TINA, oder "There Is No Alternative", wird oft verwendet, um anzudeuten, dass man in einer Anlageklasse (vor allem in Aktien) investiert bleibt, weil es einfach keine Alternativen gibt.
Nach diesem durchwachsenem Börsenjahr ist es ja nur verständlich, dass sich Anleger nach besseren Renditen umsehen. Aber gibt es angesichts der ebenfalls schwachen Renditen von Anleihen wirklich Alternativen, die eine Absicherung bieten könnten?
Um die TINA-Theorie zu testen, haben wir uns angeschaut, wie sich verschiedene Anlageklassen sowohl in jüngster Zeit als auch in den letzten 20 Jahren entwickelt haben. Hätte Ihr Geld anderswo besser für Sie gearbeitet?
Anfang des Monats haben wir unsere Analyse der globalen Fondsströme veröffentlicht. In diesem Bericht stellte Sylvester Flood, Chefstratege bei Morningstar, fest, dass die Investitionsströme leicht negativ waren. Das liegt daran, dass TINA immer noch vorherrscht: Die Zinsen sind nach wie vor relativ niedrig, die Inflation ist hoch, und es gibt keine offensichtlichen alternativen Risikoanlagen, die eine "Fluchtmöglichkeit" bieten.
Auf längere Sicht - wir haben hier einen Zeitraum von 20 Jahren gewählt - kann es jedoch keine Anlageklasse mit Aktien aufnehmen.
Wenn Sie vor 20 Jahren 10.000 US-Dollar in einen globalen Indexfonds, der beispielsweise den S&P Global abbildet, investiert hätten, würden Sie heute über 56.485 Dollar verfügen (ohne Berücksichtigung von Gebühren). Im Jahr 2021 überschritt der Index sogar die 60.000-Dollar-Marke.
Hätten Sie den Betrag in Anleihen investiert - hier durch den Global Aggregate Index von Bloomberg dargestellt - wäre der Betrag auf 18.932 US-Dollar gestiegen. Die Grafik verdeuticht: Die 2010er Jahre waren ein klarer Wendepunkt, an dem das Wachstum bei Aktien gegenüber Anleihen und Rohstoffen an Fahrt aufnahm. Die Zentralbanken starteten Programme zur quantitativen Lockerung und senkten die Zinssätze. Die Anleiherenditen gerieten unter Druck, aber die Preise stiegen, da die Zentralbanken die Bonds kauften. Anleihen boten also Wachstum, aber das billige Geld trug auch dazu bei, die Risikobereitschaft an den Aktienmärkten zu erhöhen. Die Kurse stiegen.
Dem Bloomberg Commodity Index zufolge hätten Rohstoffe über 20 Jahre "nur" ein Wachstum von 50% geboten. Rohstoffe taten sich schwer, das Niveau zu erreichen, das sie vor dem Crash von 2008 hatten. Die Anlageklasse gilt als sicherer Hafen in volatilen Zeiten, und in den späteren Phasen eines Konjunkturzyklus schneidet die Kategorie oft gut ab.
Wenn wir also das Jahr 2022 isoliert betrachten, deutet einiges darauf hin, dass Ihr Geld in dieser Anlageklasse gut angelegt wäre. Das zeigt einmal mehr, dass Diversifizierung in turbulenten Zeiten Ihr bester Freund ist.
Und wie sieht es mit Real Assets aus? Der Global Core Real Assets Trust von JPMorgan hat sich im Jahr 2022 bisher gut geschlagen. Der Kurs ist im bisherigen Jahresverlauf um 21,78% gestiegen. Phil Waller, der Co-Manager des Trusts, ist der Meinung, dass Core-Real Assets den Anlegern weiterhin Unterstützung bieten dürften auf der Suche nach Rendite.
"Für diejenigen, die die Auswirkungen der Inflation auf ihre Portfolios abfedern wollen, bieten Investitionen in Sachwerte nicht nur Vorteile bei der Inflationsabsicherung, sondern auch Zugang zu einer breiten Palette von spannenden Trends in einer Vielzahl von Sektoren", sagt er.
Sachwerte böten einen Schutz vor Inflation durch die Erträge, die sie erwirtschaften - und die oft vertraglich festgelegt sind (denken Sie an Mieteinnahmen). Waller erklärt, dass Inflationszuschläge oft in den Verträgen verankert sind und daher im Laufe der Zeit ein wachsendes, inflationsgeschütztes Einkommen abwerfen.
