Bonität
Dies spiegelt sich auch in den Einschätzungen zur Kreditwürdigkeit wieder. Mittlerweile weisen 45% des Schwellenländer-Anlageuniversums eine hohe Bonität (Investment Grade ) auf - vor 10 Jahren noch eine Selt
enheit. Dazu gehören neben Mexiko und Russland die meisten osteuropäischen und asiatischen Staaten.
Der Markt differenziert nun stärker nach Ländern, was die früher oft zu beobachtenden Ansteckungstendenzen (Probleme in einem Land strahlen auf die gesamte Anlageklasse ab) verringert hat. So wirkte sich der Zahlungsausfall Argentiniens vor 3 Jahren nicht auf andere Länder aus. Argentinien ist nach der Umschuldung, die für die Gläubiger mit einem Forderungsverzicht von über 60% einherging, mittlerweile wieder mit neuen Anleihen auf die internationale Bühne zurückgekehrt. Diese wurden von den Investoren aufgrund hoher Renditeaufschläge und wirtschaftlicher Stabilisierung gerne angenommen.
Die Beliebtheit von Schwellenländeranleihen ist ungebrochen, nicht zuletzt da attraktive Renditen dünn gesät sind. Die Risiken sollte man aber nicht ignorieren. Entsprechende Fonds brachten es in den letzten 3 Jahren auf eine Volatilität von 9,3%. Zum Vergleich: Bei Euro-Anleihenfonds waren es 2,8%, bei globalen Aktienportfolios 15,2%. Neben länderspezifischen Faktoren kann die Anlageklasse (zeitweise) auch durch externe Faktoren abgestraft werden, wie z.B. im Zusammenhang mit den Bonitätsherabstufungen im US-Automobilsektor im März dieses Jahres.
Währungsrisiken
Für mehr Volatilität können auch Währungsrisiken sorgen, aus Sicht des Euroanlegers beispielsweise dadurch, dass viele Schwellenländeranleihen in Dollar emittiert werden. In den meisten Fonds dominieren solche Hartwährungstitel. Es ist aber auch möglich, Anleihen in der Heimatwährung der Schuldner zu erwerben – meist mit einem höheren Renditeaufschlag versehen als vergleichbare Fremdwährungspapiere, da sie den Anleger für das zusätzliche Wechselkursrisiko entlohnen müssen.
Lokalwährungsanleihen
Auf solche Lokalwährungsanleihen hat sich der Julius Baer Local Emerging Bond Fund spezialisiert. Fondsmanager Mark Rall legt neben der Länder- ein besonderes Gewicht auf die Währungsanalyse. Im Vergleich zu Fonds, die in Hartwährungsanleihen investieren, weist das Portfolio eine höhere durchschnittliche Kreditqualität auf, nur etwa 3% des Portfolios sind außerhalb des Investment Grade-Segments angesiedelt. Dies liegt zum einen daran, dass die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls in lokaler Währung als geringer eingeschätzt wird, da Regierungen ihre Inlandsschulden im Extremfall auch dadurch bedienen könnten, dass sie die Gelddruckmaschine anwerfen. Ausländische Devisen dagegen müssen erst erwirtschaftet werden, eine Abwertung der heimischen Währung erhöht zudem die Schuldenlast. Zum anderen erwirbt der Fonds auch Anleihen von supranationalen Emittenten (z.B. Weltbank) oder engagiert sich im Geldmarkt, indem Lokalwährungspapiere über Devisentermingeschäfte künstlich nachgebildet werden. Eine weitere Rolle spielt die regionale Aufteilung. Im Gegensatz zum Anlageuniversum in Hartwährungen, in dem Lateinamerika dominiert, besteht der Markt hier zu jeweils einem Drittel aus südamerikanischen, osteuropäischen und asiatischen Emissionen. Die beiden letztgenannten weisen generell eine hohe Kreditwürdigkeit (Investment Grade) auf. So ist Singapur mit der höchsten Note, AAA, bewertet.
Der Lokalwährungsmarkt ist zwar mehr als doppelt so groß als der Hartwährungsmarkt, aber weniger standardisiert und aufgrund unterschiedlicher Steuer- und Rechtssysteme schwieriger zu handhaben. Durch das begrenzte Angebot an langlaufenden Anleihen ist die durchschnittliche Laufzeit geringer als bei Papieren, die auf Dollar oder Euro lauten. Dies ist auch ein Grund für Fondsmanager Rall, sie im laufenden Jahr den Hartwährungsanleihen vorzuziehen: Sie sollten unter einem globalen Zinsanstieg weniger leiden, zumal sie eine höhere Bonität aufweisen.
Während Lateinamerika im laufenden Jahr übergewichtet war, setzt der Fondsmanager angesichts der Flexibilisierung des chinesischen Renminbi zunehmend auf die Aufwertung asiatischer Währungen, die er im Portfolio zu Lasten südamerikanischer Währungen verstärkt hat.
Der Fonds wies in den vergangenen Jahren geringere Kursschwankungen auf als Hartwährungsportfolios, konnte deren Rendite aber nicht erreichen: Euro-Anleger litten unter der Stärke ihrer Heimatwährung.
Absicherung in Euro
Wechselkursrisiken und damit das Potential für Währungsverluste, aber auch –gewinne, werden in vielen Schwellenländerfonds ausgeschaltet: Beispiel dafür ist der DekaTeam – EM Bond. Der durch den Kooperationspartner JP Morgan gemanagte Fonds wird in Euro abgesichert und investiert ausschließlich in Hartwährungstitel. Die Fondsmanager Jeff Grills und Gunter Heiland konzentrieren sich vor allem auf die Länderauswahl. Sie setzen derzeit insbesondere auf Staaten mit einem niedrigen Finanzierungsbedarf, da diese gegen steigende Zinsen am besten gewappnet sein sollten. Vor diesem Hintergrund bevorzugen sie Russland, die Ukraine oder Venezuela, aber auch Argentinien, das nach der Umstrukturierung seine Verschuldung stark senken konnte. Türkische oder philippinische Anleihen sind aus demselben Grund untergewichtet. Brasilianische Titel halten die Fondsmanager mittlerweile für fair bewertet, sie wurden auf eine neutrale Gewichtung reduziert.
Der Fonds reiht sich über 3 und 5 Jahre unter die erfolgreichsten Produkte seiner Vergleichsgruppe ein. Dazu trug auch die Absicherung in Euro bei. Im Gegenzug profitierte der Fonds aber nicht von der Dollarerholung im laufenden Jahr und fiel in seiner Kategorie zurück.
Im Konkurrenzvergleich verbessern konnte sich dagegen der vom selben Team gesteuerte, aber auf US-Dollar lautende, JPMF FF Emerging Markets Debt (USD). (Ein weiterer Unterschied: Hier ist die Beimischung von Lokalwährungsanleihen möglich. Sie beträgt derzeit 15% des Fondsvermögens.)
Fazit: Die Währungsfrage sollte bei Vergleich und Auswahl von Schwellenländerfonds nicht außen vor bleiben.