Rangliste der Essenslieferanten

Die Aufträge steigen, die Aktienkurse fallen. Was ist los im Bereich der Essenslieferungen? Wir haben ein paar Zahlen für Investoren zusammengestellt

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Deliveroo bike

Während der vielen Corona-Lockdowns war Lebensmittel-Lieferdienste heiße Aktien. In den letzten Monaten allerdings hat der Appetit der Investoren auf diese Unternehmen stark nachgelassen.

In einem Markt, der Gewinne und Cashflows im Hier und Jetzt erwartet, ist das Versprechen von "Wachstum in der Zukunft" nicht mehr aktuell. Und der fehlende Enthusiasmus für alles, was nach Technologie aussieht, hat in diesem Jahr auch die Entwicklung der Aktienkurse belastet. Allein in den letzten sechs Monaten gab es für einige Verluste, die den Anlegern Magenschmerzen bereiteten.

Man könnte meinen, diese Unternehmen seien alle in etwa gleich, weil sie vergleichbare Dinge tun: Innerhalb einer Stunde Essen von Ihrem Lieblingsrestaurant zu liefern.

Aber es ist ein dynamischer Sektor, und es ist oft schwer, in der Flut der Zahlen die wahre Geschichte zu erkennen. Die Aufträge schnellen nach oben, aber die Aktienkurse stürzen ab. Die Umsätze steigen, aber Gewinne sind schwer zu erreichen. Zum Glück haben die Morningstar-Analysten ihre Favoriten in diesem Sektor (dazu später mehr).

 

 

Wir haben die Zahlen gerundet, um den Vergleich zwischen den Hauptakteuren zu erleichtern. Was Anleger wirklich wollen, sind Gewinne oder zumindest Anzeichen dafür, dass die Rentabilität bald kommt. Deliveroo und Just Eat stehen kurz vor der Veröffentlichung ihrer Jahreszahlen und der Markt wird sich mehr für ihre Prognosen für 2022 interessieren als für die Ergebnisse von 2021.

 

Billiges Essen, billige Aktien?

Einige Aktien verzeichnen in diesem Jahr erhebliche Kursverluste und das nach nur sieben Wochen im Jahr 2022: In Deutschland liegt Delivery Hero seit Jahresbeginn 53% im Minus. Auch die Einjahresrenditen sind alles in allem nicht schön.

 

Aber jedes Anzeichen dafür, dass es den Unternehmen gelingt, ihr pandemisches Wachstumsniveau aufrechtzuerhalten, wird von den Anlegern mit Begeisterung aufgenommen. Die US-Firma Door Dash (DASH) erlebte einen Kurssprung, als sie dem Markt letzte Woche einige positive Zahlen präsentierte - im letzten Quartal (bis Ende Dezember 2021) lagen die Aufträge 35% höher als im gleichen Zeitraum 2021. Ali Mogharabi, Analyst für den Tech-Sektor bei Morningstar, hob seinen fairen Wert für das US-Unternehmen auf USD 163 pro Aktie an.

Das geschah nur eine Woche nach den "enttäuschenden" Zahlen von Delivery Hero (DHER), was unseren Analysten dazu veranlasste, eine Senkung der Fair Value-Schätzung von derzeit EUR 116 zu prognostizieren. Außerdem hob Morningstar-Analyst Ioannis Pontikis sein Unsicherheitsrating von "hoch" auf "sehr hoch" an. Grund ist die Unsicherheit über die voraussichtliche Rentabilität, insbesondere bei der spanischen Tochtergesellschaft Glovo. Der Markt belohnt positive Prognosen und bestraft negative Prognosen hart.

 

Just Eat gut positioniert?

In diesem Bereich bevorzugt Pontikis Just Eat Takeaway (JET), das wie Deliveroo und Delivery Hero ein 5-Sterne-Rating hat, was bedeutet, dass seine Aktien deutlich unterbewertet sind. Und nicht nur unterbewertet; das Unternehmen wird zurzeit mit dem größten Abschlag aller von Morningstar bewerteten Aktien gehandelt.

Zu seinen Marken gehören Just Eat und Takeaway, die in mehreren europäischen Märkten tätig sind. Aber es hat auch den DoorDash-Konkurrenten GrubHub im Jahr 2020 für etwas mehr als USD 7 Milliarden gekauft (zum Vergleich: die Marktkapitalisierung von DoorDash beträgt aktuell USD 33 Milliarden).

Hier zählt Größe, und es wird erwartet, dass Just Eat seine beherrschende Stellung ausspielen wird. "Just Eat Takeaway ist in über 90% der Märkte, in denen es tätig ist, Marktführer und unserer Meinung nach gut positioniert, um vom strukturellen Trend der zunehmenden Digitalisierung von Essenslieferungen zu profitieren", sagt Pontikis.

"Hohe Margen, stark konzentrierte Märkte, feste Kunden-Restaurant-Beziehungen, eine relativ geringe Kapitalintensität und ein bedeutender und unerschlossener adressierbarer Markt untermauern den Investment Case von Just Eat."

