Die Analysten von Morningstar prognostizieren, dass Elektro- und Hybridfahrzeuge bis 2030 eine weltweite Marktdurchdringung von 30 % bzw. 37 % erreichen werden. Das Jahr 2025 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem sich Elektro- und Hybridfahrzeuge in China, in der EU und in den USA – Regionen, auf die zusammen fast 70 % der jährlichen weltweiten Autoverkäufe entfallen – durchzusetzen begannen.
Laut dem aktuellen Electric Vehicle Observer von Morningstar wird die zunehmende Verbreitung batteriegetriebener Elektrofahrzeuge einige Branchen in der gesamten Lieferkette verändern. Unsere Analysten haben die Sektoren identifiziert, die von dieser Entwicklung profitieren werden. Das sind:
- Automobil-OEMs (Erstausrüster) und Teilelieferanten
- Batterienhersteller
- Rohstoffe (Lithiumproduzenten)
- Spezialchemikalien
- Technologiekomponenten
- Versorger
- Öl und Gas
Hier sehen wir uns 12 Aktien an, die vom EF-Trend profitieren werden. Wir haben uns entschieden, Tesla (TSLA) nicht in die Shortlist aufzunehmen, obwohl wir glauben, dass sich das Unternehmen als Marktführer mit der besten Technologie als eines der besten Investments im Bereich batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) erweisen könnte. Das wird vor allem dann der Fall sein, wenn es seinen Konkurrenten nicht gelingt, technologisch gleichzuziehen.
BMW-Gruppe (BMW)
Im Jahr 2020 hatte BMW 14 Elektromodelle im Angebot, auf die 8 % des Umsatzes entfielen. Das „Narrrow Moat”-Rating von BMW resultiert aus den starken Markennamen und dem geistigen Eigentum des Unternehmens. BMW geht davon aus, dass vollelektrische Modelle bis 2025 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 50 % erzielen werden. Bis dahin sind 25 Modelle mit Voll- oder Teil-Elektroantrieb geplant, davon 12 EF und 13 Plug-in-Hybrid-Modelle. BMW beabsichtigt, bis 2030 mindestens 50 % seines weltweiten Absatzes mit EF zu erzielen. Aktien-Analyst: Richard Hilgert.
General Motors (GM)
2021 verkündete GM sein Ziel, bis 2035 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge zu verkaufen. GM verfügt über keinen Burggraben, da es für ein einzelnes Unternehmen angesichts der starken Konkurrenz fast unmöglich ist, sich einen nachhaltigen Vorsprung zu verschaffen. GM plant, von 2020 bis 2025 insgesamt 35 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung von EF und AV (autonom fahrende Fahrzeuge) zu investieren. Bis dahin sollen 30 EF-Modelle auf den Markt gebracht und jährlich 1 Million EF verkauft werden. GM hat auch eine eigene Ultium-Batterietechnologie entwickelt, die es an andere Automobilhersteller wie Honda verkauft. Aktienanalyst: David Whiston.
Ford (F)
Ford treibt nun endlich seine EF-Pläne voran, und der Mustang Mach-E könnte sich als echter Konkurrent des Tesla Model Y erweisen. Die geplante Markteinführung des F-150 Lightning im Jahr 2022, einer EF-Version der profitabelsten Fahrzeugplattform von Ford, zeigt, dass Ford es mit EFs ernst meint. Ford verfügt über keinerlei Burggraben. Im Mai kündigte das Unternehmen an, bis 2025 mehr als 30 Milliarden Dollar in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen zu investieren, wobei dies sowohl für Pkw als auch für Nutzfahrzeuge gelten dürfte. Aktienanalyst: David Whiston.
Volkswagen (VOW3)
Etwa 3 % des weltweiten Absatzes von VW im Jahr 2020 entfielen auf BEVs. Volkswagen verfügt über keinen wirtschaftlichen Burggraben. Den starken Premium- und Ultra-Luxus-Marken wie Porsche, Bentley, Lamborghini und Bugatti stehen Massenmarken wie Volkswagen, Skoda und SEAT sowie das noch kapitalintensivere Nutzfahrzeuggeschäft gegenüber. In den nächsten fünf Jahren wird Volkswagen 46 Milliarden Euro in die Elektrifizierung seines Produktportfolios investieren. Für das Jahr 2025 erwartet das Unternehmen einen BEV-Anteil von 20 % am Gesamtvolumen, der bis Anfang der 2030er Jahre auf 55 % bis 60 % anwachsen soll. Analyst: Richard Hilgert.
