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Fünf Erkenntnisse aus der Gewinnsaison für das dritte Quartal

Es war eine aufregende Ertragssaison mit überraschenden Ergebnissen und starken Kursbewegungen. Hier sind fünf Dinge, die uns aufgefallen sind.

Michael Field, CFA 14.11.2023
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euronext paris

1.Verbraucher sind kanpp bei Kasse und halten sich bei Ausgaben zurück

Der Zinssatz für 30-jährige Hypotheken in den USA nähert sich 8%, der BBA-Zinssatz im Vereinigten Königreich ist fast genau so hoch. Die Folge: Haushalte sind gewungen, einen großen Teil ihres Nettoeinkommens für Wohnen auszugeben. Die Löhne und Gehälter hielten nicht Schritt mit dem Trend oder den stark steigenden Verbraucherpreisen, so dass die Konsumausgaben zurückgehen. Während der Gewinnsaison der letzten drei Wochen wurde dies überall deutlich.

Der US-Einzelhändler Target [TGT] meldete Umsatzrückgänge bei allen Produkten, von Lebensmitteln über Kleidung bis hin zu Spielzeug. Hersteller von Gütern des täglicen Bedarfs wie Kraft Heinz [KHC], Unilever [ULVR] und Nestlé [NESN], von denen viele glaubten, gegen derartige Konsumkürzungen resistent zu sein, mussten in diesem Zeitraum ebenfalls Umsatzrückgänge hinnehmen. Sogar beim heiligen Gral des täglichen Bedarfs, dem Bier, sind die Verkaufsmengen zurückgegangen, wie die weltweit größten Brauereien AB InBev [ABI] und Heineken [HEIA] berichten.

Letztes Jahr haben wir Luxusgüter als sicheren Hafen im Konsumbereich gepriesen. Aber selbst hier hat sich das Wachstum verlangsamt. Der Kosmetikhersteller Estee Lauder [EL] meldete eine Abschwächung der Umsätze bei Hautpflegeprodukten und Hugo Boss [BOSS] bei Bekleidung. Es scheint, dass selbst anspruchsvolle Verbraucher immer wählerischer werden, je länger der Druck auf ihre Geldbörsen anhält.

2.Verteidigungsaktien bleiben heiß begehrt

Die geopolitischen Risiken nehmen zu. Die Ungewissheit durch den anhaltenden Konflikt in der Ukraine und das Aufflammen der Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan wurde jüngst durch den Krieg in Israel weiter verstärkt - und so ist es kein Wunder, dass uns Anleger mit dem Intersse überschwemmen, in Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungstitel investieren zu wollen.

Es war eine solide Gewinnsaison für Waffenhersteller, und obwohl die Aufträge unbeständig sein können - Länder bestellen Panzer nunmal nicht so wie Verbraucher Rasierklingen -, ist struktureller Rückenwind vorhanden. Wir gehen davon aus, dass dieses Wachstum zumindest für einige Jahre ungebrochen anhält, wenn man bedenkt, dass viele Länder, insbesondere in Europa, seit dem Ende des Kalten Krieges zu wenig Geld für Rüstung ausgegeben haben. Unternehmen wie Thales [HO] aus Frankreich befinden sich in einer günstigen Lage, da sie an einer Vielzahl von großen internationalen Verteidigungsprojekten beteiligt sind.Thales erzielt mehr als zwei Drittel seiner Verteidigungseinnahmen in Europa, wo wir in den nächsten fünf Jahren einen Anstieg der Militärbudgets um mehr als ein Drittel erwarten.

3. Häuslebauer spüren den Schmerz

Wir haben die Auswirkungen der steigenden Hypothekenzinsen auf die Verbraucherausgaben erwähnt, aber die offensichtlichere Auswirkung betrifft Wohnimmobilien. Wenn die Kreditkosten so stark steigen, verschieben Haushalte ihre Umzugspläne, und potenzielle Erstkäufer bleiben länger auf dem Mietmarkt.

Häuslebauer sind bereits betroffen. Für D.R. Horton [DHI], den größten Hausbauer in den USA, rechnen wir für 2023 mit einem Rückgang der neuen Projekte um 10%. Der Aktienkurs von Persimmon [PSN], einem der bekanntesten britischen Hausbauunternehmen, ist seit April 2021 um fast zwei Drittel gefallen.

Der Schmerz über unerschwinglichen Wohnraum hört damit nicht auf. Der Rückgang der Neubauprojekte schadet Industrieunternehmen wie Caterpillar [CAT]. Auch die Baustoffunternehmen sind betroffen: Die großen Zulieferer Saint Gobain [SGO], Holcim [HOLN] und Heidelberg Materials [HEI] meldeten für das dritte Quartal rückläufige Umsätze. Bislang konnten viele dieser Unternehmen Preiserhöhungen durchsetzen, die den Volumenrückgang weitgehend kompensierten, aber das kann nicht ewig so weitergehen.

