Als Russland am Donnerstag in die Ukraine einmarschierte, erlitten die wichtigsten Aktienmärkte schwere Verluste, auch eine Reihe in London notierter Aktien mit Bezug zu Osteuropa fielen stark.
Für europäische Fondsanleger stellt sich angesichts des Konflikts unweigerlich die Frage: Wie hoch ist mein Engagement in Russland oder in der Ukraine? Russland-Fonds sind nach wie vor Nischenprodukte und dürften kaum einen großen Teil eines diversifizierten Portfolios ausmachen. Anleger werden ihre Fondsportfolios auf Russland-Engagements überprüfen, aber in Wirklichkeit stehen russische Aktien nur für einen winzigen Prozentsatz des europäischen Fondsvermögens.
Nach den Daten von Morningstar Direct vom 31. Januar 2022 beträgt der Anteil russischer Aktien am langfristigen europäischen Fonds- und ETF-Vermögen nur 0,27%, das sind EUR 32,8 Milliarden von insgesamt EUR 12 Billionen.
Mithilfe eines Screenings in Morningstar Direct haben wir die europäischen Fonds mit dem prozentual größten Engagement in russischen Aktien herausgefiltert.
Schwellenländer-Fonds haben ein gewisses Engagement in Russland, da das Land im MSCI Emerging Markets Index enthalten ist. Die größten Schwellenländer-Indexfonds, etwa die von iShares und Vanguard sind nur zu etwa 3% in Russland investiert.
Aufstrebendes Europa
Wie sieht es mit Fonds für die europäischen Schwellenländer aus? Wegen der Größe der russischen Wirtschaft und ihrer Präsenz in Osteuropa ist das prozentuale Engagement in Russland hier höher. Die größte Gewichtung in absoluten Zahlen fanden wir beim Schroder ISF Emerging Europe, der ein Fondsvolumen von EUR 740 Millionen hat. Er ist zu knapp 60% in Russland investiert, wobei Gazprom, Sberbank und Lukoil die drei größten Positionen sind.
Prozentual gesehen hat der Invesco Emerging European mit 73% des Portfolios das höchste Engagement in Russland. Der Fonds hat ein Morningstar Quantitative Rating für Fonds (MQR) von Neutral und ein Vermögen von nur EUR 17 Millionen. Auch hier sind Sberbank, Lukoil und Gazprom die größten Positionen.
Der Templeton Eastern Europe, der ein MQR von Neutral und ein Vermögen von EUR 210 Millionen aufweist, liegt mit einem Russland-Anteil von 68% nicht weit dahinter. Der JPMorgan Emerging Europe, der von den Morningstar-Analysten mit Bronze bewertet wird, ist zu mehr als 60% in russischen Aktien investiert.
Russland stand in den letzten Jahren stark im Fokus von Investoren, die Einkommen durch Investitionen in Schwellenländern suchen, weil die kapitalstarken russischen Unternehmen im europäischen Vergleich großzügige Dividenden zahlen. Selbst dividendenorientierte ETFs haben nur eine relativ geringe Gewichtung in Russland: Der iShares Emerging Markets Dividend Focus (DYVE) ist zu 14% in diesem Land engagiert.
Zusätzlich zu den long only-Fonds gibt es mehr als 1.200 Fonds, die short in russischen Aktien engagiert sind. Die meisten Positionen sind sowohl auf Euro- wie auf Prozentbasis sehr klein.
BRICs eingemauert
Als das Abkürzung BRIC im Jahr 2001 von Jim O'Neill, dem Chefvolkswirt von Goldman Sachs, geprägt wurde, drückte es die Aufregung aus, die die Schwellenländer damals umgab - BRIC stand für Brasilien, Russland, Indien und China. Seitdem haben lateinamerikanische Aktien und Fonds eine massive Volatilität erlebt, Indien floriert und der Anteil Chinas am Schwellenmarkt-Universum ist erheblich gestiegen.
Nach wie vor können Sie BRIC-Fonds sowohl in aktiver als auch in passiver Form kaufen. Der iShares BRIC 50 (BRIC) beispielsweise ist zu 8% in Russland engagiert. Der ETF hat ein Volumen von nur USD 180 Millionen Dollar (EUR 161 Millionen) und ein konzentriertes Portfolio, das sich auf die 50 größten BRIC-Unternehmen beschränkt. Im Allgemeinen haben größere passive BRIC-Fonds nach Angaben von Morningstar Direct ein Russland-Engagement zwischen 20 und 25%. Allerdings haben sich Anleger in den letzten Jahren von den BRIC-Staaten abgewandt und konzentrieren sich nun auf Möglichkeiten, unter ESG-Gesichtspunkten in Schwellenländer zu investieren. Was Abkürzungen betrifft, war ein Investment in FANGS in den letzten zehn Jahren wesentlich lukrativer.
Unter dem Strich ist das direkte Engagement europäischer Fonds in russischen Aktien sehr gering. Die wirklichen Auswirkungen werden spürbar, wenn die westeuropäischen Märkte die Unsicherheit einpreisen, die der Einmarsch Russlands in den Köpfen der Anleger ausgelöst hat.
Methodik der Tabelle
Wir haben Fonds herausgefiltert, die nur in einzelnen Ländern zum Verkauf stehen, z. B. Schweiz, Liechtenstein, Finnland und Dänemark. Die Morningstar Analyst Ratings beziehen sich auf einzelne Anteilsklassen und können abweichen. Die Mehrheit der Fonds hat ein Morningstar Quantitative Rating (MQR).