"Sie sollen den Anlegern die Möglichkeit bieten, auch bei hoher Marktunsicherheit und Inflationsrisiken einen stabilen, volatilitätssenkenden Einkommensstrom zu erzielen", sagt er.
Das Portfolio des Trusts besteht zu 50% aus Immobilien, zu 30 % aus Versorgern und zu 19% aus Industriewerten - wie haben sich diese Alternativen in diesem Umfeld bewährt? Hier sind Wallers Erkenntnisse zu Immobilien, Infrastruktur und Transport.
Immobilien
"Die Nachfrage nach Wohnimmobilien ist dank der demografischen Entwicklung und einer wachsenden Zahl kleinerer Haushalte, insbesondere in Ländern wie Japan, erheblich. Da die Immobilienpreise und Hypothekenzinsen steigen, werden wahrscheinlich auch mehr Haushalte mieten statt kaufen, was die Nachfrage nach Wohneinheiten ankurbelt." Zudem habe man eine "Flucht in Qualität" beobachtet. "Auf dem heutigen Markt werden viele Immobilieneigentümer mit hochwertigen Anlagen die Flexibilität haben, die Mieten in Höhe der Inflation oder darüber hinaus zu erhöhen", ist seine Überzeugung.
Infrastruktur
Infrastrukturinvestitionen, wie Versorgungsunternehmen und erneuerbare Energien, können Anlegern ebenfalls einen beachtlichen Inflationsschutz bieten. Regulierte Versorgungsunternehmen beispielsweise haben in der Regel die Möglichkeit, Kosten und Ausgaben weiterzugeben.
"Auch im Bereich der Stromerzeugung kann ein Unternehmen, z. B. ein Erzeuger erneuerbarer Energien, über Verträge verfügen, die eine Inflationsindexierung ermöglichen, oder sie können von höheren Marktpreisen profitieren, die häufig in Inflationsperioden auftreten, was ein Aufwärtspotenzial bietet."
Transportwesen
"Wenn es um Inflation geht, bietet die Anlageklasse Transport wahrscheinlich den geringsten Schutz für Investoren, da die Leasingraten oft über die gesamte Laufzeit festgeschrieben sind", so Waller. Langfristig gesehen sind die Leasingraten jedoch mit der Inflation korreliert. Auch die Anlagenwerte sind korreliert, da die Wiederbeschaffungswerte bei hoher Inflation steigen. "Daher sind wir der Ansicht, dass Transportmittel mittel- bis langfristig einen gewissen Inflationsschutz bieten können."
Aber was ist mit Gold?
Gold gilt als der beliebteste sichere Hafen. Es macht einen beträchtlichen Teil der Zentralbankreserven aus und ist eine klassische Alternative für Anleger, die Wertaufbewahrung und Inflationsschutz suchen - der Wert wird in der Regel nicht von der Entwicklung anderer Anlageklassen beeinflusst.
In den letzten 20 Jahren ist der Preis des Edelmetalls jährlich um etwa 10% gestiegen und hat damit die Inflationsrate übertroffen. Und im ersten Quartal 2020, als die Welt ihren Kampf gegen Covid-19 begann, stieg der Londoner Goldpreis um 5,8%. Höhere Zinssätze erhöhen aber in der Regel auch die Opportunitätskosten für den Besitz von Goldbarren, die keine Rendite abwerfen. Wie wäre es also, jetzt Gold zu kaufen?
Während der Turbulenzen und der Ungewissheit im Februar und März, als Russland in die Ukraine einmarschierte, war Gold sehr beliebt. Aber seitdem ist der Preis von knapp über 2.000 US-Dollar zu Beginn des Jahres auf jetzt etwa 1.760 Dollar gefallen.
Laut Andy Dickey, Bereichsleiter für Edelmetalle bei The Royal Mint, erweist sich der Goldmarkt jedoch einmal mehr als widerstandsfähig unter extrem schwierigen Marktbedingungen. "Die Volatilität hält an, aber insgesamt legt Gold trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit weiter zu".
Ist TINA, was Aktien angeht, also eine unumstößliche Investitionsregel? Sicher nicht. Aber ob die Anleger Zugang zu den richtigen Produkten haben, um ihre Portfolios ausreichend zu diversifizieren, um potenziellen Abschwüngen zu widerstehen, ist eine andere Frage.
Wie immer gilt: ein gut diversifiziertes Portfolio mit einem langfristigen Horizont ist der beste Freund des Anlegers.