Welchen Anlagestil verfolgen Sie? Würden Sie sich als Growth- oder Valueinvestor bezeichnen?
Den Anlagestil im MainFirst avant-garde Stock Fund kann man am besten als Quality Growth bezeichnen. Das heißt, wir fokussieren uns auf Wachstumstitel, aber nur auf solche, die von höchster Qualität sind. Wir suchen nach innovativen Branchenführern.
Wie selektieren Sie aussichtsreiche Investments?
Die möglichen Investments werden anhand von verschiedenen Anlagekriterien durchgecheckt – man könnte auch gefiltert sagen. Infrage kommen grundsätzlich Akt
ien europäischer Unternehmen, wobei wir überwiegend in Blue Chips investieren.
Da wir der Transparenz des Investitionsprozesses höchste Priorität beimessen, erfolgt die Vorauswahl der potenziellen Investmentkandidaten nach fünf klar definierten Qualitätskriterien:
1. Shareholder-Value-Orientierung (u.a. finanzielle Ziele und deren Erreichung)
2. Führende Marktposition in einer Branche (überdurchschnittliche Margen)
3. Verlässliches überdurchschnittliches Gewinn- und/oder Cashflow-Wachstum
4. Qualität des Managements
5. Strategischer Einsatz von Informationstechnologie.
Für uns ist es wichtig, dass dieser Auswahlprozess sehr transparent und diszipliniert durchgeführt wird. Denn dadurch filtern wir aus unserem Anlageuniversum die qualitativ besten Branchenführer heraus. Und mit diesen lassen sich überdurchschnittliche Renditen erzielen.
Haben Sie auf Portfolioebene Restriktionen definiert, wie zum Beispiel keine Position sollte mehr als 5 Prozent des Fondsvermögens ausmachen?
Nein, aber in der Regel gibt es kaum Positionen, die mehr als 5% des Fondsvolumens ausmachen. Im Portfolio sind etwa 60 bis 80 Werte, die auf 15 bis 20 Branchen verteilt sind.
Welche Länder und Aktienmärkte halten Sie in Europa für aussichtsreich?
Da wir vor allem bottum up-orientiert sind, spielen Länder bei unserer Strategie keine große Rolle. Momentan sind wir aber, folgend aus der Aktienselektion, übergewichtet in Deutschland, Irland und Griechenland. Deutschland vor allem, da deutsche Aktien durch das negative Sentiment zurzeit bewertungsmäßig sehr attraktiv sind. Griechenland und Irland auch deswegen, weil hier die Volkswirtschaften schneller als im EU-Durchschnitt wachsen.
Sichern Sie Währungsrisiken ab?
Nein. Wir investieren in Aktien, nicht in Währungen.
Welche Branchen bevorzugen Sie bei einem prognostizierten Wachstum von 1,8 bis 2 Prozent in Europa?
Derzeit bevorzugen wir eher defensivere Aktien und Branchen. Größere Positionen halten wir aktuell bei Pharmawerten, hier vor allem aus der zweiten Reihe wie Schering und Fresenius. Telekomtitel gefallen uns aufgrund der zum Teil sehr attraktiven Bewertung bei Free Cashflows von bis zu 10%. Und bei Chemiewerten betreiben wir reines Stockpicking: DSM, BASF, Syngenta.
Bei allen Titeln spielt die Qualität des Unternehmens aber die wichtigste Rolle.
Was sind Ihre Top-Picks für 2005?
Wir sind zuversichtlich, dass vor allem Qualitätsaktien, die derzeit auf einem 35-Jahres-Tief notieren, dieses Jahr anfangen werden, sich zu erholen. Wie gesagt halten wir in etwa 60 bis 80 Unternehmen für qualitativ hochwertig und halten die entsprechenden Aktien in unserem Portfolio.
Wie beurteilen Sie osteuropäische Aktienmärkte und halten Sie Positionen aus Osteuropa im Portfolio?
Osteuropäische Aktien sind schon interessant, aber auch schon sehr gut gelaufen. Die Titel aus den Emerging Markets entwickeln sich wie zyklische Werte, wo wir eher mit einer weniger starken Entwicklung in 2005 rechnen.
Wie schon immer konzentrieren wir uns grundsätzlich auf Westeuropa. Für osteuropäische Märkte gibt es andere Spezialisten, die das besser können.
Wie schätzen Sie die augenblickliche Bewertung von Small- und Large Caps an den europäischen Börsen ein?
Nach über fünf Jahren Outperformance von Small und Mid Caps haben wir jetzt die ungewöhnliche Situation, dass Blue Chips günstiger bewertet werden als kleinere und mittelgroße Unternehmen. Wir erwarten, dass im Laufe des Jahres die Trendwende kommt und Blue Chips anfangen, deutlich besser abzuschneiden als Small und Mid Caps. Small und Mid Caps laufen wie osteuropäische Titel immer nur dann gut, wenn zyklische Werte gefragt sind. Die Zeiten sind momentan vorbei.
Welchen Anteil haben Positionen im Fonds, die eine Marktkapitalisierung von kleiner als 500 Millionen Euro haben?
Weniger als 10%.
Wieviel sollte ein aktiv gemanagter Aktienfonds mit europäischem Anlageuniversum in den nächsten 5 Jahren durchschnittlich erwirtschaften können?
Die Bewertung der Aktienmärkte in Europa ist recht günstig mit einem KGV von 12 (STOXX600). Dies gilt insbesondere im Vergleich zu Renten, aber auch gegenüber dem US-Markt und im Vergleich mit den Emerging Markets. Wenn wir konservativ annehmen, dass das KGV von 12 stabil bleibt, werden die Kursgewinne in erste Linie von den zu erwartenden Unternehmensgewinnen getrieben. Die durchschnittliche Erwartung bei den Gewinnsteigerungen beläuft sich auf 8%. Quality-Growth-Aktien wachsen aber bei den Gewinnen deutlich stärker. Hier beläuft sich das Wachstum auf 15 bis 18%. Trotzdem werden auch die Wachstumsaktien bester Qualität derzeit nur mit einem KGV von 12 bewertet. Selbst wenn die niedrigen Bewertungen erhalten bleiben, sollten die zu erwartenden Gewinnsteigerungen sich entsprechend in den Kursverläufen widerspiegeln. Für europäische Aktien bedeutet dies einen durchschnittlichen Kursanstieg von 8%, bei Quality-Growth-Aktien sollte das jährliche Kursplus deutlich höher ausfallen.
Vielen Dank für das Gespräch.