Die Aktie hat einen geschätzten fairen Wert von GBP 106, wird aber nach einem Rückgang von 25% im bisherigen Jahresverlauf aktuell zu GBP 29 gehandelt. Just Eat veröffentlicht seine Jahresergebnisse am 2. März 2022, während der Rivale Deliveroo seine Zahlen am 17. März vorlegt.

 

Was kommt als Nächstes?

Die Pandemie schuf für Essenlieferanten eine Chance zur Transformation. Viele neue Verbraucher, die due Dienste zunächst ausprobiert haben, nutzen sie nun regelmäßiger, genau wie es Jack Neele, Manager von Robeco Consumers Trends, letztes Jahr vorausgesagt hat.

Man darf nicht vergessen, dass der Sektor noch jung ist und drei der wichtigsten Unternehmen nach der Entdeckung des Coronavirus an die Börse gingen: DoorDash 2020, Deliveroo und Zomato 2021. Just Eat und Takeaway fusionierten im April 2020.

 

 

Viele der Aktien sind nach den Kennzahlen von Morningstar deutlich unterbewertet, aber das Unsicherheits-Rating ist bei den meisten sehr hoch, was darauf hindeutet, dass die Analysten bei kurzfristigen Bewertungen sehr vorsichtig sind. In der Zwischenzeit könnten die billigen Aktien sogar noch billiger werden, anstatt wieder auf ihren fairen Wert zu steigen.

Und von Seiten der Regulierungsbehörden steift der Druck. In Europa gibt es einen Vorstoß zur Verbesserung der Arbeitsrechte von Lieferfahrern (ein ESG-Aspekt für potenzielle Anleger). In Asien wiederum hat die chinesische Regierung Meituan gezwungen, die Gebühren zu senken, die das Unternehmen Restaurants für die Lieferung berechnet.

Letztendlich bleibt es unklar, ob es einen entscheidenden Gewinner geben wird. Fusionen und Übernahmen haben bereits begonnen, weil die Unternehmen in diesem hart umkämpften Bereich um Marktanteile ringen. Ob der Markt dem "winner takes all"-Trend der traditionellen Technologie folgt, ist schwer zu sagen. Wird sich ein globaler Marktführer herausbilden oder wird es nur regionale Champions in den USA und Europa geben? Die Kernzahlen sind auf jeden Fall mit einer gewissen Unsicherheit behaftet.

 

Ein Hinweis zur Methodik

Wir haben auch Uber Eats zum Vergleich herangezogen, weil es ein Konkurrent vieler Unternehmen in diesem Sektor ist, auch wenn es hauptsächlich als Taxidienst bekannt ist. Wir haben unseren Horizont über Europa hinaus erweitert, um das indische Unternehmen Zomato und das chinesische Unternehmen Meituan zu betrachten, obwohl beide noch kein Morningstar-Rating haben. Zudem ist der chinesische E-Commerce-Riese Alibaba (BABA) Eigentümer des Meituan-Konkurrenten Ele.me, was in etwa mit "Jetzt hungrig" übersetzt werden kann.

Wir haben taggleiche Lebensmittellieferungen ausgeschlossen, obwohl einige dieser Unternehmen auch in diesem wachsenden Bereich tätig sind.

Wir haben die von den Unternehmen gemeldeten Umsatz- und Gewinnzahlen verwendet. Obwohl die Unternehmen ihre Zahlen unterschiedlich darstellen, sieht das Gesamtbild ähnlich aus: Die Einnahmen steigen, aber die hohen Kosten bedeuten, dass die Unternehmen Verluste machen.

Im Fall von Just Eat Takeaway handelt es sich um Proforma-Umsätze und ein bereinigtes Proforma-EBITDA aufgrund der Übernahme von GrubHub und der Fusion mit Just Eat. Bei Deliveroo ist dies das bereinigte EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen). Delivery Hero verwendet das bereinigte EBITDA. Für DoorDash wird dies als Nettoverlust nach Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen ausgewiesen. Das bereinigte EBITDA schließt einmalige, unregelmäßige Posten aus dem Ergebnis eines Unternehmens ein, wie z. B. nicht realisierte Gewinne oder Verluste oder Abschreibungen auf Vermögenswerte. Diese werden oft aus der EBITDA-Zahl herausgerechnet, was einen Vergleich zweier Rechnungslegungszahlen ermöglicht.

Proforma-Abschlüsse beinhalten hypothetische Fragen - Unternehmen, die während des Berichtszeitraums andere Firmen gekauft oder übernommen haben, müssen verschiedene Szenarien betrachten.

Die Finanzdaten werden in Landeswährung ausgewiesen. Die Gesamtzahl der Aufträge umfasst sowohl die Lieferaufträge als auch die Marktplatzaufträge.

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Über den Autor

James Gard  ist Redakteur bei Morningstar.