer Marktkapitalisierung ab, die anhand von Bewertungen zur Gleichstellung der Geschlechter ausgewählt werden. Er ist kapitalisierungsgewichtet; die Sektorgewichte werden innerhalb von 2 Prozentpunkten des Marktgewichts gehalten.
Langfristig gesehen ist es jedoch ermutigend, dass im Women's Empowerment Index Unternehmen mit Wettbewerbsvorteilen (Wide Moat Ratings) und gesünderen Bilanzen stärker repräsentiert sind als beim breiten Markt. Ein Wide oder Narrow Moat Rating drückt einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil aus. Es deutet sich an, dass Portfolios mit einem hohen Anteil an "Economic Moat Ratings" und besseren Financial Health Scores einen überdurchschnittlichen Schutz vor Abwärtsrisiken bieten.
Der Financial Health Score drückt die finanziellen Stärke eines Unternehmens aus. Es stuft Unternehmen nach der Wahrscheinlichkeit ein, dass sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten, indem es den Verschuldungsgrad und die Aktienvolatilität berücksichtigt. Höhere Werte bedeuten eine stärkere finanzielle Gesundheit und damit ein geringeres Risiko eines Konkurses.
Techwerte sind im Gender-Index unterrepräsentiert
Per Ende Dezember 2020 wies der Index eine überdurchschnittliche Gewichtung bei den Sektoren Gesundheitswesen, defensiver Konsum und Finanzdienstleistungen. Untergewichtet sind die Sektoren Technologie, Industriewerte und Grundstoffe.
Blicken wir beispielhaft auf einige Indexbestandteile, die in Bezug auf die Gleichberechtigung der Geschlechter gut abschneiden.
- Eli Lilly: Der Gesundheits-Konzern hält im Women's Empowerment Index ein deutlich höheres Gewicht als in marktbreiten Index-Pendant Morningstar US Large Mid Cap Index. Lilly punktet mit hohen Frauenanteilen im Vorstand, auf der Managementebene und in der Belegschaft. Das Unternehmen hat auch eine familienfreundliche Elternzeit und legt Wert auf Geschlechtervielfalt innerhalb seiner Lieferkette.
- Auch Verizon Communications erhält aufgrund seiner Gender-Praktiken eine weit über dem Markt liegende Gewichtung im Index. Wie Lilly kann auch Verizon eine starke weibliche Vertretung auf allen Ebenen der Belegschaft vorweisen. Das Telekommunikationsunternehmen schneidet auch bei der Lohngleichheit gut ab. Verizon hat klare Richtlinien, wenn es um Chancengleichheit, Mitarbeitermissbrauch und Vielfalt in der Lieferkette geht.
- General Mills ist eines von mehreren defensiven Konsumgüterunternehmen, das im Index aufgrund seiner Gender-Praktiken im Index überrepräsentiert ist. Der Vorstand des Unternehmens weist eine hohe Frauenquote auf, ebenso wie die Belegschaft insgesamt. Elternurlaub und flexibles Arbeiten tragen ebenfalls zu einer integrativen Kultur bei.
Per Ende 2020 wurden mehrere Unternehmen aufgrund rechtlicher Probleme im Zusammenhang mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung und sexueller Belästigung nicht zugelassen. Dazu gehörten JPMorgan Chase, Hewlett Packard und Walmart.
Natürlich wird ein Index mit nur 200 Konstituenten zwangsläufig einige Top-Performer verpassen. So etwa Tesla, das wegen seiner Gender-Bilanz außen vor bleibt. Aber mit dem Wachstum der wissensbasierten Wirtschaft wird das Humankapital immer wichtiger für den Unternehmenserfolg. Unternehmen, die es mit der Geschlechtervielfalt ernst meinen, maximieren das Potenzial ihrer Belegschaft. Zudem könnten günstigere Werte beim Moat Rating und den Financial Health Scores auf konkrete Vorteile für den Shareholder Value hindeuten.