Trotz einer Verlangsamung des BIP-Wachstums im dritten Quartal 2021 und zunehmender Bedenken wegen der Inflation und der neuen Coronavirus-Variante Omikron sind wir der Ansicht, dass die Erholung der US-Wirtschaft noch lange nicht vorbei ist.
Auf annualisierter Basis stieg das reale BIP der USA im dritten Quartal 2021 um nur 2% und damit so langsam wie noch nie in der aktuellen Konjunkturerholung. Ursache der Verlangsamung war ein abrupter Rückgang der Ausgaben für Konsumgüter; vor allem Kraftfahrzeuge litten unter einem starken Angebotsmangel. Der Aufschwung bei den Verbraucherdienstleistungen verlangsamte sich unter anderem, weil wegen der Delta-Variante die Zahl der Corona-Fälle zunahm.
Die Inflation wiederum stieg 2021 auf den höchsten Stand seit Jahrzehnten. Wir sehen darin jedoch weder eine Bedrohung für die wirtschaftliche Erholung noch einen Vorboten für eine erhöhte langfristige Inflation. Langlebige Güter (insbesondere Fahrzeuge) und Energie sind die Haupttreiber der US-Inflation, aber wir gehen davon aus, dass ihr Einfluss schwindet, sobald das Angebot wieder mit der Nachfrage Schritt hält. Das Abklingen der Preiserhöhungen in diesen Branchen dürfte zu einem starken deflationären Druck führen.
Wir prognostizieren, dass die Inflation 2022 auf 3% sinken und im Durchschnitt der Jahre 2022 bis 2025 nur 2,2% betragen wird. Dies liegt unter den Konsensschätzungen, die unserer Meinung nach auf kurzfristige Entwicklungen überreagieren. Selbst wenn sich die Angebotsbeschränkungen länger hinziehen als von uns erwartet, glauben wir, dass die Fed in der Lage und willens ist, einen anhaltenden Inflationsdruck zu zügeln.
Unsere BIP-Prognose für 2022 (3,9%) stimmt in etwa mit dem Konsens überein. Wir haben sie wegen der Omikron-Variante nicht wesentlich verändert. Omikron wird vermutlich im ersten Quartal 2022 zu einem sprunghaften Anstieg der Krankheitsfälle führen, trotzdem dürfte der Anstieg der schweren Erkrankungen eher schwach ausfallen. Sollte sich Omikron zudem als hochansteckende, aber milde Variante erweisen, könnte dies zu einer vollständigen Rückkehr zur Normalität beitragen.
Mittel- bis langfristig hängt das Wirtschaftswachstum von der Angebotsseite der Wirtschaft ab. Wir liegen etwa 2% über dem Konsens für das BIP-Wachstum bis 2025 und geben damit unsere Einschätzung der Angebotsseite wieder. Wir glauben, dass die US-Wirtschaft schon vor der ersten Coronawelle 2019 unter ihrem eigentlichen Potenzial arbeitete. Insbesondere die Erwerbsbeteiligung lag aufgrund der anhaltenden Folgen der großen Rezession immer noch unter ihrem langfristigen Trend. Wir denken jedoch, dass in den nächsten Jahren die außergewöhnlich angespannten Arbeitsmärkte entmutigten Arbeitnehmern die Möglichkeit geben, wieder in das Erwerbsleben einzusteigen.