4. Einige Unternehmen sehen die Talsohle bei Industrieaufträgen erreicht

Die Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes sind ein wichtiger Indikator für die Gesundheit des Industriesektors. Ein kurzer Blick auf das nachstehende Schaubild zeigt, dass die Zahlen nicht schön sind. Jede Zahl unter 50 bedeutet, dass wir uns im Bereich der Schrumpfung befinden, es ist also schon eine Weile her, dass der Sektor ein Wachstum verzeichnet hat.

Der Industriesektor wurde von mehreren Seiten in Mitleidenschaft gezogen. Erstens schrumpfte die Verbrauchernachfrage nach fast allen Gütern. Dieser Rückgang hat dazu geführt, dass die Industrieunternehmen weniger produzieren und daher weniger für Maschinen, Rohstoffe oder Vorprodukte ausgeben. Das andere Problem ist der Abbau von Lagerbeständen: Unmittelbar nach den pandemiebedingten Versorgungsengpässen und dem sprunghaften Anstieg der Verbraucherausgaben füllten die meisten Unternehmen ihre Lagerbestände eifrig auf. Im Jahr 2023 ist jedoch zu beobachten, dass die Unternehmen diese großen Lagerbestände abbauen, was den Rückgang der Nachfrage nach Industrieprodukten beschleunigt hat.

Solide Industrieunternehmen mit Preissetzungsmacht, wie der Hersteller hochwertiger Toiletten, Geberit [GEBN], haben es geschafft, die Preise zu erhöhen und so den Volumenrückgang zu kompensieren. Dies war jedoch nicht überall der Fall.

Ein Lichtblick in dieser Ertragssaison waren Chemiegiganten wie DuPont [DD] und BASF [BAS], die möglicherweise die Talsohle beim Trend ihrer Kunden zum Abbau von Lagerbeständen erreicht haben und damit die Hoffnung auf bessere Erträge in den nächsten Quartalen wecken.

5. Die Rentabilität der Banken könnte ihren Höhepunkt erreicht haben

Es ist kaum zu glauben, dass die Bankenkrise erst acht Monate zurückliegt. Seitdem haben wir einen Zyklus von Berichtszeiträumen durchlaufen: Im ersten konzentrierten wir uns darauf, ob die Banken überhaupt überleben würden. Doch im Lauf des Jahres, als die Aktienkurse der Banken immer mehr Boden gutmachten, rückte die Rentabilität in den Mittelpunkt.

Nach der globalen Finanzkrise war der Finanzsektor ein Jahrzehnt lang kein gutes Pflaster. Höhere Eigenkapitalquoten, die von den Zentralbanken auferlegt wurden, bedeuteten, dass das Bankenmodell weniger rentabel wurde. Hinzu kamen historisch niedrige Zinssätze und eine relativ gedämpfte Wirtschaft, die die Möglichkeiten der Banken, Geld zu verdienen, einschränkten. Der jüngste Zinsanstieg bedeutete plötzlich, dass sich die Nettozinsmargen, also die Differenz zwischen dem Zinssatz, zu dem Banken leihen und verleihen, wieder ausweiten konnten.

Für die Banken hat dies zu einer steigenden Rentabilität geführt, die sich in diesem Quartal in den Gewinnen niedergeschlagen hat. Unsere Sorge ist, dass es von hier aus weiter bergab gehen könnte. Da die Zahl der Hypothekenanträge rapide zurückgeht und die Kreditausfälle zunehmen dürften, da Verbraucher und Unternehmen Schwierigkeiten haben, die hohen Zinszahlungen zu leisten, könnte die Rentabilität der Banken erneut unter Druck geraten.

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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Anheuser-Busch InBev SA/NV53,10 EUR-0,15Rating
Basf SE42,97 EUR-0,42Rating
Caterpillar Inc384,07 USD-0,85Rating
Compagnie de Saint-Gobain SA89,56 EUR-1,24Rating
D.R. Horton Inc161,61 USD-1,30Rating
DuPont de Nemours Inc81,85 USD-1,48Rating
Geberit AG518,60 CHF-1,14Rating
Heidelberg Materials AG118,10 EUR0,08Rating
Heineken NV2 390,00 CZK0,00
Holcim Ltd88,02 CHF-0,50Rating
Hugo Boss AG40,03 EUR-1,14Rating
Nestle SA78,12 CHF0,77Rating
Persimmon PLC1 258,00 GBX-1,10Rating
Target Corp152,13 USD-0,87Rating
Thales151,75 EUR0,30Rating
The Estee Lauder Companies Inc Class A63,75 USD-1,67Rating
The Kraft Heinz Co31,14 USD-2,04Rating
Unilever PLC4 526,00 GBX-0,35Rating

Über den Autor

Michael Field, CFA

Michael Field, CFA  ist European Equity Strategist bei Morningstar.