Nachhaltigkeit hat in der Welt der Geldanlage in der Regel zwei Bedeutungen - und es ist manchmal nicht klar, ob gemeint ist, dass eine Aktie sich gut entwickelt oder dass sie gut für den Planeten ist. Leider geht beides nicht immer Hand in Hand.
Eine finanziell nachhaltige Aktie könnte als eine definiert werden, die beständig eine zuverlässige Dividende liefert - besonders wichtig für ertragsorientierte Anleger, denen verlässliche Ausschüttungen wichtig sind. Allerdings hatten solche Aktien im vergangenen Jahr einen schweren Stand, zumal sich viele Unternehmen gezwungen sahen, ihre Ausschüttungen zu kürzen. Deshalb müssen Anleger selektiv vorgehen, sagt Dan Lefkovitz, ein Stratege der Morningstar Indexes Group. „Die Suche nach den renditestärksten Marktsegmenten kann oft in Problembereiche und Dividendenfallen führen - Unternehmen können eine attraktive Rendite haben, die aber letztlich nicht nachhaltig ist. Man muss wirklich auf die Dauerhaftigkeit der Dividende und auf die Nachhaltigkeit in der Zukunft achten”, erklärt er.
Bei der Nachhaltigkeit geht es jedoch auch um ESG-Faktoren, also um die Erfüllung von Anforderungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Unternehmen, die hier punkten, florieren, ohne den Planeten, die Menschen oder künftige Generationen zu gefährden.
Gibt es also Aktien, die beide Arten von Nachhaltigkeit in sich vereinen? Anhand des Morningstar UK Sustainability Dividend Yield Focus Index haben wir sechs Titel identifiziert, die eine Dividende ohne Schuldgefühle versprechen. Hier sehen wir uns einige der Aktien in unserer Liste im Detail an:
Die renditestärksten ESG-Dividendenaktien
Unilever
Fundamentaldaten: Der Eiscreme-, Fertiggerichte- und Waschmittelhersteller Unilever ist die verlässlichste Wahl für dividendenorientierte Anleger und die renditestärkste FTSE Aktie, wie aus unserer Tabelle der besten Dividendenzahler hervorgeht. Unilever war aufgrund der Fähigkeit des Unternehmens, langfristige Kursgewinne zu erzielen, auch unsere Aktie der Woche. Dank seiner exzellenten Einzelhandelslieferkette und seiner Kostenvorteile konnte das Unternehmen einen breiten wirtschaftlichen Wallgraben rund um sich errichten.
Nachhaltigkeit: Wenn es um ESG-Risiken geht, liegt Unilever im mittlerem Bereich. Die Verbraucher lehnen nicht recyclingfähige Verpackungen zunehmend ab und kritisieren auch die Abhängigkeit von Palmöl, dessen Produktion mit Menschenrechtsfragen in Verbindung gebracht wird. Unilever kann als Marktführer jedoch auf eine positive Reputation verweisen, da es bestrebt ist, den Einsatz solcher Materialien zu reduzieren, und sich verpflichtet hat, seine Umweltauswirkungen bis 2030 zu halbieren.
Reckitt Benckiser Group
Fundamentaldaten: Reckitt hat Marken in den Bereichen Haushalt, Körperpflege, Säuglingsnahrung und Verbrauchergesundheit im Angebot. Das Unternehmen erwirtschaftet rund 40 % seines Umsatzes in Schwellenländern. Nach einigen schwierigen Jahren, insbesondere in China, zeigte ein neues Managementteam den Weg zu profitablem Wachstum auf. Morningstar-Analyst Philip Gorham glaubt, dass Reckitt aufgrund seines breiten Wallgrabens und seiner säkularen Wachstumstreiber erfolgreich sein wird.
Nachhaltigkeit: Wie Unilever verwendet Reckitt nicht recyclingfähige Verpackungen und Palmöl. Durch die Übernahme von Mead Johnson Nutrition im Jahr 2017, durch die das Unternehmen seine Präsenz in Asien ausbaute, ist Reckitt zusätzlich zu den bestehenden geschäftsethischen Problemen (wettbewerbswidrige Praktiken, Rechtsstreitigkeiten über geistiges Eigentum und Tierversuche) auch Risiken in Bezug auf Produktqualität und -sicherheit ausgesetzt. Die zu Morningstar gehörende ESG-Rating-Agentur Sustainalytics stuft das Management von ESG-Themen insgesamt jedoch als positiv ein, da das Unternehmen auf Vorstandsebene Verantwortung für Nachhaltigkeit übernommen hat.
RELX
Fundamentaldaten: Das diversifizierte Informations- und Analyseunternehmen RELX wird heute zu 90 % elektronisch betrieben, in früheren Jahren waren es 35 %. Der elektronische Umsatz macht heute 87 % des Gesamtumsatzes aus (gegenüber 4 % im Jahr 2019) und 60 % des Umsatzes basieren auf Abos. Morningstar ist der Meinung, dass drei der vier Geschäftsbereiche von RELX gut geschützt sind und weiterhin von langfristigen strukturellen Faktoren profitieren dürften. Michael Field von Morningstar ist jedoch weniger optimistisch, was das Messegeschäft des Unternehmens angeht. RELX wird 20 % über seiner Fair-Value-Schätzung gehandelt und weist ein Morningstar-Rating von zwei Sternen auf.
Nachhaltigkeit: RELX hat das niedrigste ESG-Risikorating unserer Top-Renditeanlagen. Wie Pearson unterliegt es zwar keinem Kohlenstoffrisiko, aber die Hauptsorgen drehen sich um Datenschutz, Cybersicherheit und Risiken für geistiges Eigentum. Das Unternehmen hat seine wesentlichen Risiken gut im Griff und setzt Penetrationstests und fortschrittliche Schutzmechanismen gegen Online-Angriffe ein, um Cybersecurity-Bedrohungen zu erkennen und zu verhindern. Im Jahr 2020 investierte Pearson 11 Millionen GBP in Mitarbeiterschulungen. Das Unternehmen führte auch Initiativen zur Förderung der Vielfalt wie das Mentoring-Programm „Women in Technology ” ein.