Die europäischen Morningstar-Analysten haben gerade ihre Aktien- und Inflationsprognose für das erste Quartal 2023 veröffentlicht. Während 2022 ein schwieriges Jahr war, könnte dieses Jahr Chancen für Anleger bieten, sofern sie sich auf eine anhaltende Inflation einstellen.
Wir glauben, dass die aktuellen Preistreiber - insbesondere Lebensmittel und Energie - vorübergehend sind und nachlassen werden. Aber auch die Kerninflation könnte noch einige Zeit auf einem hohen Niveau bleiben. Anleger sollten daher nach Unternehmen Ausschau halten, die damit effektiv umgehen können. Wir unterscheiden diese wie folgt:
- Unternehmen, die mit inflationsgeschützten Verträgen arbeiten. Beispiele hierfür sind Betreiber von Fernmeldemasten, Catering-Unternehmen und Betreiber von Mautstraßen.
- Unternehmen, die durch starke Marken oder andere immaterielle Vermögenswerte über Preismacht verfügen.
- Und schließlich gibt es Unternehmen, die tatsächlich von der Inflation und oft auch von erhöhten Strompreisen profitieren - viele dieser Firmen sind im Energie- oder Versorgungssektor angesiedelt.
Lassen Sie uns einige wichtige Grafiken aus unserem Ausblick herausgreifen.
Lebensmittel- und Energiepreise sinken
Unsere erste Grafik zeigt, wie schnell und aggressiv die Lebensmittelpreise gestiegen sind.
In der Vergangenheit waren Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energie in der Regel nur vorübergehend. Dies erweist sich auch diesmal als richtig, da die Strompreise in Teilen Europas bereits gesunken sind und unsere Prognosen auf einen weiteren Rückgang hindeuten.
Da sich die Engpässe in der Schifffahrt verringern, erwarten wir, dass auch die Kosten für Verbrauchsgüter, einschließlich Lebensmittel, sinken werden.
Sollte dies eintreten, müssten sich die Zentralbanken in Europa mit einer Kerninflation von etwa 5% befassen, was eine weitaus leichter zu bewältigende Aufgabe wäre als eine Gesamtinflation von fast 10%.
Werfen wir also einen Blick auf die "Kerninflation", die den Preisanstieg ohne Lebensmittel und Energie misst. Das Vereinigte Königreich und die Niederlande haben in dieser Hinsicht die höchste Teuerungsrate in der Region.
Schauen wir uns als Nächstes das Verbrauchervertrauen an. Bemerkenswert ist, wie stark sich der "Aufschwung" nach der Pandemie ins Gegenteil gedreht hat.
Aber die Verbraucher geben immer noch einen Teil ihrer im Lockdown angehäuften Ersparnisse aus. Ein Beispiel ist die aufgestaute Nachfrage nach Reisen. Dies drückt sich etwa im Hotelumsatz pro verfügbarem Zimmer in den USA und Europa aus. Das Niveau übersteigt das von 2019.
Preiserhöhungen sind nicht so einfach weiterzugeben, aber Unternehmen nutzen die lukrativen Möglichkeiten. Hier sehen Sie, wohin das Geld in den letzten drei Jahren geflossen ist:
Luxus ist ein wiederkehrendes Thema. Marken des gehobenen Segments waren in der Vergangenheit erfolgreich, wenn es darum ging, die Preise über die Inflation hinaus anzuheben, da viele von ihnen einen weniger preissensiblen Kundenstamm haben.
Ein Beispiel für erfolgreiche Unternehmen in diesem Bereich ist der Schweizer Premium-Schokoladenhersteller Lindt & Spruengli mit seinem breiten "Economic Moat". Einer der Hauptgründe für die Bewertung des Unternehmens mit "Wide Moat" ist seine Markenstärke, die es ihm ermöglicht, einen erheblichen Preisaufschlag gegenüber den gängigen Schokoladenmarken zu erzielen.
Ähnlich verhält es sich bei Pernod Ricard: Mit hochwertigen Spirituosenmarken wie Havana Club und Martell Cognac hat das Unternehmen eine starke Marke aufgebaut, die unsere Bewertung mit "Wide Monat" untermauert. Im Jahr 2022 stellte das Unternehmen seine Preissetzungsmacht unter Beweis, indem es die Preise anhob und gleichzeitig das Umsatzwachstum steigerte - kein leichtes Unterfangen.
Wie schon während der Pandemie ist auch in der Zeit hoher Inflation das wirtschaftliche Leid unter der Bevölkerung nicht gleichmäßig verteilt. Die Daten aus den USA belegen dies: