Gefährliche Verführung

Mehr als 50 Prozent Wertzuwachs seit Jahresbeginn – klingt gut, oder? Bei näherem Hinsehen verfliegt die Euphorie.

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Genau 17 Fonds ist es heuer bislang gelungen, eine Wertentwicklung von mehr als 50 Prozent zu erwirtschaften. Diese Produkte werden natürlich landauf, landab in den sogenannten Fonds-Hitparaden gefeiert. Und viele Anleger werden sich sagen: Das hört sich ja toll an, da muss ich dabei sein. In den meisten Fällen wäre dies ein verheerender Fehler.

Denn diese kurzfristigen Hochflieger haben sich mit wenigen Ausnahmen in den vorangegangenen Jahren vornehmlich als Geldvernichter hervorgetan. Mehrheitlich handelt es sich um tech-lastige Fonds, also keineswegs um Kerninvestments.

Angefangen beim Tabellenführer des Jahres 2003: Der H

& A Lux DAC Internet-Fonds verbuchte seit Jahresbeginn einen Wertzuwachs von sage und schreibe 111,9 Prozent. Auf den ersten Blick sicherlich beeindruckend. Doch sobald man sich die etwas längerfristigen Zahlen zu Gemüte führt, kehrt schnell eine große Ernüchterung ein. Im Durchschnitt der letzten drei Jahre verlor der Fonds jeweils 47,5 Prozent, und darin ist der steile Anstieg dieses Jahres voll enthalten! Die exorbitante Standardabweichung von über 47 Prozent spricht Bände.

Gängiger Rechenfehler

Erstaunlich viele Anleger wissen zudem nicht, dass negative nicht mit positiven Prozentzahlen gleichzusetzen sind. Der genannte Fonds hat in den vergangenen Jahren kumuliert 84,7 Prozent seines Werts verloren, wie gesagt trotz der kräftigen Erholung der letzten Monate. Konkret bedeutet dies, dass ein Anleger, der im August 2000 in diesen Fonds investiert hat, einen weiteren Zuwachs von 654 (in Worten: Sechshundertvierundfünfzig) Prozent benötigt, um seinen Einstandskurs wieder zu erreichen.

Die große Mehrheit der Anleger hat die Hoffnung auf eine derart mirakulöse Wiedererstehung längst aufgegeben. Zum Jahreswechsel betrug das Fondsvolumen des H & A Lux DAC Internet-Fonds nur noch magere 656.000 Euro.

Nicht viel besser sieht es beim zweitplatzierten Fonds aus. Der BWK NovaMax-Neue Märkte Europa legte seit Jahrebeginn um 97,4 Prozent zu. Im dreijährigen Schnitt jedoch weist er ein Minus von 43,5 Prozent auf. Damit gehört er selbst in der vielgeschundenen Kategorie der Tech-Fonds zu den schlechtesten fünf Prozent.

Weitaus bekannter als die beiden vorgenannten Fonds ist der nordasia.com. Dieser Fonds treibt die unsinnige Verengung des Anlageuniversums noch weiter als andere und investiert ausschließlich in asiatische Technologieaktien. Dies bescherte den verbliebenen Anlegern einen Kursanstieg von 94,6 Prozent in diesem Jahr. Über drei Jahre konnte der Fonds seine Verluste auf durchschnittlich `nur´ 25,8 Prozent begrenzen. Kumuliert sind dies aber immer noch fast 60 Prozent Verlust.

Man muss dabei bedenken, dass ein großer Teil der Anleger in diese überaus volatilen Fonds just um den Höchststand herum investiert hat. Wer jetzt einsteigt, den könnte angesichts der mittlerweile wieder – gelinde gesagt – phantasievollen Bewertungen der Techaktien ein ähnliches Schicksal ereilen.

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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
nordasia.com94,05 EUR0,55Rating

Über den Autor

Morningstar Europe Editor  .