Talfahrt der Credit Suisse endet mit UBS-Übernahme

Die UBS hat sich am Sonntag bereit erklärt, den Wettbewerber Credit Suisse für 3 Mrd. Schweizer Franken (3,03 Mrd. EUR) zu kaufen. Druck machten die Schweizer Aufsichtsbehörden, die versuchen, das Vertrauen in das schweizerische und europäische Finanzsystem wiederherzustellen. Die Aktienkurse stürzten ab, aber besonders trifft es Inhaber von AT1-Anleihen - sie gehen leer aus.   

Antje Schiffler 20.03.2023
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CS

Gemäss den Bedingungen der Transaktion erhalten die Aktionäre der Credit Suisse eine UBS-Aktie für je 22,48 Stammaktien. Basierend auf den Schlusskursen vom 17. März werden die Aktien der Credit Suisse mit 0.76 CHF bewertet, was 59% unter dem Schlusskurs am Freitag von 1.86 CHF liegt.

Doch die Rettung in letzter Minute konnte die Nerven am frühen Montag nicht beruhigen. Die Bankaktien gerieten am Montagmorgen massiv unter Druck. UBS-Aktien verloren im frühen Handel 12%, und Banken in anderen Teilen Europas folgten diesem Beispiel. Im Laufe des Vormittags beruhigten sich die Nerven jedoch wieder, und der Gesamtmarkt bewegte sich sogar in den positiven Bereich.

Notfall-Rettung

"Credit Suisse und UBS haben am Sonntag nach Intervention des Eidgenössischen Finanzdepartements, der Schweizerischen Nationalbank und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (FINMA) eine Fusionsvereinbarung geschlossen. Nach Abschluss der Fusion wird UBS die überlebende Gesellschaft sein", so die Credit Suisse in einer Medienmitteilung.

Axel P. Lehmann, Präsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse, bezeichnete den Zusammenschluss als "bestmögliches Ergebnis", während UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher von einer "Notrettung" sprach. In einer separaten Erklärung gab UBS ihre Absicht bekannt, "die Credit Suisse zu übernehmen" und die beiden Banken zu einem Vermögensverwaltungsriesen mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 5 Billionen USD, davon mehr als 3,4 Billionen USD im Wealth Management, zusammenzuführen. Das Firmenkundengeschäft und das Investmentbanking - Quelle der Schwierigkeiten der Schweizer Bank - scheinen dazu bestimmt zu sein, umstrukturiert zu werden oder ganz zu verschwinden.

"Die Übernahme durch die UBS ist im Prinzip eine gute Nachricht, ein schnelles Ergebnis, anstatt abzuwarten, ob die Credit Suisse die notwendige Umstrukturierung tatsächlich bewältigen kann. Das Problem für die Anleger ist jedoch, dass eine solche Übernahme an das Jahr 2008 und die erzwungenen Übernahmen von Merrill Lynch u.ä.. erinnert. Auch die Geschwindigkeit, mit der die Credit Suisse den Bach runterging, ist besorgniserregend und letztlich ein echter Vertrauensverlust für den Markt im Allgemeinen", kommentierte Michael Field, European Market Strategist bei Morningstar.

 

Alptraum für Inhaber von AT1-Anleihen

Überraschend ordnete die Schweizer Aufsichtsbehörde auch eine "vollständige Abschreibung" des Wertes der 16 Milliarden CHF schweren AT1-Anleihen der Credit Suisse an, die auch als Contingent Convertible Bonds (CoCos) bezeichnet werden. Das bedeutet, dass die Inhaber dieser Anleihen leer ausgehen werden. Die Besitzer von Aktien, die in einem Konkursverfahren eigentlich eine geringere Priorität haben als die Besitzer von Anleihen, erhalten im Rahmen der Vereinbarung aber die 3,2 Milliarden USD.

