Bei der Auflage des Fonds 1998 stand die Dividendenrendite im Mittelpunkt der Anlagestrategie. Seit Juli 2001 haben wir diese Strategie ergänzt um die sogenannte Relative-Stärke-Methode. Einfach gesagt, wird dabei nach Aktien gesucht, die sich besser als der Durchschnitt entwickeln, also relative Stärke oder Momentum zeigen. Entscheidend ist hier die betrachtete Zeitperiode, nach der eine Aktie mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit einen weiteren Kursanstieg in der Zukunft erwarten lässt.
Dynamic Value
ist die Kombination der antizyklischen Dividendenstrategie mit der prozyklischen Momentumstrategie. Im Ergebnis wird die Performance stabilisiert.
Wenn ein Unternehmen ordentliche Dividenden ausschüttet, erwirtschaftet es meist auch Gewinne. Im MEAG EuroInvest machen die dividendenzahlenden Value-Titel rund 70 Prozent des Fondsvolumens aus. Die bisherige Performance des Fonds spricht für unsere Strategie.
Wie werden Sie reagieren, wenn statt werthaltiger wieder Wachstumstitel gut laufen? Werden Sie dann von Ihrer Value-Strategie abweichen?
Wir haben heute mit dem Dynamic Value einen bewährten Investmentansatz. Die Mischung von dividendenausschüttenden Value-Aktien mit Werten, die relative Stärke zeigen, bringt mehr Sicherheit und mehr Rendite. Dieser systematische Ansatz wirkt der Abhängigkeit von Marktphasen entgegen. Es ist eine Stärke des Fonds, dass sich der Anleger auf den Investmentansatz verlassen kann, den wir freilich fortlaufend überprüfen und verbessern.
Wie sollte ein Privatanleger generell mit den Investmentstilen Wert/Value und Wachstum/Growth umgehen – sollte er auf einen Manager setzen, der beim einmal gewählten Ansatz bleibt oder einen, der wechselt? Und wie soll er Growth und Value-Titel im Depot gewichten?
Der Privatanleger braucht eine langfristige Strategie und sollte nicht versuchen, je nach Marktphase von der Entwicklung zu profitieren. Das ist ein schwieriges Geschäft, für den privaten Anleger mit viel Mühe verbunden und zudem meist wenig erfolgversprechend. Im MEAG EuroInvest verbinden wir die antizyklische Dividenden- mit der prozyklischen Momentumstrategie. Der Anleger kann in diesem Fonds den einmal gewählten und bewährten Ansatz beibehalten.
Rund ein Drittel des Fondsvermögens steckt in kleineren Titeln: Welche Vorteile haben diese?
Kleine Titel haben den Vorteil, nicht überanalysiert zu sein. Sie stehen nicht im Fokus von Analysten und Medien; es ist deshalb einfacher, unterbewertete Gewinner zu finden. Zudem gibt es auf die kleineren Werte kaum Derivate, so dass spekulative Verwerfungen nahezu ausgeschlossen sind. Zuletzt haben wir verstärkt wieder Standardwerte gekauft, weil uns die Kursniveaus auch mit Blick auf die Dividenden teilweise sehr günstig erschienen.
Wenn die kleinen nicht so im Rampenlicht der Analysten und Medien stehen: Wie finden sie gute Aktien?
Wir wenden quantitative Filtermethoden an, die Zahlen analysieren und so Dividenden- und Momentum-Titel aufspüren. Danach müssen die Aktien eine qualitative wie fundamentale Prüfungen bestehen. Dabei müssen die von uns selektierten Werte auch bei Kriterien wie dem Track Record des Managements, der Transparenz in der Informationspolitik sowie der Marktstellung im relevanten Segment überzeugen.
Der MEAG EuroInvest konnte sich bei der Wertentwicklung gut halten, vor allem im Vergleich mit den meisten anderen Fonds. Jedoch verliert er nach drei Jahren trotzdem über ein Drittel seines Wertes. Wie reagieren die Anleger?
Unsere Anleger haben sehr vernünftig reagiert. Sie verstehen, dass wir uns in schwierigen Zeiten befinden. Wir haben sogar Nettomittelzuflüsse. So gesehen honorieren die Anleger unsere Leistung, unterbewertete Aktien zu selektieren und schenken uns ihr Vertrauen. Es ist wichtig, dass Anleger einer bewährten Strategie treu bleiben.
Im Fondsportfolio haben Sie sehr viele deutsche Werte, die im europäischen Vergleich nicht gerade beliebt sind oder als aussichtsreich gelten. Sind die deutschen Aktien gar nicht so schlecht?
Der Anteil deutscher Werte ist ungefähr so hoch wie der von Titeln aus Italien oder Frankreich. Die Branchenaufteilung entscheidet mehr über Erfolg oder Misserfolg als das Land. In Deutschland finden sich auch abseits des Dax viele global tätige, sehr gute Unternehmen. Hier ist die Stimmung schlechter als die fundamentale Lage, ein sehr negatives Konjunkturszenario ist bereits in den Kursen enthalten. Ein viertes Jahr in Folge mit negativer Wertentwicklung bei den Aktien ist ziemlich unwahrscheinlich.
In wie weit sind Sie bei der Einzeltitelauswahl von einem Index abhängig, den Sie nachbilden?
Wir bauen keinen Index nach, die Benchmark dient nur dazu, die Wertentwicklung zu vergleichen. Wir wollen den Index schlagen, nicht nachbilden.
Welchen Titeln und Branchen trauen Sie bei der derzeitigen Unsicherheit eine lohnende Entwicklung zu?
Mehr und mehr Anleger interessieren sich zu Recht für Dividendentitel. Gute Gewinne versprechen die klassisch defensiven Branchen wie die Versorger, die mit stetigen Erträgen glänzen. Auch im Telekom-Sektor gibt es in jüngerer Vergangenheit wieder steigende Gewinne und Erfolge beim Schuldenabbau. Ein weiteres, wichtiges Thema dürfte auch die Kostenreduzierung im Gesundheitswesen werden. Spezialisierte Pharmahersteller, zum Beispiel von Generika, werden davon tendenziell profitieren.
Sollen vorsichtige Anleger mit einem Einstieg warten, bis der Konflikt im Irak gelöst ist?
An der Börse werden Erwartungen gehandelt, sehr viel Negatives ist derzeit in den Kursen enthalten. Keiner schafft es, zum absoluten Tiefstpunkt zu kaufen. Wichtig ist ein Investitionsplan, nach dem vorgegangen wird. Steigen Sie nicht auf einmal ein, sondern setzen Sie sich Indexmarken zur Orientierung. Mit mehreren Einzahlungen ist man bei einem Aufschwung dabei, bei einem Kursrückgang kann man günstig nachkaufen.
Wie sind Ihre kurz- und mittelfristigen Prognosen für die Aktienmärkte in Europa?
Eins vorweg: Wir haben einen positiven Ausblick für 2003 und werden moderate Steigerungsraten sehen. In den USA haben wir eine sehr expansive Geldpolitik, und die geplanten Steueränderungen unterstützen dies noch. Es würde mich nicht wundern, wenn die Indexstände bis zum Jahresende zweistellig wachsen.