Das Ausmaß der aktuellen Klimakrise kann man kaum unterschätzen. Jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse stellen eine eindeutige Verbindung von den vom Menschen verursachten atmosphärischen Treibhausgasemissionen zum Klimawandel her – hauptursächlich aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe.
Auch die finanziellen Auswirkungen des Klimawandels sind nicht zu unterschätzen. Der aktuelle Erwärmungspfad könnte bis Mitte des Jahrhunderts 11% bis 14% des globalen Bruttoinlandsprodukts auslöschen, ganz zu schweigen von den unzähligen klimabedingten Risiken, die Unternehmen und Investoren treffen könnten.
Angesichts der Dringlichkeit, die Treibhausgasemissionen zu senken, stehen Unternehmen in Industriezweigen mit Bezug zu fossilen Brennstoffen oder mit kohlenstoffintensiven Tätigkeiten massiv unter Druck. Regierungen, die Gesellschaft und der Privatsektor reagieren: sie besteuern Kohlenstoff, schaffen Anreize für erneuerbare Energien und steigen aus fossilen Brennstoffen aus.
Der Wettlauf zu Netto-Null-Emissionen ist in vollem Gange. Aber was bedeutet das alles für die Anleger?
Risiken: Was Anleger berücksichtigen müssen
Klimabedingte Risiken können auf zwei Arten betrachtet werden – physisch und transitorisch. Physische Risiken sind solche, die sich aus der zunehmenden Schwere und Häufigkeit von Extremwetterereignissen ergeben - ein Resultat steigender Temperaturen und Meeresspiegel. Ein Beispiel hierfür sind erhöhte Kapitalkosten, weil beispielsweise Fabriken oder Anlagen beschädigt werden. Als Konsequenz prüfen Unternehmen die Standorte ihrer Immobilien, Anlagen und Ausrüstungen immer genauer.
Das Transitionsrisiko ist ebenfalls kritisch – die Abkehr von kohlenstoffintensiven fossilen Brennstoffen wird viele Geschäftsmodelle obsolet machen, wenn sie nicht grundlegend geändert werden. Zu den Transitionsrisiken können gehören: politische und gesetzliche Regeln, die Begrenzung oder Bepreisung von CO2-Emissionen, mit dem Umstieg auf neue Technologien verbundenen Kosten oder auch Veränderungen der Verbraucherpräferenzen. Schließlich sind Unternehmen unter Druck, ihre Strategien an das Pariser Abkommen anzupassen, das darauf abzielt, die Erderwärmung auf deutlich unter 2°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Aber es gibt nicht nur schlechte Nachrichten. Während klimabedingte Risiken zweifellos erheblich sind, spielen die Finanzmärkte eine große Rolle beim Schließen der finanziellen Lücke auf dem Weg Richtung Netto-Null. Das bietet Anlegern auch große Chancen.
Die Internationale Energieagentur IEA schätzt, dass sich die jährlichen Investitionen in saubere Energie und Infrastruktur bis 2030 auf rund 4 Billionen USD (3,8 EUR) mehr als verdreifachen müssen, um die Welt auf einen 1,5°C-Pfad zu bringen. Dazu gehören enorme Investitionen in saubere Energie, Energieeffizienz oder auch die Reduzierung der Methanemissionen.
Hohe Dynamik für nachhaltiges Investieren – besonders in Europa
Glücklicherweise gewinnt das, was einst als Nischenanlage galt, schnell an Aufmerksamkeit. Investoren jeder Größenordnung ziehen Nachhaltigkeitsaspekte mehr und mehr in ihre Anlageentscheidungen ein. 2021 steckten europäische Investoren weiterhin riesige Geldbeträge in nachhaltige Fonds – laut den Asset Flow-Daten von Morningstar erreichten die Zuflüsse ein Allzeithoch von 20 Milliarden Euro und die Assets überstiegen die Marke von 1,3 Billionen Euro.
Bei der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Investitionen in Europa spielen natürlich auch Regularien und Richtlinien eine Rolle. Der EU-Aktionsplan für nachhaltige Finanzen zielt auf Netto-Null bis 2050 ab mit dem Ziel, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Der 10-Punkte-Plan sieht vor, die Emissionen bis 2030 um mindestens 55% zu senken und die Kapitalströme auf nachhaltige Investitionen umzulenken, während gleichzeitig finanzielle Risiken aus ESG-Themen gesteuert werden sollen.
Der Plan stellt auch sicher, dass Unternehmen und Investoren an langfristigen Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet sind, und markiert einen Wandel in der Art und Weise, wie Regierungen über die Notwendigkeit einer Regulierung der Kapitalmärkte denken. So geht der Aktionsplan über den traditionellen Anlegerschutz hinaus und zielt darauf ab, die Finanzmärkte als Teil einer umfassenderen politischen Agenda zu nutzen.
Morningstar kann professionelle und private Anleger unterstützen
Angesichts der Dringlichkeit des Klimawandels ist der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft unerlässlich und unmittelbar bevorstehend. Unternehmen müssen sich anpassen, wenn sie angesichts physischer Risiken und Transitionsrisiken überleben und wachsen wollen.
Morningstar und Sustainalytics verfügen über ein umfangreiches Angebot an Lösungen, Forschungsergebnissen und Ratings, um in dieser Übergangszeit zu helfen. Um mehr zu erfahren, können Sie unseren kostenlosen Leitfaden (in Englisch) herunterladen.