Anfang dieser Woche habe ich mir die Rivalität zwischen den wichtigen Schwellenmärkten Indien und China genauer angesehen, und was sie für Passiv-Investoren bedeutet. Es ist ein Ding, die Welt aus der Perspektive von Investoren zu betrachten-- das reicht aber nicht immer aus, um den immer brutaleren Pragmatismus der Geopolitik zu verstehen.
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine wird die Welt wieder vermehrt als in verschieden Einflussbereiche unterteilt wahrgenommen. Auf jeden Fall ist das die Sichtweise von Südafrika, welches Ende August ein Treffen zur Erweiterung der BRICS einberufen hat. Die 20 Jahre alte Abkürzung steht für Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.
Kartelle und Kalte Kriege
Letzterer ist in diesem Quintett der schwächste Vertreter, aber er versucht, die Idee eines Blocks wiederzubeleben, der es mit den G7 aufnehmen kann, unter anderem dadurch, dass es das ehrgeizige Saudi-Arabien in den Club (BRICSS?) aufnimmt.
Dieser Ansatz wird Investoren beunruhigen, die die Globalisierung unterstützen, weil er den Westen gegen die aufstrebenden Schwellenländer ausspielt. Weitere potenzielle neue BRICS-Mitglieder sind Argentinien, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Äthiopien und Ägypten. Das daraus resultierende Akronym ist unsere geringste Sorge.
Der Hintergrund dieser Konferenz ist, dass Südafrika nach dem Vorwurf, Waffen an Russland verkauft zu haben, ein deutlich schlechteres Verhältnis zum Westen hat. Aber es wäre nicht das Einzige, worüber sich die westlichen Mächte Sorgen machen.
Das Ölkartell OPEC, das die Ölpreise festlegt, ist seit langem Teil des globalen Finanzsystems und hält Regimes wie die von Venezuela, Irak und Iran in seinem Einflussbereich. Die geographischen Besonderheiten dessen, wo sich das Öl befindet, sind seit langem Grund der Bestrebungen des Westens, seine Energieversorgung zu diversifizieren. Dennoch zeigte Russlands Krieg in Europa, wie fragil der Status Quo tatsächlich war.
Es geht wieder los
„Einfluss“ steht ganz oben auf der Agenda des Amundi-Instituts, das im Juni einen Bericht über Geopolitik veröffentlichte. Sein „Best-Case-Szenario“ ist, dass China sich als Friedensvermittler zwischen Russland und der Ukraine neu erfinden und seine Beziehungen zum Westen reparieren könnte.
Der Bericht hebt drei Arten von Gewinnern der sich ändernden Weltordnung hervor: Einflussgewinner (Indien, Saudi-Arabien, Türkei), Diversifizierungsgewinner (Südostasien und Afrika) und dann Verteidigungsgewinner wie Australien und Japan. Also eine breite Palette von Ländern, an denen sich ein Schwellenländer- oder Frontier-Fonds orientieren könnte.
Wenn Sie jedoch an kooperatives globales Wachstum glauben, könnte Amundi Ihre Begeisterung dämpfen.
„Die geopolitische Neuausrichtung hat weitreichende Auswirkungen auf die Unternehmen“, heißt es im Bericht.
„Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit von Wirtschaftskriegen, Sanktionen und der Ausbeutung natürlicher Ressourcen für geopolitischen Einfluss. Protektionismus und nationale Industriepolitiken werden zunehmen und die Zusammenarbeit zwischen Ländern untergraben.“
Um den Kreis zu schließen: Was ist, wenn ich etwas von diesem Wachstum möchte, aber nicht in eine lange Liste von Regimen investieren will, die ich aus ethischen Gründen ablehne?
Glücklicherweise entwickelt sich die Branche der börsengehandelten Fonds ständig weiter, sodass sie Schwellenländeranlegern nun „Ex-China“-Fonds anbieten kann. Auch EM-Fonds mit ESG-Schwerpunkt erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Sie müssen umfangreiche Prüfungen durchführen, um Russland, Saudi-Arabien und andere herauszufiltern, und Anleger müssen möglicherweise auf einige Renditen verzichten, wenn sie auf der rechten Seite ihres Gewissens bleiben wollen. Aber es besteht die Wahl zwischen diesem Mehraufwand und der Limitierung auf europäische und U.S.-Aktien.