EZB könnte Zinsen noch mal anheben - oder auch nicht

Heute Nachmittag gibt die Europäische Zentralbank (EZB) ihren nächsten Zinsschritt bekannt. Hatten Marktbeobachter zuvor mehrheitlich mit einer Pause im Zinsanhebungszyklus gerechnet, hat sich die Stimmung zuletzt gedreht. 

Antje Schiffler 14.09.2023
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EZBDie EZB könnte heute Nachmittag trotz der Konjunkturabschwächung im Euroraum eine weitere Zinserhöhung ankündigen, denn die Inflationszahlen bleiben hoch. Reuters berichtet, dass die EZB ihre Inflationsprognose für 2024 sogar auf über 3 % angehoben hat.

Die Marktstimmung schlug nach dieser Nachricht schlagartig um: Während der Euro Short Term Rate Forward (ESTR) am Montag eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 40% eingepreist hatte, lag dies am Mittwochabend bei 63%. Als wahrscheinlichstes Szenario galt am Montag noch, dass die Zentralbank ihren Zinsanhebungszyklus pausiert. 

In dem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters vom Dienstag heißt es, dass die EZB ihre Inflationsprognose für das kommende Jahr anheben wolle und beruft sich dabei auf "eine Quelle mit direkter Kenntnis der Diskussion". Zuvor war erwartet worden, dass die Zentralbank auf ihrer EZB-Ratssitzung ihre Prognose für den Verbraucherpreisindex senken würde. Die nun offenbar erfolgte Kehrtwende in der Inflationserwartung des Gremiuns würde die Argumente für eine Straffung der Geldpolitik untermauern. 

Analysten der Deutschen Bank sagten, dass eine Inflationsprognose für 2024 von mehr als 3% keine große Überraschung wäre. Aber eine undichte Stelle am Tag vor der Zinsentscheidung sei  "ungewöhnlich" für die EZB, so die Analysten.

Auf ihrer letzten Sitzung im Juli hatte die EZB angekündigt, den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25% anzuheben. Das war die neunte Erhöhung in Folge seit Beginn des Zinserhöhungszyklus im Juli 2022.

Christine Lagard gab nach der letzten Sitzung des EZB-Rats keine Prognosen ab, betonte aber, dass die Inflation voraussichtlich "zu lange auf einem zu hohen Niveau" bleiben werde. Der Rat werde seine Entscheidungen auf der Grundlage der eingehenden Daten treffen, hieß es im Juli.

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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.