3 internationale Aktien, über die Sie nachdenken sollten

Sie möchten im Ausland investieren? Virginia Au von Leith Wheeler stellt drei Unternehmen vor, die sie gerade beobachtet

28.03.2022
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Ruth Saldanha: Manche Anleger haben einen Home Bias, eine einseitige Vorliebe für ihren Heimatmarkt. Wenn Sie nicht zu diesen Menschen gehören und internationale Aktien kaufen wollen, wo sollten Sie anfangen? Virginia Au ist die Leiterin Global Equity bei Leith Wheeler Investment Counsel. Ihr Team verwaltet eine konzentrierte globale Aktienstrategie für Privatkunden und sie ist heute hier, um drei internationale Aktienideen vorzustellen.

Virginia, vielen Dank, dass Sie heute hier sind.

Virginia Au: Ich danke Ihnen. Es ist schön, hier zu sein.

Saldanha: Ihr erster Vorschlag ist Global Payments. Erzählen Sie uns ein wenig über dieses Unternehmen.

Au: Global Payments hat seinen Sitz in den USA und ist ein Unternehmen für Zahlungsabwicklungen. Es hilft Händlern, jede Art von Zahlung zu verarbeiten, die ein Kunde verwendet, also etwa Kreditkarten, Debitkarten, Apple Pay oder digitale Geldbörsen. In letzter Zeit hatte die Aktie mit zwei Problemen zu kämpfen. Zum einen macht sich der Markt Sorgen, dass so viele Innovationen und neue Zahlungsarten wie "buy now, pay later" die Marktposition von Global Payments beeinträchtigen könnten. Zum anderen besteht die Befürchtung, dass aufgrund des starken Wachstums des Handels viele der neuen digitalen Zahlungsabwickler wie Stripe, Adyen, PayPal oder Square den Marktanteil von Global Payments auffressen werden. Ich denke, das ist weit von der Wahrheit entfernt. Es handelt sich dabei vermutlich um ein Missverständnis im Hinblick auf das Geschäftsmodell von Global Payments.

Was den ersten Punkt angeht, so ist Global Payments ein Zahlungsabwickler. Es ist ihnen also ziemlich egal, wie Sie oder ich einen Händler bezahlen wollen. Je mehr Zahlungsarten es gibt, desto komplizierter wird es, desto wichtiger wird die Position von Global Payments für den Händler und desto schwieriger wird es für neue Marktteilnehmer, in das Geschäft einzusteigen, weil die Komplexität der Technologie stark zugenommen hat. Mehr Zahlungsarten sind also gut für sie. Zweiter Punkt zum elektronischen Handel. Da ist etwas Wahres dran. Der elektronische Handel war vor allem während der Pandemie sehr stark. Es gibt viele Händler, die sowohl online als auch vor Ort präsent sind. Sie brauchen jemanden, der ein globales Full-Service-Zahlungssystem mit hohem Volumen anbietet, das nicht nur für den Online-Handel geeignet ist, sondern auch für Dienstleistungen vor Ort. Und offen gesagt haben viele dieser Online- oder originär digitalen Zahlungssysteme die Präsenz vor Ort schlicht nicht. Das ist also ein direkter Vorteil für Global Payments im Vergleich zu den neueren Marktteilnehmern. Unserer Ansicht nach ist Global Payments deshalb so attraktiv, weil es sich um ein Unternehmen mit einer Wachstumsrate von 15% und einem 13-fachen freien Cashflow handelt. Und in Zeiten wie diesen kann ein Bottom-up-Investor, der umfangreiche Recherchen anstellt, von diesen Fehlbewertungen profitieren.

Saldanha: Das zweite Unternehmen, das Ihnen gefällt, ist Hays, ein Personalvermittlungsunternehmen. Liegt das an der hohen Kündigungsrate? Ist das der Grund, warum Sie dieses Unternehmen mögen?

Au: Teilweise. Darüber hinaus gibt es viele strukturelle Trends in diesem Bereich. Wie Sie sagten, ist Hays vermutlich ein Name, von dem nicht viele Leute gehört haben, aber es ist das größte professionelle Zeitarbeitsunternehmen in Europa. In Deutschland sind sie sogar die Nummer eins bei der Bereitstellung von Zeitarbeitskräften und das ist wirklich wichtig, vor allem im IT-Bereich, der eine digitale Transformation durchläuft. Denn in der IT-Branche ist man in der Regel sehr projektorientiert. Die Zeitarbeit ist also attraktiver als die Vollzeitarbeit. Bei Hays in Deutschland stammen zwei Drittel des Umsatzes aus dem IT- und Engineering-Bereich, einem Bereich mit langfristigem Wachstum. Ein weitere langfristige Wachstumsmöglichkeit besteht darin, dass Deutschland mehr Zeitarbeitskräfte einstellen möchte, so dass die Regulierung in diesem Bereich gelockert wird. Hier sehen wir in Deutschland langfristig ein sehr gutes strukturelles Wachstum. Und wie Sie schon sagten, der Kampf um Talente, die vielen Kündigungen sowie die harten Lohnerhöhungen sind auf lange Sicht nur das Sahnehäubchen für sie.

