Jetzt auch die Deutsche Bank: Am 26. Januar gab Deutschlands größtes Geldhaus bekannt, ein Aktienrückkaufprogramm über 300 Millionen Euro starten zu wollen, das im ersten Halbjahr 2022 abgeschlossen sein soll. Der Vorstand plant außerdem, eine Bardividende von 0,20 Euro pro Aktie für das Geschäftsjahr 2021 vorzuschlagen. Insgesamt würde dies eine Kapitalausschüttung von rund 700 Millionen Euro an die Aktionäre bedeuten. Die Maßnahme dient dem erklärten Ziel, im Laufe der Zeit Kapital in Höhe von fünf Milliarden Euro an die Anteilseigner zurückzugeben.
Die Deutsche Bank ist kein Einzelfall. Ein Umdenken scheint im Gang zu sein bei den Unternehmen im Deutschen Aktienindex DAX. Standen sie Aktienrückkäufen in der Vergangenheit oft skeptisch bis zögerlich gegenüber, sieht es im Moment danach aus, als würden sie dieses Instrument für sich (neu) entdecken. Das legt die illustre Runde von Konzernen nahe, die entsprechende Programme angekündigt oder bereits gestartet haben.
Siemens, mit einem Anteil von rund sieben Prozent eines der Schwergewichte im DAX, geht das Thema Aktienrückkäufe offensiv an: Seit Mitte November 2021 kauft der in München ansässige Konzern eigene Dividendentitel und will das bis Mitte November 2026, also fünf Jahre lang tun. Insgesamt hat das Programm ein Volumen von drei Milliarden Euro (ohne Erwerbsnebenkosten).
Neben den DAX-Dickschiffen – außer Siemens wollen SAP und Linde Aktienrückkäufe im Umfang von einer Milliarde Euro bzw. 4,3 Milliarden Euro tätigen – nutzen auch kleinere Indexneulinge das Instrument: Kochboxen-Versender Hellofresh will in zwei Tranchen eigene Aktien im Volumen von bis zu 250 Millionen Euro zurückkaufen. Die erste Tranche mit 125 Millionen Euro startete Mitte Januar 2022, die zweite mit weiteren 125 Millionen Euro soll, abhängig von der Marktentwicklung, zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr implementiert werden. Und Zalando schließlich hat am 21. Januar 2022 begonnen, eigene Aktien zurückzukaufen. Bis spätestens 21. April will der Online-Versandhändler eigene Aktien zu einem Gesamtkaufpreis von bis zu 200 Millionen Euro erwerben.
Erster Aktienrückkauf seit fast 15 Jahren
Eine echte Überraschung war die Ankündigung der BASF Anfang des Jahres, bis Ende 2023 eigene Aktien in Höhe von drei Milliarden Euro zurückkaufen zu wollen. Für das Unternehmen bedeutet dieser Schritt den ersten Rückkauf seit fast 15 Jahren. Am Tag der Bekanntgabe schloss die BASF-Aktie mit einem Plus von 4,5%. Grund für den Kursanstieg war nach Ansicht von Rob Hales, Aktienanalyst bei Morningstar, eher die Zuversicht der BASF für das Jahr 2022 und weniger ein Bewertungseffekt des Rückkaufs selbst. „Wenn der Rückkauf am Tag der Ankündigung vollständig abgeschlossen worden wäre, würde unsere Schätzung des fairen Wertes nur um etwa 1% steigen“, sagt Hales. „Daher halten wir an unserer Schätzung des fairen Wertes von 73 Euro (22 US-Dollar) fest. Auf dem derzeitigen Niveau scheint die Aktie unterbewertet.“
Aus Sicht der Kapitalallokation begrüßt der Morningstar-Analyst den Aktienrückkauf. „Auch wenn es vielleicht nicht explizit gesagt wurde, schienen Rückkäufe in der Vergangenheit eine rote Linie für BASF zu sein, die unnötigerweise ein nützliches Instrument aus ihrer Kapitalallokationsstrategie entfernt hat.“ Da Hales die BASF-Aktie für unterbewertet hält und die starke Erholung dem Unternehmen im Jahr 2021 einen gewissen Kapitalüberschuss beschert hat, hält er den Zeitpunkt des Aktienrückkaufs für richtig. „Während der Rückkauf vordergründig dazu dient, Kapital an die Aktionäre zurückzugeben, sehen wir den eigentlichen Zweck des Rückkaufs darin, die progressive Dividendenpolitik des Unternehmens zu unterstützen“, so der Analyst.
Für die Aktionäre gebe es nichts Wichtigeres als die Dividende und ihr kontinuierliches Wachstum. Die Maßnahmen der BASF unterstützen diesen Gedanken. Im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten hat das Unternehmen seine Dividende während der Coronakrise nicht gekürzt. „Zu den heutigen Kursen ist der Rückkauf eine Win-Win-Situation, da er theoretisch wertschaffend ist und die Anzahl der Aktien reduziert, wodurch künftige Dividendenerhöhungen unterstützt werden“, so Hales.