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Bären schlagen Bullen

Momentan tobt eine hitzige Debatte über die wahrscheinliche Entwicklung der globalen Börsen. Jonas Lindmark, Redakteur und Chefanalyst bei Morningstar Schweden vergleicht die Argumente der Bullen und der Bären.

Jonas Lindmark 26.07.2001
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Der amerikanische Aktienmarkt hat sich besser entwickelt als die sonstigen Weltbörsen. Dies ist der deutlichste Trend des letzten Monats.

Ein wichtiger Faktor für diese Outperformance ist der Favoritenwechsel bei den Fondsmanagern von Europa zu den USA. Die neueste Fondsmanagerumfrage von Merrill Lynch vom 17. Juli bestätigte, dass die Mehrzahl der Portfoliomanager den amerikanischen Markt über die kommenden zwölf Monate für den vielversprechensten halten.

Man wird wahrscheinlich auf das dritte Quartal warten müssen, um festzustellen ob die US-Konjunktur sich in diesem Jahr noch zum Besseren wendet oder nicht. Bis dahin müssen di

e Anleger sich auf das Urteil der Experten verlassen.

Fondsmanager und andere Experten haben sich jedoch schon des Öfteren getäuscht, weshalb eine Analyse ihrer Argumente sinnvoll ist. Die gebräuchlichsten Argumente für und gegen eine konjunkturelle Wende werden in der Folge zwischen null und fünf Punkten zugesprochen.

Die Bullen-Argumente:

1. Anhaltende, aggressive Zinssenkungen erhöhen die Geldmenge, was im Normalfall sehr positiv für Aktien ist.

Dies ist ein starkes Argument. Die sechs Zinssenkungen der Fed im Frühjahr werden nach Ansicht von Wirtschaftsforschern mit einer Verzögerung von sechs bis neuen Monaten ihren Effekt ausüben und die Konjunktur ab Herbst beleben. Die Frage ist, ob diese Zinssenkungen ausreichen um die Investitionen zu verstärken und die Arbeitslosigkeit im Zaum zu halten. (fünf Punkte)

2. Nach starken Kursstürzen zu kaufen ist eine gute Strategie. Anleger sind meist dann am Negativsten eingestellt, wenn Gewinnerwartungen nach unten korrigiert werden und schlechte Konjunkturdaten veröffentlicht werden.

Dies ist ein schlechtes Argument. Es gibt keinerlei Beweis dafür, dass die Baisse schon vorüber ist. Sollte es noch ein weiteres Jahr dauern, bis der Boden erreicht ist, wäre es natürlich eine schlechte Idee heute zu investieren. Wann der Tiefpunkt erreicht ist weiß man immer erst hinterher. (null Punkte)

3. Dies ist ein normaler schwacher Konjunkturzyklus. Im Herbst wird sich die Lage drehen, und die Gewinne sind nahe dem Tiefpunkt.

Dieses Argument stützt sich auf den Vergleich mit früheren US-Zyklen seit dem Krieg, die alle etwa ein Jahr dauerten. Wirtschaftswissenschaftler weisen jedoch auf einige Unterschiede bezüglich des momentanen Abschwungs hin. So begann er nicht durch eine Überhitung der Nachfrage und steigender Inflation, sondern mit dem Platzen der Nasdaq-Blase und sinkenden Investitionen. Es ist daher unsicher, ob das normale Ablaufmuster diesmal gilt. (drei Punkte)

4. Die Risikobereitschaft der Anleger kehrt zurück.

Es ist höchst unsicher ob dies heute zutrifft, selbst wenn es vor einem Monat so gewesen sein mag. Aktienkurse und die Kurse anderer riskanter Anlagen sind heute höher als im April, was bedeutet das es Anleger gibt, die glauben dass das Schlimmste überstanden ist. Es gibt jedoch keine logische Verbindung zwischen dieser Tatsache und der zukünftigen Entwicklung von Aktienkursen. (null Punkte)

5. Die Bewertungen an TMT-Unternehmen sind inzwischen zu gering. Wir stehen am Anfang eines neuen technologischen Zeitalters.

Der Nutzen vieler technischer Neuerungen ist unbestritten, auch deren positiver Einfluss auf die Produktivität. Aber die Geschichte zeigt eine lange Kette von neuen Entdeckungen und Erfindungen. Schwer zu sagen, ob dies wirklich eine neue Ära ist. Die Aktienkurse sind niedriger als vor dem Platzen der Nasdaq-Blase, aber immer noch höher als vor zwei Jahren. (drei Punkte)

Die Bären-Argumente:

1. Die IT-Investitionen waren in den letzten Jahren untragbar hoch. Die Normalisierungsphase nach dieser extremen Internetspekulation könnte sehr lange dauern.

Selbst wenn die momentane Rezession in der IT-Branche im nächsten Jahr enden sollte und die Investitionen wieder steigen, so wird eine Erholung der Preise, Profitabilität und Margen doch schwer zu bewerkstelligen sein. Zudem macht der TMT-Sektor noch immer einen Großteil der globalen Marktkapitalisierung aus. (drei Punkte)

2. Der amerikanische Verbraucher wird nicht mehr so viel ausgeben.

Die meisten Experten sehen den US-Konsumenten als den Hauptfaktor der wirtschaftlichen Entwicklung, nicht nur in den USA sondern weltweit. Es ist klar, dass das Konsumwachstum heute langsamer steigt als noch vor einigen Jahren, die Frage ist ob der Verbrauch demnächst schrumpfen wird. Die Steuersenkungen sind ein Argument dagegen. Aber die wachsende Arbeitslosigkeit, niedrigere Aktienkurse und geringere Jahresendboni lassen eher auf abbröckelnde Konsumausgaben schließen. (fünf Punkte)

3. Die meisten Anleger erwarten eine konjunkturelle Erholung im Herbst. Dies ist sicherlich bereits in den Aktienkursen eingepreist. Das Risiko, dass die Analysten falsch liegen ist groß.

Dies ist ein gewichtiges Argument. Als Alan Greenspan, Vorsitzender der US-Zentralbank vor einem Parlamentsausschuss vor einer Verzögerung der Wende warnte fielen die Börsen. (fünf Punkte)

4. Gewinne und Profitabilität sind noch immer hoch. Dies ist langfristig nicht aufrecht zu erhalten.

Die boomenden Aktienmärkte der neunziger Jahre wurden zweifelsohne durch steigende Gewinne und hohe Profitabilität der Unternehmen angetrieben. Ökonomischen Theorien zufolge fällt die Produktivität auch wieder. Aber eine solche Anpassung kann dauern, womit dieses Argument ledigliche eine Warnung ist, dass der Trend steigender Gewinne gebrochen ist. (ein Punkt)

5. Ungebremstes Vertrauen in die Zukunft von Aktien hat eine der längsten und stärksten Haussen der Geschichte ermöglicht (1992-2000). Eine Rückkehr zu einem angemesseneren Niveau könnte mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Dieses Argument ist schwer analysierbar. Die Erwartungen könnten durchaus wieder steigen, und die Börsen mit ihnen. Genauso könnte das Gegenteil eintreten. Da die Bewertungen der Aktien im historischen Vergleich noch immer hoch sind, erscheint das Risiko fallender Kurse jedoch etwas größer. (zwei Punkte)

Das Endergebnis: 16 zu 11 für die Bären. Die Pessimisten scheinen die besseren Argumente zu haben.

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Über den Autor

Jonas Lindmark

Jonas Lindmark  has been editor and head of fund analysis at Morningstar Sweden since August 2000. Before that he was personal finance editor and designed fund ratings during 9 years at the weekly business magazine Affärsvärlden.