An der Nachricht, dass Tesla-CEO Elon Musk Twitter kauft, kam in den letzten zwei Wochen kaum jemand vorbei.
Nachdem Musk vor einigen Wochen eine 9-prozentige Beteiligung an dem Social-Media-Unternehmen erworben hatte, gab das Unternehmen nun bekannt, dass es der Übernahme durch Musk zustimmen werde.
Twitter, das unter dem Ticker TWTR an der Nasdaq notiert ist (Xetra: TWR), wird von Musk für 54,20 US-Dollar pro Aktie in einer Transaktion im Wert von etwa 44 Milliarden US-Dollar übernommen. Nach Abschluss der Transaktion wird Twitter wieder ein privates Unternehmen sein.
Laut PitchBook-Daten ist dies der größte Deal, seit Dell 2016 das Datenspeicher-Unternehmen EMC gekauft hat. Diese Vereinbarung hatte einen rekordverdächtigen Wert von 67 Milliarden US-Dollar und wurde unterstützt von der Private-Equity-Firma Silver Lake.
Der aktuelle Deal involviert jedoch nur den umstrittenen Milliardär. In einem PitchBook-Artikel erklärt Redakteur James Thorne, was bei dieser Transaktion anders ist: Musks Reichtum ist das Fundament der Finanzierung. Er stellt 21 Milliarden US-Dollar an Eigenkapital zur Verfügung und hat sich weitere 25,5 Milliarden US-Dollar gesichert, die durch Fremd- und Margin-Darlehensfinanzierung ermöglicht werden. Es gibt auch keine Finanzierungsbedingungen zum Abschluss der Transaktion
Obwohl dies nun einen Meilenstein markiert, ist es nicht das erste Mal, dass Musk öffentlich darüber spricht, ein Unternehmen zu privatisieren. Im Jahr 2018 twitterte er über die Privatisierung von Tesla für 420 US-Dollar pro Aktie, was den Unternehmenswert bei geschätzten 72 Milliarden US-Dollar taxierte. Dies führte dazu, dass Musk 20 Millionen Dollar an die SEC zahlte und aus dem Tesla-Vorstand zurücktrat. Thorne betont, dass dies im Nachhinein ein erstklassiges Geschäft gewesen wäre: Die Marktkapitalisierung des Autoherstellers beträgt jetzt etwa 1 Billion US-Dollar.
Deals wie dieser passieren nicht nur in den USA. Im Oktober 2021 ging die Supermarktkette Morrisons nach einer langen Buyout-Saga, die Bieterkriege und eine enorme Aktienvolatilität beinhaltete, in den Privatmarkt. Am Ende hatte der Deal einen Wert von 7 Milliarden GBP. Und im Januar wurden Daily Mail und General Trust (DGMT) offiziell dekotiert.
Warum werden dann so viele Unternehmen privatisiert? Wie James Gard bereits angemerkt hat, können Buyouts kontrovers sein, insbesondere, wenn die bekanntesten Unternehmen eines Landes von ausländischen Unternehmen „geschnappt“ werden.
Übernahmen können zudem auch Auswirkungen auf die Sicherheit haben: Das britische Verteidigungs- und Luft- und Raumfahrtunternehmen Cobham, das 2019 von der US-amerikanischen Private-Equity-Gesellschaft Advent gekauft wurde, kündigte im vergangenen Sommer an, den Branchenkonkurrenten Ultra Electronics (ULE) kaufen zu wollen. Dies führte zu einer Untersuchung der britischen Regierung, ob der Deal blockiert werden sollte.
Hier sind einige der größten Vor- und Nachteile eines Go-Private-Deals.
Die Vorteile
Der offensichtlichste Vorteil für Aktionäre besteht darin, dass Käufer normalerweise einen Preis bieten, der über dem aktuellen Aktienkurs des Unternehmens liegt.
Unternehmen finden es auch oft einfacher, sich abgelöst von den Anforderungen eines börsennotierten Unternehmens zu restrukturieren. Schwierige Entscheidungen über Jobs oder Strategie müssen nicht Millionen von Aktionären vorgelegt werden und das Unternehmen muss nicht jedes Quartal Ergebnisse melden (oder Dividenden ausschütten).
Ein kämpfendes Unternehmen kann so auf die Beine gestellt und Probleme können behoben werden – was normalerweise mit einer Finanzspritze verbunden ist – bevor es an Investoren zurückverkauft wird. Denn Firmen, die Unternehmen vom Markt nehmen, suchen genau wie jeder Investor nach einer Rendite.
Schließlich ist die Privatisierung oft keine Einbahnstraße. Privatanleger erhalten vielfach die Chance, wieder Miteigentümer zu werden, oft als Teil einer neuen und größeren Gruppe.
Die Nachteile
Als Privatanleger verpassen Sie das zukünftige Wachstum des Unternehmens.
Ebenso bedeuten Übernahmen, dass Investoren und Indexanbietern weniger Unternehmen zur Auswahl stehen. Dies ist auch für Anleger wichtig, die darauf setzen, dass börsennotierte Unternehmen Dividenden zahlen.
Aus ESG-Sicht bringen die öffentlichen Märkten auch ein Maß an Rechenschaftspflicht mit sich. Die Beziehungen zu Arbeitnehmern und zur Gesellschaft als Ganzen stehen immer mehr im Mittelpunkt. Uber zum Beispiel musste die Arbeitsbedingungen für Fahrer verbessern, als es an die Börse ging.
Zudem ist es einfacher, Echtzeitinformationen über den Wert von börsennotierten Unternehmen zu erhalten. Die Bewertung von Privatunternehmen ist ungleich schwieriger, weil es nicht so viele Informationen über Verkäufe, Gewinne und die Leistung der Produkte gibt.