Das Jahr 2023 hatte reichlich Extreme zu bieten am Markt für passive börsengehandelte Produkte (ETPs). Stolze 1.189,9 Prozentpunkte liegen zwischen dem besten börsengehandelten Produkt und dem schlechtesten. Das geht aus Daten von Morningstar Direct hervor, die wir nun frisch ausgewertet haben.
Beste ETFs 2023: Solana-ETFs räumen ab
Bei sechs der Top 12 ETFs handelte es sich im vergangenen Jahr um Produkte, welche die Kryptowährung Solana (SOL) abbilden. Der Wert dieser Währung schoss seit Oktober regelrecht in die Höhe, auf Jahressicht konnten Gewinne bei ETFs von sagenhaften 1.000% und mehr verbucht werden. An der Spitze steht der VALOUR SOLANA (SOL) SEK ETN | VALOUR SOLANA SEK.
Getrieben wurde die Rallye durch eine Mischung von Faktoren. Nach der Insolvenz der Kryptobörse FTX können Bestände aus der Konkursmasse, zu der auch über 55 Mio. SOL gehören, schrittweise verkauft werden. Das bestimmte ein Gericht im US-Bundesstaat Delaware im September 2023. Im Wesentlichen verwandelte sich die anfängliche Angst vor der Liquidation von Vermögenswerten aus den FTX-Beständen in Hoffnung - was die Kurse antrieb.
Zudem begeistert das zugrundeliegende Netzwerk mit hohen Transaktionsgeschwindigkeiten, niedrigen Gebühren und der Einführung einiger "Meme-Coins", berichtet mein Kollege Valerio Baselli.
Hinzu kommt die geringere Inflation und ein wieder erstärktes Interesse institutioneller Investoren an Kryptowährungen im allgemeinen. Nach Angaben des Datenanbieters CCData stieg das durchschnittliche tägliche Volumen digitaler Anlageprodukte im Dezember 2023 um 35,3 % auf 481 Millionen US-Dollar. Dies ist das höchste monatliche Volumen, das im Jahr 2023 seit März verzeichnet wurde.
Die Gesamtkapitalisierung des globalen Kryptowährungs-Marktes erreichte im November 2021 ihren Höchststand von über 2,8 Billionen US-Dollar, fiel jedoch während der schlimmsten Phase des sogenannten „Krypto-Winters“ im Jahr 2022 auf unter 800 Millionen USD. Am Ende des Jahres erholte sie sich wieder auf 1.700 Milliarden USD, so Baselli.
Insgesamt bullish für Kryptowährungen waren auch die Fortschritte bei der Zulassung des ersten Spot-ETFs auf Bitcoin in den USA durch die US-amerikanische SEC (Securities and Exchange Commission). Berichten zufolge traf sich die SEC im Dezember mit Vertretern von mindestens sieben Unternehmen, die die Einführung von Bitcoin-Spot-ETFs Anfang 2024 planen, darunter BlackRock, Grayscale Investments, ARK Investments und 21Shares.
Tatsächlich glauben viele Kryptowährungsinvestoren, dass die Einführung eines solchen Produkts die Türen für institutionelle Investitionen öffnen und ein bullischer Katalysator für den Markt sein könnte. Die US-Behörden haben vorerst mehrere ETFs für den Handel mit Bitcoin- und Ethereum-Futures-Kontrakten genehmigt, Anträge für Spot-ETFs jedoch bisher immer wieder abgelehnt.
Erwähnenswert im Gesamtkontext des Jahres 2023 ist auch noch eine weitere Morningstar-Kategorie, die ihren Platz in den Top 12 findet: Technologie-Aktien, die ja bekanntlich ein fulminantes 2023 hinlegten. Platz 7 in unserer Top-Liste ist belegt mit dem VanEck Crypto& Blckchan Innovtr ETF AUSD. Die Kategorie ist auch durch den Global X Blockchain ETF USD Acc noch einmal unter den Top 12 vertreten.
Erdgas-ETFs verlieren 2023 deutlich
Die Liste der Vehikel mit den größten Verlusten wurde im Jahr 2023 angeführt von US-Erdgas. Ein ungewöhnlich milder Winterauftakt 2022/2023, Rekordproduktion in den USA, geringe Industrienachfrage sowie nachlassende Sorgen über eine Gasmangellage in Europa im vergangenen Winter ließen die Notierungen am US-Handelspunkt Henry Hub bereits im ersten Quartals 2023 einbrechen. In volatilem Handel mit reichlich Ausschlägen beendeten die Notierungen das Jahr deutlich im Minus, was sich auch in der Liste der schlechtesten ETF-Performer 2023 widerspiegelt. Drei Erdgas-ETFs an der Tabellenspitze lagen 66 % und mehr im Minus auf Jahressicht.
Auch Rhodium, das zusammen mit Iridium das seltenste nicht radioaktive Metall auf der Erde ist, hat Federn gelassen. Das Edelmetall gilt als teuerstes überhaupt. Die Korrosions- und Oxidationsbeständigkeit macht es zum perfekten Katalysator. Der Wert ist daher eng mit der Automobilindustrie verbunden - und der ging es nun mal nicht so gut.
Auch ein ETP, dass die Volatilität des US-Aktienmarktes abbildet, gehörte im vergangenen Jahr übrigens zu den Verlierern. Tatsächlich erreichte der VIX-Index am 12. Dezember den niedrigsten Stand seit Ausbruch der Pandemie im März 2020, berichtet Baselli.
ETFs im Dezember 2023: Gewinner und Verlierer
Hier werfen wir noch einen Blick auf die besten und schlechtesten ETFs im Dezember in Sachen Wertentwicklung. Dies sind Produkte, die in Europa zum Verkauf angeboten werden.
In den Dezember-Tops spiegelt sich das oben diskutierte Thema wieder - Kryptowährungen. Unter den Top 10 sind nur ETFs zu finden, die den Bewegungen von Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerten ausgesetzt sind. Der gesamte Sektor setzte die Rallye fort, die Mitte Oktober begann, wobei Bitcoin zwischen dem 11. Oktober und dem 31. Dezember um 51% stieg.
Verloren hat indes am meisten der WisdomTree Sugar ETC, der die Wertentwicklung am Zuckermarkt abbildet. Er verbucht einen monatlichen Verlust von 21,6%. Die Liste enthält außerdem fünf Instrumente auf US-Erdgas. Rekordproduktion und Prognosen für mildes Wetter deckeln die Preise weiter, wie schon zu Beginn 2023 (siehe oben) - der Abwärtstrend setzte sich im letzten Monat des Jahres fort.
Die größten ETFs
Bitte beachten Sie: Die monatlichen Top- und Flop-Performer sind oft sehr volatile und daher riskante Produkte, die in Ihrem Portfolio auf jeden Fall nur eine kleine Rolle spielen sollten. Größerer Bestandteil Ihres Portfolios sollten die großen ETFs sein.
Wie immer haben wir inverse und gehebelte Fonds ausgeklammert. Da es sich bei diesen Instrumenten um rein passive Produkte handelt, spiegeln sie die Entwicklung der Märkte wider, ohne die (gute oder schlechte) Tendenz eines aktiven Managers zu berücksichtigen. Die Tabellen mit den jährlichen Entwickungen enthalten Produkte, die in Deutschland zum Verkauf angeboten werden, die Dezember-Zahlen gelten für europaweit vertriebene Produkte.