"KI wird das nächste Jahrzehnt prägen"

Chris Ford, Co-Manager des Sanlam Global Artificial Intelligence, erklärt, welchen Einfluss künstliche Intelligenz auf unser Leben haben wird und wie man in diesen Trend investieren kann (Video in Englisch)

Sunniva Kolostyak 21.04.2023
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Sunniva Kolostyak: Künstliche Intelligenz ist im Moment ein heißes Thema in den Medien, aber ein Fondsmanager hat schon lange auf diesen Moment gewartet. Heute ist Chris Ford bei mir im Studio. Chris, vielen Dank, dass Sie hier sind. Wie ich schon sagte, KI ist ein großes Thema. Können Sie mir zunächst sagen, wohin sich KI Ihrer Meinung nach in Zukunft entwickeln und welche Rolle sie in der Gesellschaft spielen wird?

Chris Ford: Das ist eine sehr wichtige Frage. Schauen Sie, wo wir heute steen. Wenn Sie mir heute aus der Sicht von vor fünf Jahren sagen würden, was in den letzten fünf Jahren alles erreicht wurde, würde ich nicht glauben. Es war wirklich außergewöhnlich. Unserer Ansicht nach wird künstliche Intelligenz im Lauf des nächsten Jahrzehnts den technologischen Rahmen bestimmen, in dem wir unser Leben leben, sowohl am Arbeitsplatz als auch zu Hause. Und wir müssen uns als Gesellschaft und als Investoren voll und ganz darauf einlassen, um zu verstehen, wo der Umbruch stattfindet und wie er die Art und Weise verändert, wie wir unser Leben führen, und zwar sehr zum Besseren. Es passiert gerade auf der ganzen Welt, in allen Wirtschaftssektoren und in allen Regionen.

Kolostyak: Wenn wir uns die Akzeptanz von Ki ansehen, wo stehen wir derzeit, vor allem wenn man es mit der Entwicklung anderer Technologien in der Vergangenheit vergleicht?

Ford: Die Technologie der künstlichen Intelligenz ist im Moment unglaublich niedrig, wenn man bedenkt, welche Möglichkeiten vor uns liegen. Aber die Geschwindigkeit, in der KI angenommen wird, ist sehr, sehr hoch. Und eines der Merkmale der KI-Welt, das in letzter Zeit die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, ist die GPT-Technologie von OpenAI, insbesondere die ChatGPT-App, mit der viele Menschen in den letzten Wochen gespielt haben dürften. Diese Anwendung hat es innerhalb weniger Wochen von null auf 100 Millionen Nutzer gebracht, und damit viel, viel schneller als andere Anwendungen. WhatsApp hat 50 Monate gebraucht, um von null auf 100 Millionen Nutzer zu kommen. Instagram brauchte zweieinhalb Jahre. Und ChatGPT schaffte es in vier bis acht Wochen, je nachdem, welche Quelle man heranzieht.

Die Akzeptanz ist also unglaublich hoch, die Bereitschaft, sich mit der Technologie zu beschäftigen, ist unglaublich hoch, aber wir haben kaum an der Oberfläche gekratzt. Ich glaube aber, dass ChatGPT ein wichtiger Moment in der Geschichte der KI ist, denn es ist der Moment, in dem eine so mächtige Anwendung im Zeitgeist angekommen ist und von uns allen genutzt werden kann. Viele Menschen haben sich damit beschäftigt. Wir haben sie für alberne Dinge wie das Schreiben von Sonetten und Gedichten benutzt, wir haben sie vielleicht für sinnvollere Dinge benutzt, wie das Ausfüllen von Beurteilungen in der Schule oder das Schreiben von Berichten bei der Arbeit. Es ist also wirklich das erste Mal, dass Menschen explizit die Möglichkeit haben, sich mit einer hochmodernen KI-Plattform zu beschäftigen. Und natürlich ist es ein bisschen wie das Öffnen der Büchse der Pandora. Wenn man sie einmal geöffnet hat, kann man sie nicht mehr schließen. KI ist hier um zu bleiben und wir müssen herausfinden, wie wir sie steuern, wie wir sie regulieren und wie wir sie erfolgreich zum Nutzen der Gesellschaft und nicht zu ihrem Nachteil einbinden können.

Kolostyak: Ich denke, die große Frage ist, wie man in KI investiert, vor allem, wenn KI, wie Sie sagen, ein so großer Teil von allem wird. Wie investiert man in KI und wie kann man in sie investieren, ohne dass sie zu allgegenwärtig wird?

Ford: An dem Punkt, an dem wir wirklich und ehrlich sagen können, dass KI allgegenwärtig ist, habe ich ein wenig das Gefühl, dass wir gewonnen haben. Und das ist der Punkt, den wir seit der Auflegung des Fonds im Jahr 2017 immer wieder betonen, dass KI irgendwann in den nächsten Jahrzehnten überall sein wird und kein Unternehmen mehr erfolgreich sein kann, ohne künstlich intelligente Systeme in seine Geschäftsprozesse einzubauen. Aber davon sind wir noch sehr weit entfernt. Während also Dinge wie ChatGPT als Vorzeigeprodukt ins Auge fallen, gibt es in der Tat viele prosaischere Beispiele für künstlich intelligente Systeme, wie z. B. Tools zur Automatisierung von Prozessen durch Roboter, die vor allem im Unternehmenskontext viel zu bieten haben. Deren Einsatz in unserem Arbeitsalltag hat gerade erst begonnen, wir kratzen an der Oberfläche.

Im Moment würde ich also nicht sagen, dass es einfach ist, aber die Fähigkeit, klar zu unterscheiden zwischen den Unternehmen, die sich sinnvoll mit KI beschäftigen, und denen, die sich nicht sinnvoll mit KI beschäftigen, ist sehr wichtig, und wir haben einen sehr klar definierten Rahmen, um das zu tun. Sie haben Recht, unser investierbares Universum wird mit der Zeit größer, breiter, tiefer und besser werden. Aber für einen Portfoliomanager ist das einfach fantastisch, denn dadurch wird die Messlatte immer höher gelegt, die Messlatte, über die Unternehmen springen müssen, um für eine Aufnahme in das Portfolio in Frage zu kommen. Es ist eine wunderbare Sache für einen Portfoliomanager, das es das Merkmal für das investierbaren Universum gibt, in dem wir tätig sind.

Kolostyak: Wie vermeiden Sie es denn als globaler Fonds für künstliche Intelligenz, zu sehr in die Breite zu gehen?

Ford: Eines der Merkmale unseres investierbaren Universums ist, dass es eine Menge Technologie gibt, aber auch eine Menge Dinge, die weit außerhalb des Technologiesektors angesiedelt sind. Wir haben - ich bin ziemlich altmodisch, ich bin in den 1990er Jahren aufgewachsen - aus der Anlageperspektive immer gelernt, dass Diversifizierung ein guter Ausgangspunkt ist. Die Möglichkeit, diese großartigen KI-Engagements in verschiedenen Teilen der Wirtschaft und in verschiedenen Teilen der Welt zu finden, ermöglicht es uns, ein vielfältigeres, robusteres und beständigeres Portfolio aufzubauen. Und wir sind der Meinung, dass uns das bis jetzt recht gut gelungen ist. In dem Maße, in dem unser investierbares Universum mit der Zeit wächst und breiter wird, sollten sich diese Eigenschaften weiter verstärken.

Kolostyak: Vielen Dank. Ich bin Sunniva Kolostyak von Morningstar.

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Über den Autor

Sunniva Kolostyak  is a data journalist at Morningst