Die am stärksten unterbewerteten europäischen Banken

Viele Banken haben zuletzt gute Quartalsberichte vorgelegt und die Erwartungen übertroffen. Mit dem Ende der Negativzinsära ist das Kerngeschäft der Banken profitabler geworden. Hier sind die besten Anlageideen aus unserer Berichterstattung über den europäischen Finanzsektor.

Valerio Baselli 05.08.2022
Facebook Twitter LinkedIn

Banche

Nach einem ungünstigen Marktumfeld über einen Großteil des Jahres verbesserten sich Volatilität und Spreads im Juli. Der Morningstar Developed Markets Europe Financial Services Index verlor seit Jahresbeginn 9,3%. Im letzten Monat allerdings scheint sich der Wind gedreht zu haben: die Benchmark klettert um 3,6% nach oben. Dem gegenüber steht jedoch die positive Rendite von 7,3% des Mutterindex Morningstar Developed Markets Europe im selben Zeitraum (Daten in Euro, Stand: 2. August).

Der Ausbruch der Covid-Krise hat zwei grundlegende Probleme für Banken deutlich gemacht: die Bedeutung eines angemessenen Kreditrisikomanagements und - zumindest für einige - Mängel bei der Digitalisierung. Insgesamt zeigten sich die Banken dennoch widerstandsfähig und behielten eine starke Kapital- und Liquiditätsposition. „Die Pandemie hat sich kaum auf die Gesundheit der Banken ausgewirkt. Tatsächlich haben die europäischen Kreditgeber sie reibungslos überwunden und ermöglichen jetzt erhebliche Kapitalausschüttungen an die Aktionäre“, sagt Niklas Kammer, Aktienanalyst bei Morningstar.

Die Situation änderte sich nach Russlands Aggression gegen die Ukraine mit einer Verlagerung der Kreditrisikotreiber hin zu Sektoren mit einer hohen Exposure in Rohstoffe, insbesondere Energie. 

Nach allem, was wir bisher während der Berichtssaison für das zweite Quartal gesehen haben, verfügen die europäischen Banken aber weiterhin über sehr starke Bilanzen. „Wir sehen noch keine Anzeichen einer Verschlechterung des Kreditportfolios“, erklärt Kammer. „Wir glauben, dass sich die Zahlungsausfälle in den nächsten Quartalen wahrscheinlich häufen werden, da die Unternehmen beginnen müssen, ihre Schulden auf höhere Zinssätze umzuschichten. In diesen Quartalen haben wir aufgrund der Erwartung der Zinserhöhung eine starke Erholung des Kreditvolumens erlebt. Wenn diese Möglichkeiten erschöpft sind, könnte sich das Kreditumfeld unseres Erachtens ändern.“

 

Europas Bankensektor in guter Verfassung

Insgesamt befindet sich der europäische Bankensektor in guter Verfassung. Verschärfungen der Kapital- und Leverage-Vorschriften haben die Banken auf eine viel stärkere Basis gestellt als noch vor zehn Jahren. „Die von uns abgedeckten Banken haben auch ihre Finanzierungsquellen verbessert und sind nun weniger abhängig von marktbasierter Finanzierung, was in Stresszeiten zu Problemen führen kann“, sagt der Morningstar-Analyst (mehr dazu in diesem Video hier). „Wichtig ist, dass wir glauben, dass die Zinssätze eher im positiven Bereich bleiben werden, selbst nachdem die Inflation auf ein akzeptables Niveau zurückgekehrt ist. Das bedeutet, dass wir in einem normalisierten Umfeld mit steigenden Zinsen rechnen, was gut für den Durchschnitt der europäischen Banken ist.“

In der folgenden Tabelle listen wir die am stärksten unterbewerteten europäischen Banken auf, die vom Aktienresearch von Morningstar abgedeckt werden.

 

Die Analysten von Morningstar mögen insbesondere Banken, die sich stark auf den Einzelhandel konzentrieren und den größten Beitrag zu Hypotheken leisten, wie ABN Amro (ABN) und Lloyds (LLD). Wir gehen davon aus, dass sie die größten Nutznießer des aktuellen Zinszyklus sein werden.

 

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unsere kostenfreien Newsletter

Facebook Twitter LinkedIn

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
ABN AMRO Bank NV14,64 EUR0,51Rating
Lloyds Banking Group PLC54,22 GBX0,48Rating

Über den Autor

Valerio Baselli

Valerio Baselli  ist Redakteur bei Morningstar.