BorgWarner (BWA)
BorgWarner stellt Motoren, Getriebe, Wechselrichter, Umrichter, Batteriemanagementsysteme, Onbord-Ladegeräte und Software für Elektrofahrzeuge her. Außerdem kombiniert das Unternehmen Komponenten und Software zu kompletten integrierten Antriebsmodulen. Das „Narrow Moat”-Rating von BorgWarners ergibt sich aus einem kontinuierlichen Fluss von geistigem Eigentum und Wechselkosten. Im Jahr 2030 beabsichtigt BorgWarner rund 45 % seines Umsatzes mit Elektrofahrzeugen zu erzielen (2021 waren es noch rund 3 %). Wir gehen davon aus, dass die Umsätze im Durchschnitt um 2 bis 4 Prozentpunkte stärker wachsen werden als die weltweite Produktion von Leichtfahrzeugen, da sich Elektrofahrzeuge schneller verbreiten als Modelle mit Verbrennungsmotoren zurückgehen. Aktienanalyst: Richard Hilgert.
Continental (CON)
Durch Vitesco, dessen Spin-off im September 2021 angestrebt wird, umfasst das EF-Produktportfolio von Continental Motoren, Getriebe, Wechselrichter, Umrichter, Batteriemanagementsysteme, Onbord-Ladegeräte, Thermomanagementsysteme und Software. Außerdem verbindet das Unternehmen Bauteile und Software zu einem kompletten Hochspannungs-Achsantriebsmodul. Vitesco strebt mittelfristig einen Umsatz mit Elektrifizierungstechnologien von mehr als 2 Milliarden Euro an. Dieses Ziel dürfte voraussichtlich im Jahr 2025 erreicht werden, ausgehend von 406 Millionen Euro im Jahr 2020. Derzeit verfügt das Unternehmen über einen Auftragsbestand für Elektrifizierungstechnologien im Wert von über 13 Milliarden Euro. Wir gehen davon aus, dass die Umsätze im Durchschnitt um 2 bis 4 Prozentpunkte stärker wachsen werden als die weltweite Produktion von Leichtfahrzeugen, da das Wachstum im Bereich der Elektrofahrzeuge den Rückgang bei den Verbrennungsmotoren übertrifft. Aktienanalyst: Richard Hilgert.
STMicroelectronics (STM)
STMicro ist ein wichtiger Zulieferer der EF-Industrie. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt siliziumkarbid- (SiC-)basierte Leistungshalbleiter an Tesla für EF-Wechselrichter für das Model 3. ST investiert stark in SiC- und galliumnitrid- (GaN-)basierte Halbleiter für EF. Das „Narrow Moat”-Rating von ST resultiert aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Chipdesign sowie aus den hohen Wechselkosten der Kunden aufgrund von kostspieligen Designänderungen. ST wird von der steigenden Chipzahl pro Auto, einschließlich EF, profitieren, die unserer Einschätzung nach um etwa 5 % schneller steigen dürfte als die weltweiten Verkäufe von Leichtfahrzeugen. Aktienanalyst: Brian Colello.
Johnson Matthey (JMAT)
Johnson Matthey ist mit seinem Flaggschiffprodukt eLNO (enhanced Lithium Nickel Oxide) ein Neueinsteiger im Bereich der Hochenergiekathodenmaterialien für EF-Batterien. Wir erwarten die Fertigstellung der ersten eLNO-Anlage von Johnson Matthey für das Jahr 2022. Johnson Matthey hat einen schmalen Burggraben, der auf immateriellen Vermögenswerten und hohen Wechselkosten in seinen Geschäftsbereichen Emissionskatalysatoren, Prozesskatalysatoren und Edelmetalldienstleistungen basiert. Das Unternehmen plant, seine eLNO-Kapazitäten in Europa in den kommenden Jahren zügig auszubauen. Die erste Anlage hat eine Kapazität von 10.000 Tonnen pro Jahr. Die Engineering-Arbeiten für eine zweite Anlage mit einer Kapazität von 30.000 Tonnen sind jedoch bereits angelaufen. Aktienanalyst: Rob Hales.
