Vor dem Hintergrund der Turbulenzen im US-Bankensektor rechnen Marktexperten nun mit einem kleineren als bisher erwarteten Zinsschritt der US-Notenbank Fed auf der nächsten Sitzung. Die Volkswirte der Bank Nomura in New York erwarten sogar eine Kursänderung hin zu einer kleinen Zinssenkung.
Der Dax legte am Nachmittag um 1,82 Prozent auf 15 231,17 Zähler zu, nachdem er tags zuvor rund drei Prozent eingebüsst hatte. Der MDax stieg um 2,09 Prozent auf 27 802,59 Punkte, und auch europaweit erholten sich die meisten grossen Indizes spürbar. Die Nervosität - und damit auch die Schwankungen an den Börsen - dürfte vor den Zinsentscheidungen der Fed am 22. März und der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag aber wohl hoch bleiben.
"Als Reaktion auf die sich abzeichnenden Risiken für die Finanzstabilität erwarten wir nun, dass die Fed die Zinssätze um 25 Basispunkte senkt, während wir seit dem 24. Februar, also bereits vor der Aussage des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell in der vergangenen Woche, noch eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte erwartet hatten", schrieben Aichi Amemiya und Jacob Meyer von Nomura. Die Experten der NordLB und auch Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein erwarten indes eine kleine Anhebung um 25 Basispunkte.
Die zuletzt stark unter Druck geratenen Bankaktien reagierten europaweit mit Erholungsgewinnen. Im Dax stiegen die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank als Spitzenwerte um 4,5 Prozent und um 3,6 Prozent.
Der Anteilsschein von VW büsste als Dax-Schlusslicht nach detaillierten Zahlen zum abgelaufenen Jahr 1,7 Prozent ein. Jefferies-Analyst Philipe Houchois sprach von einem schwachen Schlussquartal und bemängelte vor allem die Margen des Autobauers.
Im MDax fand sich das Fraport-Papier mit minus 1,8 Prozent auf dem letzten Platz wieder. Nach dem stark gewachsenen Passagierverkehr im vergangenen Jahr rechnet der Frankfurter Flughafenbetreiber für 2023 mit einer weiteren Erholung von der Corona-Krise. Die Aktionäre sollen allerdings wegen der weiterhin hohen Schulden infolge der Corona-Krise auch für 2022 und 2023 keine Dividende erhalten.
Die Wacker-Chemie-Aktie zählte dagegen mit plus vier Prozent zu den Favoriten im Index der mittelgrossen Werte. Der Spezialchemiekonzern will für 2022 trotz schwieriger Perspektiven eine Rekorddividende von 12 Euro je Anteilsschein zahlen.
Der Anteilsschein von Verbio gewann 5,5 Prozent und profitierte von einer Wiederaufnahme der Bewertung durch Stifel. Mit Blick auf die Preise für Biodiesel und Bioethanol habe der Aktienkurs inzwischen viel Negatives eingepreist, begründete die Investmentbank ihre Einstufung "Buy". Zudem sei das Umfeld für "Biokraftstoffe der zweiten Generation" vielversprechend.
Eine gestrichene Verkaufsempfehlung durch die Societe Generale verhalf der Aktie von Heidelberg Materials zu einem Kursplus von 2,4 Prozent.
Der Euro wurde am Nachmittag mit 1,0704 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0706 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,32 Prozent am Vortag auf 2,38 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,01 Prozent auf 126,34 Punkte. Der Bund-Future büsste 1,31 Prozent auf 134,37 Zähler ein.