Risiken und Nebenwirkungen
Die Gesundheitsbranche spielt angesichts der globalen demographischen Trends eine immer größere Rolle. Durch die Bevölkerungsalterung steigen die
Ausgaben für die Gesundheitsversorgung, laut OECD sind sie in den USA mit 14% des Bruttoinlandsprodukts am höchsten. In Deutschland liegt der Anteil bei 10%, ein weiterer Anstieg wird erwartet.
Rosige Zeiten also für Pharmatitel? Könnte man meinen, doch einiges trübt das positive Bild für die großen Branchenvertreter. Viele haben Schwierigkeiten, ihre historischen Wachstumsraten aufrechtzuerhalten: Die Arzneimittelpreise stehen unter Druck, da die Regierungen die explodierenden Gesundheitskosten unter Kontrolle bringen wollen. Die Produktpipeline, d.h. neue Medikamente in der Entwicklung, lässt bei vielen Anbietern zu wünschen übrig. Der Forschungssaufwand für neue Medikamente steigt, gleichzeitig sind bestehende Präparate durch den auslaufenden Patentschutz bedroht, die Konkurrenz durch günstigere Generika nimmt zu. Auch Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten setzen den Unternehmen zu.
Viele Pharmariesen gehen daher auf Einkaufstour, um ihre Produktpipeline zu füllen. Im Visier sind häufig Biotech-Firmen, wo erfolgreiche klinische Versuchsreihen und viele Neuzulassungen im vergangenen Jahr für Aufmerksamkeit sorgten. Allerdings dürften die etablierten Biotechnologieunternehmen bald vor ähnlichen Problemen stehen wie ihre Pendants im Pharmabereich. Dynamischer präsentiert sich die kleinere Konkurrenz – bei erhöhtem Risiko, da häufig nur ein Produkt in der Pipeline ist.
Ähnlich wie beim Medikamentenkauf empfiehlt es sich daher, vor dem Kauf eines entsprechenden Branchenfonds auf Risiken und Nebenwirkungen zu achten. Ist man von den Aussichten der Branche überzeugt, kann eine Depotbeimischung unter Beachtung der bestehenden Depotstruktur sinnvoll sein. Zudem gelten insbesondere Pharmawerte aufgrund ihres defensiven Charakters als konservatives Investment in einem Umfeld steigender Zinsen.
Biotechnologie als Renditetreiber
Die Kategorie „Branchenfonds Gesundheitswesen“ enthält 133 Fonds. Mit dem höchsten Rating auf Basis der Dreijahresrendite, -volatilität und Kosten wurden 3 Fonds des deutschen Anlageuniversums versehen, u.a. der DWS Pharma-Aktien Typ 0. Das Portfolio besteht überwiegend aus Standardwerten und ist mit ca. 50 Titeln recht konzentriert. Für die fundamentale Aktienselektion ist das Marktpotential der Produktpalette entscheidend. Daneben hat Fondsmanager Thomas Bucher große Freiheiten, die Gewichtung der Subsektoren zu variieren. Die Bandbreite betrug in der Vergangenheit für Pharmawerte 30-70% gegenüber den 67% der Fondsbenchmark MSCI World Health Care. Biotechnologie hat im Referenzindex einen Anteil von 9% und war mit bis zu 35% im Portfolio enthalten, wovon der Fonds 1999 und 2003 profitierte. Aktuell sind Pharmawerte untergewichtet. Der Fondsmanager bevorzugt weiterhin Biotech-Titel, die Position wurde aber im Vergleich zum Jahresanfang auf 12% reduziert.
Der ACM International Health Care ist eines der schwankungsärmsten Produkte der Kategorie. Er wird von Norman Fidel gemanagt, der auf 33 Jahre Erfahrung im Gesundheitssektor zurückblicken kann. Er stellt ein benchmarkunabhängiges und konzentriertes Portfolio von ca. 40 Titeln zusammen. Durch die hohen Einzelwetten steigt zwar tendenziell das Risiko, doch im Gegenzug bevorzugt Fidel etablierte und profitable Unternehmen mit marktreifen Produkten. Er fährt eine deutliche Biotechnologiewette mit derzeit 19% des Fondsvermögens, setzt aber auch hier auf die Marktführer wie Amgen und Genentech. Der Fonds gehört über 3 Jahre zu den besten 20% seiner Kategorie, mit der Fünfjahresrendite, die auch den Börsenboom 1999 umfasst, landet er aber aufgrund seiner konservativen Ausrichtung eher im Mittelfeld.
Ebenfalls auf einem der Spitzenplätze in der Kategorie ist der Janus Global Life Sciences Fund zu finden. Dies gilt allerdings nur für die EUR-Anteilsklassen, in denen eine Währungsabsicherung vorgenommen wird. Da amerikanische Titel den Gesundheitssektor dominieren – stärker als in einem globalen Portfolio– und der Euroanleger damit ein Währungsrisiko eingeht, kann der Einfluss der Absicherung auf die Fondsperformance bei starken Währungsbewegungen erheblich sein. Während Investoren in konventionellen Fonds, die amerikanische Titel halten, auf Euro-Basis Verluste aufgrund der Dollarabwertung hinnehmen mussten, blieb dies den Anlegern der EUR-Anteilsklasse der Janus-Fonds erspart. Betrachtet man die Dollar-Anteilsklasse, so hat sich der Fonds im Kategorievergleich nur durchschnittlich entwickelt. Das Portfolio ist mit über 70 Positionen breiter aufgestellt als in den oben genannten Fonds und enthält mehr Nebenwerte. Fondsmanager Tom Malley hat Biotechnologie mit 25% mehr als doppelt so hoch gewichtet wie im Referenzindex, große Branchenvertreter wie Genentech oder Amgen finden sich auch in den Top 10.
Biotechnologie als Zukunftssektor im Gesundheitswesen – ein roter Faden in allen der beschriebenen Fonds.