Trump nimmt Fed-Chef ins Visier: Dollar rutscht ab, Gold auf neuem Rekord

Novo Nordisk ist der größte Verlierer, während Konkurrent Eli Lilly Fortschritte mit einem Medikament gegen Fettleibigkeit macht.

Ollie Smith 22.04.2025
Facebook Twitter LinkedIn

alt=""

Die europäischen Aktienmärkte schlossen nach der Osterpause höher, und der Dollar fiel auf ein Dreijahrestief. Wieder sorgt die US-Regierung von Donald Trump für ein Drama mit Ansteckungspotenzial - diesmal geht es um Zinsen.

In Äußerungen, die die US-Aktien am Montag ins Rutschen brachten, hatte Donald Trump den Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Reserve, Jerome Powell, als “Verlierer” bezeichnet und frühere Forderungen nach einer Zinssenkung durch die Zentralbank wiederholt.

“Es kann zu einer Verlangsamung der Wirtschaft kommen, wenn Mr. Too Late, ein großer Verlierer, nicht JETZT die Zinsen senkt”, schrieb Trump in den sozialen Medien.

Welche Aktien haben am meisten verloren?

Am Dienstag schloss der STOXX Europe 600 Index rund 0,24 % über dem Schlusskurs vom Donnerstag.

Die größten Verlierer waren Orsted ORSTED und Novo Nordisk NOVO B mit Verlusten zwischen 6% und 9%. Novo Nordisk gab aufgrund positiver Ergebnisse einer Studie des US-Konkurrenten Eli Lilly LLY zur Behandlung von Fettleibigkeit nach.

Die europäischen Märkte eröffneten zunächst schwächer, bewegten sich aber ins Plus, als die US-Aktien zulegten und einen Teil der Verluste vom Montag wieder wettmachten.

An den Devisenmärkten setzte der Dollar seine Talfahrt gegenüber dem Euro fort und erreichte mit einem Kurs von 0,86 € ein Dreijahrestief. Der Goldpreis erreichte indes einen neuen Höchststand von 3.500 USD, bevor er wieder leicht nachgab.

“Letztlich versucht der Markt nur, sein Niveau zu finden”, sagt Michael Field, Chefstratege für europäische Märkte bei Morningstar.

“Einerseits ist man optimistisch, dass wir das Schlimmste des Zollkriegs überstanden haben, andererseits gibt es eine Kluft zwischen der Trump-Administration und der Fed, was nie gut ist.”

Die deutschen und österreichischen Aktienmärkte lagen gegen Mittag rund 0,2 % im Minus, der Schweizer SMI tendierte etwas schwächer mit -0,6 %.

Die US-Aktien erholten sich nach einem Tag voller Verluste am Montag. Zum Zeitpunkt des europäischen Börsenschlusses lagen der S&P 500 und der Nasdaq Composite Index rund 3% im Plus.

Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe lag unverändert bei 4,41 %, nachdem sie am Montag stark gestiegen war.

Warum haben die Märkte negativ auf Trumps Fed-Kommentare reagiert?

Die US-Märkte reagierten negativ auf Trumps Drohungen an die Federal Reserve, weil Anleger befürchten, dass der Präsident mit seinen Äußerungen das Finanzsystem destabilisieren könnte. Anleger fürchten Unsicherheit, die mit dem Status der USA als “sicherer Hafen” verbunden ist.

In seiner ersten Amtszeit kritisierte Präsident Donald Trump Jerome Powell bereits und forderte die Fed auf, die Zinsen zu senken. Der größere Kontext dieser Geschichte ist jedoch, dass die US-Notenbank - wie die Bank von England und die Europäische Zentralbank - unabhängig von der Regierung ist.

Anders als die Bank of England und die EZB hat die Fed auch ein breiteres Mandat zur Aufrechterhaltung der maximalen Beschäftigung in der US-Wirtschaft.

Nach dem Marktdrama der letzten drei Wochen häufen sich die Spekulationen, dass Zentralbanken gezwungen sein werden, die Zinsen zu senken, um die Konjunktur anzukurbeln und den Schuldendruck auf Verbraucher und Unternehmen zu verringern.

Die EZB hat dies bereits getan: vergangene Woche senkte sie angesichts der “verschlechterten” Aussichten für das Wirtschaftswachstum die Zinsen.


Der Autor/Autorin oder die Autoren besitzen keine Aktien der in diesem Artikel erwähnten Wertpapiere. Informieren Sie sich über die Redaktions-Richtlinien von Morningstar.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Ollie Smith  Redakteur bei Morningstar UK