Panasonic (6752)
Panasonic ist mit Batterieproduktionswerken auf der ganzen Welt, die Automobilhersteller beliefern, einer der weltweit größten Hersteller von EF-Batterien. Wir schätzen, dass die Batterieproduktionskapazität von Panasonic in den nächsten Jahren um das Sechs- bis Achtfache wachsen wird und das Unternehmen einen Kostenvorteil gegenüber der Konkurrenz erzielen kann. Allerdings ist der Batterieanteil im Vergleich zum größeren Unterhaltungselektronikgeschäft noch zu gering, als dass von einem Burggraben für das gesamte Unternehmen gesprochen werden könnte. Panasonic investiert durch den Bau von Gigafactories, also Fertigungsanlagen mit einer jährlichen Batterieproduktionskapazität von 1GWh, stark in den Ausbau seiner Batteriekapazitäten. Analyst: Kazunori Ito.
Glencore (GLEN)
Glencore ist durch seine erhebliche Kupfer-, Kobalt- und Nickelproduktion und die entsprechenden Umsätze in der Sparte EF engagiert. Wir sind der Meinung, dass die Rohstoffhandels- und Marketingaktivitäten des Unternehmens allein aufgrund des Kostenvorteils ein „Narrow Moat”-Rating verdienen würden. Die Bergbau-Vermögenswerte von Glencore sind allerdings nicht „moat”-würdig. Glencore geht bei der Kapitalzuweisung relativ diszipliniert vor, und die Wachstumsaussichten für die wichtigsten Metalle für EF-sind generell verhalten. Eine Ausnahme ist Kobalt, das bis 2022 gegenüber dem Niveau von 2020 um etwa 40 % wachsen dürfte, da die im August 2019 eingeleiteten Produktionskürzungen rückgängig gemacht werden. Aktienanalyst: Mathew Hodge.
Sociedad Quimica y Minera (SQM)
Das größte Geschäft von SQM ist die Lithiumproduktion. Lithium wird von der zunehmenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen profitieren, da eine größere Nachfrage nach Lithium zu höheren Preisen und Gewinnen führen wird. Unser „Narrow moat”-Rating ergibt sich aus der kostengünstigen Lithium-, Jod- und Spezialdüngerproduktion von SQM. SQM betreibt das kostengünstigste solebasierte Lithiumproduktionswerk weltweit. SQM investiert in die Verdreifachung seiner Lithium-Kapazität in den nächsten zehn Jahren, größtenteils durch kostengünstige Kapazitätserweiterungen auf Industriebracheflächen. Wir sehen diese Investitionen in Anbetracht unserer günstigen EF-Prognose als wertsteigernd an. Aktienanalyst: Seth Goldstein.
ExxonMobil (XOM)
Öl dient in erster Linie zur Herstellung von Kraftstoffen, einschließlich Benzin, die von EF nicht benötigt werden. Da Erdgas zur Stromerzeugung verwendet wird, könnte die Erdgasnachfrage steigen, aber die steigende Zahl der Elektrofahrzeuge wird die Rohölnachfrage drosseln. Da Fahrzeuge jedoch eine Lebenserwartung von 10-15 Jahren haben, wird sich der Übergang langsam vollziehen. In der Zwischenzeit wird die Zahl der produzierenden Bohrlöcher mit der Zeit immer kleiner werden und es müssen weitere gebohrt werden. Unternehmen am unteren Ende der Kostenkurve können nach wie vor florieren. ExxonMobil ist (gemeinsam mit Schlumberger) unser Top-Pick in diesem Sektor. Wir halten an unserem „Narrow Moat”-Rating fest, obwohl wir die Wettbewerbsposition von Exxon als geschwächt ansehen. Aktienanalyst: Allen Good.