Aktienfonds Deutschland: Heimatverbundenheit in der Fondsanlage

Traditionell sind viele Anleger in Deutschlandfonds investiert, nicht zuletzt da manche davon zu den ältesten hierzulande aufgelegten Aktienfonds gehören. Eine breitere Risikostreuung wäre durch Europa- oder Eurolandfonds möglich, zumal das Währungsrisiko seit der Euroeinführung (größtenteils) weggefallen ist.

Natalia Siklic, 05.01.2005
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Ähnliches gilt für Einzelaktien: Man investiert gerne dort, wo man glaubt, sich auszukennen. Dazu zählen in erster Linie - trotz getrübter Stimmung hinsichtlich der heimischen Konjunktur - deutsche Unternehmen. Damit mag man als Anleger nicht unrecht haben, hängen doch die Aussichten hiesiger Firmen ohnehin zunehmend vom Auslandsgeschäft ab. Die Entwicklung der Binnenwirtschaft ist in vielen Branchen nicht mehr ausschlaggebend.

Dennoch schadet ein Blick über den Tellerrand nicht. Durch ein europäisches Aktienportfolio ist eine ausgewogenere Branchenaufstellung möglich. Beispielsweise sucht man im DAX vergeblich nach Energietiteln. Dafür sind Versorger oder Industriewerte überdurchschnittlich vertreten.

Betrachtet man die vergangenen 10 Jahre, so wäre man mit gesamteuropäischen Aktien besser gefahren und hätte dabei geringere Schwankungen erlebt als mit deutschen Titeln. Insbesondere nach dem Platzen der Internetblase waren die Kursverluste um einiges höher als am breiten europäischen Markt. Die Volatilität von Europafonds betrug, gemessen an der Standardweichung, 17,6% p.a. Deutschlandfonds erreichten im Durchschnitt fast 27% p.a.

Auch wenn Länderfonds als ein Relikt der Vergangenheit gelten, ist deren Anzahl weiterhin beachtlich. Allein etwa 40 auf deutsche Aktien spezialisierte Portfolios stehen zur Auswahl. Sinnvoll sind sie allerdings nur für Anleger, die dem deutschen Aktienmarkt bessere Kurschancen beimessen als Gesamteuropa. Wer diesen Vergleich nicht machen möchte, ist mit Regionenfonds besser beraten.

Das Urgestein unter den Deutschlandfonds ist der ADIG FONDAK. Der älteste deutsche Aktienfonds ist über 5 Jahre der mit Abstand erfolgreichste Vertreter unter den Flagschiffprodukten der großen deutschen Fondsgesellschaften. Auch im Gesamtfeld kann sich die Performance der vergangenen Jahre sehen lassen, zumal dies eines der schwankungsärmsten Produkte der Vergleichsgruppe war. Hier hat sich auch die 2000/01 umgesetzte Neuorientierung an MDAX-Titeln und Substanzwerten positiv ausgewirkt - diese entwickelten sich seither bekanntlich besser als der breite Markt. Fondsmanagerin Heidrun Heutzenröder steuert den Fonds seit 1998. Sie hat im letzten Jahr den Anteil der Standardwerte zu Lasten von mittelgroßen Unternehmen erhöht. Dennoch hat der Fonds benchmarkbedingt eine hohe Gewichtung von Nebenwerten, die ihn in der Vergleichsgruppe zurückwerfen dürfte, sollte die langjährige Erfolgssträhne der kleinkapitalisierten Unternehmen gegenüber Blue Chips zu Ende gehen.

Wie gut man mit dem Valueansatz fuhr, stellte auch der Julius Baer German Value Stock Fund eindrucksvoll unter Beweis. 1999 war dieser Fonds erwartungsgemäß nicht vorne dabei. Dagegen konnte er sich seit der Trendwende an den Aktienmärkten im Jahr 2000 unter die besten Deutschlandfonds einreihen und auch den Aufschwung, der 2003 einsetzte, nachvollziehen. Hier bewährte sich zudem das Ausweichen auf deutsche Nebenwerte. Laut aktueller Portfoliodaten liegt der Schwerpunkt mittlerweile jedoch wieder auf Standardwerten. Der Fonds wird mit etwas über 30 Titeln konzentriert gemanagt, die 10 größten Unternehmen machen über die Hälfte des Fondsvermögens aus.

Eine bewegte Vergangenheit hatte der Baring German Growth Trust. Mehrere Fondsmanager- und Benchmarkwechsel stehen hier in den letzten Jahren zu Buche, seit Sommer letzten Jahres ist Susannah Lloyd für das Management verantwortlich. Ähnlich wechselvoll war die Performancehistorie gemessen an der Konkurrenz: überdurchschnittlichen Ergebnissen in 1999 und 2000 folgten zwei schwache Jahre, bis sich der Fonds 2003 unter der Leitung von Sascha Hirsch wieder zurückmeldete. Er wird nach einem moderaten Wachstumsansatz gemanagt, der neben überdurchschnittlichen Wachstumsaussichten auf eine günstige Bewertung der Unternehmen Wert legt. Während die Growthorientierung lange nicht gefragt war, sollte die hohe Gewichtung von Werten aus der zweiten und dritten Reihe dem Fonds geholfen haben. Er fällt laut Morningstar Style Box nur knapp in die Standardwertekategorie. Wer Blue Chips favorisiert, dürfte daher mit diesem Produkt nicht richtig aufgehoben sein.

Auch mehrere indexorientierte Produkte existieren für den deutschen Markt, so z.B. DAX (EX) von Indexchange oder der Balzac Germany Index. Man findet sie über 3 Jahre zumeist im Mittelfeld der Vergleichsgruppe - aktiv gemanagte Fonds konnten ihre Rendite in diesem Zeitraum durch Small Caps aufpeppen.
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