Ich denke, es passieren viele gute Dinge. Und das Unternehmen wird aus der Bewertungsperspektive mit einer freien Cashflow-Rendite von etwa 6% gehandelt – und man sollte bedenken, dass eine weitere Erholung in Arbeit ist. Das ist sehr attraktiv. Abgesehen davon sind wir langfristige Investoren. Daher ist es großartig, dass wir uns auf einige dieser längerfristigen Trends konzentrieren können und nicht nur von kurzfristigen, schwerer vorhersehbaren makroökonomischen Schwankungen abhängig sind.

Saldanha: Das letzte Unternehmen, das Sie heute vorstellen, ist wahrscheinlich das bekannteste: AstraZeneca. Einer der Kritikpunkte, die Sie vielleicht gehört haben, ist, dass ein Großteil des Wachstums solcher Titel bereits eingepreist ist. Ist das bei AstraZeneca der Fall? Warum mögen Sie diese Aktie?

Au: Ja, das stimmt. AstraZeneca ist mit Sicherheit kein billiger Titel. Die Aktie wird zum 18-fachen gehandelt. Aber wir sind der Meinung, dass sie ein großartiges Wachstumsprofil aufweist, sowohl was den Gewinn pro Aktie als auch den Umsatz betrifft. Auch das Risikoprofil ist niedriger im Vergleich zu anderen Unternehmen in diesem Sektor. AstraZeneca ist ein globales Pharmaunternehmen mit Sitz in Großbritannien. Selbst wenn sie im Moment wahrscheinlich eher für ihren COVID-Impfstoff bekannt sind, haben sie ein sehr hohes Engagement in Schwellenländern aufgrund der Behandlungen, die sie dort anbieten. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren wachsen kann.

Zum einen durch die Ausweitung des Verwendungszwecks einiger seiner bereits zugelassenen Medikamente, zum anderen durch eine höhere Marktdurchdringung in den Ländern, in denen es bereits vertreten ist. Das ist eine großartige Art zu wachsen, weil es das Risiko der Forschung und Entwicklung senkt. Man baut einfach Medikamente aus, die bereits ein gutes und sicheres Profil haben. Das ist für Pharmaunternehmen attraktiv. Ein weiterer Grund, warum wir das Unternehmen mögen, ist, dass die Zahl der Patente, die auslaufen, sehr niedrig ist. Es gibt keine wichtigen Medikamente, deren Patentschutz in den nächsten fünf oder mehr Jahren ausläuft, und das ist attraktiv. Denn wenn der Patentschutz für ein Medikament ausläuft, können die Preise um mehr als 60% sinken. Viele andere Pharmaunternehmen in diesem Sektor haben mit diesem Problem zu kämpfen. Ich denke, dass spielgelt sich in dem niedrigeren Multiple wieder. Für AstraZeneca besteht dieses Risiko nicht. Investoren werden also einen etwas höheren Preis für das Unternehmen zahlen müssen.

Und schließlich habe ich das Engagement in Schwellenländern erwähnt, um ein schnelleres Wachstum zu fördern. Ihr Umsatzanteil in China ist drei bis vier Mal so hoch wie der eines durchschnittlichen Pharmaunternehmens. Sie werden also in den nächsten fünf und mehr Jahren ein höheres Wachstum verzeichnen, und auch das ist sehr attraktiv. Ja, das Unternehmen wird mit einem 18-fachen KGV gehandelt und ist nicht das billigste in der Branche, aber denken Sie an das hohe Wachstum, das es innerhalb der Branche hat, an den noch lange bestehenden Patentschutz, an das Produktprofil, unter anderem mit einem Medikament, zu dem es keine alternative Behandlung gibt, all das verringert das Risiko in Bezug auf den Wettbewerb. Das macht das gesamte Unternehmen sehr attraktiv. Für uns ist das ein gutes Beispiel dafür, dass wir nicht nur nach dem billigsten Unternehmen in irgendeinem Sektor oder auf dem Gesamtmarkt suchen. Wir schauen unter die Motorhaube, um zu sehen, was wir kaufen, um die Qualität des Unternehmens zu sehen, denn wir wollen keine Zitrone kaufen.

Saldanha: Ja, absolut. Vielen Dank, dass Sie heute bei uns waren, Virginia.

Au: Ich danke Ihnen.

Saldanha: Ich bin Ruth Saldanha von Morningstar.

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