Das Schlagwort "künstliche Intelligenz" führt Anleger über das wahre Potenzial von Arm als Technologietitel in die Irre, meint Morningstar-Analyst Javier Correonero in einem neuen Bericht über das an der Nasdaq notierte britische Unternehmen.
Obwohl Arm (ARM) viele Vorzüge hat, über die man sich nur freuen kann, gehört der Aktienkurs nicht dazu. Nachdem das Unternehmen am 7. Februar seine Gewinne bekannt gegeben hatte, stiegen die Aktien um mehr als 50 % und werden seither für fast 140 $ gehandelt. Angetrieben wurde die Aktie durch eine übertriebene Erwartung an das Thema künstliche Intelligenz - in Verbindung mit viel Hoffnung angesichts der jüngsten Erhöhungen der Lizenzgebühren nach der Einführung der neuesten Architektur, Armv9.
Obwohl Arm gute Leistungen erbringt und von der KI profitiert, glauben wir, dass KI in der Geschichte des Unternehmens nur eine Nebenrolle spielt, und wir erwarten keinen Gewinnsprung, der auch nur annähernd an den von Nvidia heranreicht.
Wichtige Morningstar Kennzahlen für die Arm-Aktie
• Fair Value-Schätzung: $57 (aktueller Preis $126)
• Morningstar Rating: ★
• Morningstar Economic Moat Rating: Wide
Die Arm-Aktie wird mit dem 90-fachen des Gewinns gehandelt
Der aktuelle Aktienkurs vernachlässigt die Tatsache, dass Arm weiterhin in Forschung und Entwicklung investieren muss, um den Umsatz weiter steigern zu können, und setzt unserer Meinung nach zu hohe Erwartungen an Wachstum und Margen. Unsere Fair Value-Schätzung von $57 geht von einer durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstumsrate (CAGR) von 17% auf Sicht von zehn Jahren aus und einer operativen Gewinnspanne nach GAAP von 44%. Dies steht im Kontrast mit einer CAGR von 22% und einer operativen Gewinnspanne von 55%, die erforderlich wären, um einen Aktienkurs von $140 zu rechtfertigen.
Obwohl das Szenario mittelfristig zu einer Verbesserung der Finanzlage von Arm führen dürfte, sind wir der Ansicht, dass es langfristige Risiken mit sich bringen würde, da das Unternehmen seine Lizenzgebühren in nur acht Jahren verfünffachen müsste. Dadurch würden zu viele Dollar aus der Wertschöpfungskette abgezogen und die Kunden würden ermutigt, sich nach alternativen Architekturen wie RISC-V umzusehen. Angesichts des 90-fachen bereinigten KGV für 2025 (ohne aktienbasierte Vergütungen) und des 170-fachen GAAP-KGV für 2025 sind wir der Ansicht, dass Anleger mit dem Kauf von Arm-Aktien zurzeit viel zu verlieren und wenig zu gewinnen haben.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus unserem Arm-Bericht
- Anbieter im Halbleiter-Ökosystem wie Arm werden zwar von der KI profitieren, aber nicht in gleichem Maße wie Nvidia, da ihre Geschäftsmodelle sich unterscheiden und sie eine geringere operative Hebelwirkung und Preissetzungsmacht haben. Einfach ausgedrückt: Nvidia muss nicht 50 Mal mehr für Software ausgeben oder 50 Mal mehr Lizenzgebühren an Arm zahlen, um einen "KI-Chip" zu entwickeln, der sich 50 Mal teurer verkaufen lässt. Wir gehen davon aus, dass die Gewinne von Arm eher im Einklang mit dem Umsatz wachsen werden.
- Arm steht vor einem Paradoxon zwischen Innovation und Gewinnspanne. Wenn das Unternehmen Marktanteile gewinnen und die Lizenzgebühren weiter erhöhen will, um das Umsatzwachstum zu beschleunigen, muss es dies mit einer besseren, effizienteren Architektur tun, was kontinuierliche Reinvestitionen in Forschung und Entwicklung erfordert. Hohe Reinvestitionen in F&E sind jedoch unvereinbar mit der langfristigen operativen Marge von 55%, die erforderlich ist, um den aktuellen Aktienkurs von 140 $ zu rechtfertigen, der ein voraussichtliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von 88 impliziert. Das ist fast doppelt so hoch wie das der Wettbewerber mit 47.
- Ein Aktienkurs von 140 $ würde voraussetzen, dass Arm seine Lizenzgebühren in nur acht Jahren verfünffacht (8,5 % im Jahr 2030 gegenüber 1,7 % im Jahr 2022) und zwei Jahrzehnte lang mit viel höheren Raten als der Halbleitermarkt wächst. Dieses Szenario ist unserer Meinung nach zu aggressiv und würde die Kunden ermutigen, sich nach Alternativen umzusehen.
- Unsere Fair Value-Schätzung von 57 $ geht auf dieses Paradoxon ein. Sie geht davon aus, dass Arm in den nächsten sieben Jahren 15 Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung investieren muss, d.h. durchschnittlich 33% des Umsatzes, um bis 2030 eine gemischte Lizenzgebühr von 5% und im Jahr 2033 von 6% zu erreichen. Dies führt zu einem Umsatzwachstum von 17% und einer operativen Marge nach GAAP von 44% im nächsten Jahrzehnt.