Diese deutschen Aktien sind zurzeit unterbewertet

Zahlreiche deutsche Aktien werden gerade deutlich unter Morningstar’s Fair Value-Schätzungen gehandelt.

Antje Schiffler 12.02.2025
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Illustration av en kikare som zoomar in på marknadens utveckling

Morningstar-Analysten beobachten weltweit rund 1.740 Aktien. Diese werden mit Sternen bewertet - je nachdem, ob der Analyst die Aktie für über- oder unterbewertet hält. Die Titel, die als unterbewertet gelten, erhalten ein Sterne-Rating von 4 und 5. Überbewertete Aktien erhalten 1 oder 2 Sterne. Wir blicken hier auf die 49 von den Analysten abgedeckten deutschen Unternehmen, von denen trotz der Rallye am Aktienmarkt noch 24 im unterbewerteten Bereich notieren.

Die fünf am stärksten unterbewerteten Aktien am deutschen Markt:

  1. Volkswagen Group VOW3
  2. Bayer BAYN
  3. Mercedes-Benz Group MBG
  4. Puma PUM
  5. RWE RWE

Der deutsche Aktienmarkt jagt allen konjunkturellen und geopolitischen Negativnachrichten zum Trotz von einem Rekord zum nächsten. Der Morningstar Germany Index konnte im vergangenen Jahr 17 % zulegen, seit Jahresbeginn ist er rund 9 % im Plus.

Angetrieben wurde die Index-Performance vor allem von einem Titel: SAP SAP. Der Walldorfer Technologiekonzern – mit einer Marktkapitalisierung von rund 311 Mrd. EUR das bei weitem größte börsennotierte deutsche Unternehmen – trug allein 8,45 Prozentpunkte zu dem Indexplus der vergangenen 12 Monate bei, geht aus Daten von Morningstar Direct hervor. Der Technologiekonzern profitiert, wie seine Branchenkollegen, von der KI-Welle. Insgesamt gewann der Titel im vergangenen Jahr über 62 % und notiert nun im stark überbewerteten 1-Sterne-Bereich.

Der zweite große Titel, der den deutschen Aktienmarkt in den vergangenen zwölf Monaten anschob, war die Deutsche Telekom DTE, die ein Gewicht von 6,05 % im Morningstar Germany Index hat und 3,02 % zum Indexplus beitrug. Es folgten Allianz ALV, Siemens SIE und Siemens Energy ENR als wichtigste Indextreiber, die nach den Kursgewinnen der Vormonate nun ebenfalls alle fair oder überbewertet sind.

Große Unbekannte: US-Zölle

Der allgemein guten Stimmung konnte weder die Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten noch der Zusammenbruch der Berliner Ampel-Koalition im November 2024 einen nachhaltigen Dämpfer setzten. Auch Trumps Ankündigung von Zöllen auf Stahl- und Aluminiumprodukte am 10. Februar konnte die Aktien der betroffenen deutschen Unternehmen Thyssenkrupp TKA, Klöckner & Co KCO und Salzgitter SZG nur vergleichsweise wenig bremsen (alle drei werden nicht von unseren Analysten abgedeckt).

Negativer reagierten Autokonzerne, als Trump Anfang Februar Zölle auf Kanada und Mexiko ankündigte – wenngleich die Talfahrt der Kurse angesichts China-Schwäche und Konjunkturdelle weitaus früher einsetzte.

Zudem sind nicht alle Aktien des Sektors von etwaigen US-Zöllen in gleicher Weise betroffen, erklärt Morningstar-Automobilanalystin Rella Suskin. “Die meisten Automobilhersteller haben ihre Produktionsbasis seit vielen Jahren diversifiziert, um die Produktion an die Region anzupassen, in der die Fahrzeuge verkauft werden.” Mercedes und BMW haben dies am besten getan, indem sie ihre Verkäufe in den USA an die Produktion angepasst haben.

Diese 24 deutschen Aktien sind im unterbewerteten Bereich

Den starken Gewinnen am Gesamtmarkt zum Trotz rangieren 24 der von unseren Analysten abgedeckten Titel im unterbewerteten Bereich.

Ein Kurs-/Fair Value-Verhältnis von 1 bedeutet, dass das Unternehmen fair bewertet ist, während ein Wert um 2 bedeutet, dass es doppelt so hoch bewertet ist wie der faire Wert, die Aktie somit also überbewertet ist.

Dies heißt also, dass wir davon ausgehen, dass Anleger über einen mehrjährigen Anlagehorizont hinweg eine Rendite erzielen würden, die unterhalb einer angemessenen risikobereinigten Rendite liegt. Das Sterne-Rating für Aktien wird bei Marktschluss börsentäglich neu berechnet. Das Kurs-/ Fair Value-Verhältnis einer Aktie wird also fortlaufend aktualisiert.

Das Ratingsystem von Morningstar berücksichtigt auch eine Unsicherheitsanpassung. Dieses Rating wird als Fair Value Uncertainty Rating bezeichnet und beurteilt, wie volatil die Gewinne oder Cashflows in den nächsten fünf bis zehn Jahren wahrscheinlich sein werden. Dabei handelt es sich um eine „Risikobewertung“ einer Aktie.


Der Autor/Autorin oder die Autoren besitzen keine Aktien der in diesem Artikel erwähnten Wertpapiere. Informieren Sie sich über die Redaktions-Richtlinien von Morningstar.

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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.