CoCo-Bonds sind recht risikoreiche Wandelanleihen, die vor allem von Banken ausgegeben werden und die hohe Renditen abwerfen, wenn alles glatt läuft. Sie sind aber auch so konzipiert, dass sie als erste den Schmerz spüren, wenn eine Bank in Schwierigkeiten gerät.
Kurz nach Bekanntgabe der Vereinbarung kündigten die Zentralbanken der Eurozone, der Schweiz, des Vereinigten Königreichs, Japans, Kanadas und der Vereinigten Staaten an, dass sie die Häufigkeit der Dollar-Swap-Transaktionen von wöchentlich auf täglich erhöhen würden. Damit soll die Versorgung der Banken mit Liquidität sichergestellt werden.

Die Abschreibung wurde als Schlag für die europäischen Schuldenmärkte empfunden. "Was die Finma getan hat, um die Kapitalstruktur zu brechen, wird langfristige Folgen für alle Schweizer Finanzschulden haben", wird ein AT1-Inhaber der Credit Suisse in der Financial Times zitiert. Ein anderer Banker sagte der Zeitung, dass die Entscheidung zu einem "Alptraum" auf den europäischen Anleihemärkten führen könnte, da die Anleihegläubiger höhere Verluste hinnehmen mussten als die Aktionäre.

 

Turbulente Woche

Die krisengeschüttelte Schweizer Bank war in der vergangenen Woche unter starken Druck geraten, ausgelöst durch den Zusammenbruch von drei US-Regionalbanken - Silicon Valley Bank, Signature Bank und Silvergate Bank. Am Dienstag konnte die Credit Suisse ihren Geschäftsbericht mit Verspätung veröffentlichen. Dabei wurde deutlich, dass die Zürcher Bank weiterhin Liquiditätsabflüsse zu verzeichnen hat, nachdem im Jahr 2022 bereits 123,2 Milliarden CHF abgeflossen waren. Nach Angaben der Financial Times verlor die Credit Suisse täglich 10 Milliarden CHF an Einlagen.

Der größte Paukenschlag folgte jedoch am Mittwoch, als der Hauptaktionär der Zürcher Bank, die saudische Nationalbank (SNB), erklärte, man werde die Bank nicht weiter finanziell unterstützen. Die CS-Aktien brachen um mehr als 30% ein und fielen erstmals unter 2 CHF.

Später am selben Tag bot die Schweizerische Nationalbank (SNB) an, der Gruppe "bei Bedarf" Liquidität zur Verfügung zu stellen. Die CS nahm das Angebot nur wenige Stunden später an und lieh sich 50 Milliarden Franken. Die positive Stimmung am Markt daraufhin hielt aber nicht lange an. Die CS-Aktie beendete die Woche mit einem Minus von 25%.

Am Freitagabend meldete die "Financial Times", dass die UBS in Verhandlungen über eine vollständige oder teilweise Übernahme ihres Konkurrenten stehe. Und am Wochenende wurde klar, dass Regulatoren und Politiker in der Schweiz die Situation der zweitgrössten Schweizer Bank für nicht mehr haltbar erachten. Die Übernahme durch die UBS wurde am Sonntag bekannt gegeben.

 

 

UBS dürfte von der Übernahme profitieren

Nach Ansicht von Morningstar-Aktienanalyst Johann Scholtz wird UBS langfristig von der Übernahme profitieren. "UBS ist in einer viel besseren Position, um eine radikale Restrukturierung des Geschäfts der Credit Suisse durchzuführen, als es die Credit Suisse war", sagte er. "Wir gehen davon aus, dass die von UBS für 2027 angestrebten Kosteneinsparungen den bereinigten Geschäftsaufwand der Credit Suisse für 2022 um rund 60% reduzieren würden. Die Restrukturierung wird mit erheblichen Kosten verbunden sein, aber UBS ist besser aufgestellt als die Credit Suisse, um diese zu absorbieren. Die Herausforderung für UBS wird darin bestehen, den Rückgang der Erträge während der Restrukturierungsphase so gering wie möglich zu halten."

 

 

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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.