Warum kompliziert

Weltweit investierende Aktienfonds bieten einen einfachen Zugang zu den Aktienmärkten. Die Börsen sind momentan ein ungemütliches Pflaster, Aktien sollten in der langfristigen Vermögensplanung der meisten Anleger aber nicht fehlen.

Natalia Siklic, 16.06.2006
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Warum Aktien als relativ risikoreiche Anlageform gelten, wird gegenwärtig an den Börsen nur allzu deutlich. Das Umfeld für die Aktienmärkte hat sich im laufenden Jahr verschlechtert. Kapital ist durch steigende Zinsen teurer geworden. Die hohe Risikofreude der Anleger ist einer gewissen Ernüchterung gewichen. Dies machte sich insbesondere in einigen überkauften Märkten wie Emerging Markets, Rohstoffe und Nebenwerte bemerkbar.

Langfristige Vermögensplanung hängt aber nicht nur von aktuellen Ereignissen ab. Für Anleger mit ausreichendem Investmenthorizont und entsprechender Risikobereitschaft gehören auch Aktien ins Depot. Die höhere Schwankungsanfälligkeit wird durch bessere Renditechancen belohnt als bei konservativen Investments. Angesichts von kurzfristiger Volatilität ist es j

edoch wichtig, breit gestreut zu sein und das Depot mit Basisinvestments zu verankern. Wer die Anzahl an Fonds möglichst überschaubar halten möchte, ist mit einem globalen Aktienfonds gut bedient. Durch einen Sparplan kommt der Anleger zudem in den Genuss des Durchschnittskosteneffekts: In fallenden Märkten werden bei festem Sparbetrag mehr Anteile gekauft als in Aufwärtstrends.

Ein Produkt mit einer Historie seit 1994, das in Deutschland allerdings noch nicht lange erhältlich ist, ist der Investec Global Free Enterprise. Ursprünglich war dies ein Fonds, das vor allem auf Privatisierungen setzte. Der Anlageansatz wurde seitdem auf Unternehmen erweitert, die allgemein von Veränderungen profitieren sollen – sei es in den Besitzverhältnissen, der Regulierung, Technologie oder des Branchenumfelds. Der Fonds wird seit Juli 2004 von Marc Breedon betreut. Davor war dieser 17 Jahre bei Alliance Capital tätig und verwaltete ein auf Privatisierungen spezialisiertes Portfolio. Das Anlagevermögen verteilt er im Investec Global Free Enterprise auf etwa 100 meist großkapitalisierte Unternehmen. Ein Blick auf ältere Portfolios zeigt, dass der Fonds 2003 valueorientiert aufgestellt war, seither aber in das neutrale Feld der Morningstar Style Box gewandert ist. Tatsächlich hat der Fondsmanager zunehmend Unternehmen mit Growthausrichtung ins Portfolio aufgenommen, die er für relativ günstig hält. Der Fonds investiert weltweit und kann bis zu 20% in Schwellenländerunternehmen anlegen. Während der Manager diese Quote Anfang des Jahres noch fast vollständig ausschöpfte, hat Breedon sie im Laufe des Jahres heruntergefahren, da ihm die Bewertungen zunehmend ausgereizt schienen. Sie hat sich in der jüngsten Marktkorrektur natürlich dennoch deutlich bemerkbar gemacht. Desweiteren fällt aus regionaler Sicht auf, dass US-Unternehmen deutlicher untergewichtet sind als bei Konkurrenzfonds. Der Manager sieht bessere Gewinnerwartungstrends in Asien und Kontinentaleuropa. Der Fonds kann in seiner auf britische Pfund lautenden Anteilsklasse seit Auflage auf eine eindrucksvolle Bilanz verweisen. Allerdings gelang es nicht, das Ziel einer unterdurchschnittlichen Volatilität gegenüber der Kategorie zu erreichen.

Auch der Newton International Growth ist einer der älteren Fonds auf dem Markt. Manager Paul Butler ist seit 1994 am Ruder und setzt auf Stock Picking im Rahmen von breiten Investmentthemen. In diesem Portfolio sind amerikanische Aktien noch geringer vertreten als im Investec-Fonds. Auch sonst gibt es Abweichungen von der regionalen Aufstellung der Konkurrenz. Auffällig ist hier die recht große Position in brasilianischen Werten wie dem Energiekonzern Petroleo Brasileiro, die zur Gewichtung des Fonds in Energie- und Rohstoffwerten beitrug. Dies war der Performance lange sehr zuträglich, erwies sich aber auch für diesen Fonds seit Mai als Belastungsfaktor. Auf längere Sicht steht hier im Kategorievergleich eine überdurchschnittliche Leistung zu Buche. Der Fonds gehörte jedoch zu den schwankungsreicheren Produkten seiner Vergleichsgruppe. Die auf Euro lautende Anteilsklasse des Fonds ist mit 2% jährlicher Verwaltungsgebühr recht teuer, günstiger zu haben ist die in Britischen Pfund geführte Tranche (1,5%).

Der Lingohr-Systematic-BB-Invest wird im Herbst 10 Jahre alt. Die Fondsberatung liegt bei Frank Lingohr & Partner, einem unabhängigen Vermögensverwalter seit 1993. Das Management funktioniert hier anhand eines quantitativen Verfahrens, das die Kauf- und Verkaufsentscheidungen mit Hilfe eines computergestützten Modells trifft. Es wertet Bewertungskennzahlen von Unternehmen aus und trifft auf Basis von historischen Zusammenhängen zwischen diesen Kennzahlen und den entsprechenden Aktienkursverläufen die Anlageentscheidungen. Je nach Land hat das Modell dabei unterschiedliche Ausprägungen, um unterbewertete Unternehmen zu identifizieren. Ergebnis ist ein Portfolio, in dem die unterschiedlichen Länder und Regionen im Wesentlichen gleich hoch gewichtet werden und das mit insgesamt etwa 150 Titeln bestückt ist. Allein dadurch ergibt sich auch in diesem Fonds eine recht deutliche Abweichung von der regionalen Aufstellung eines typischen Konkurrenzproduktes. Auch auf Branchenseite sind Akzente erkennbar: Ende Mai eine Übergewichtung von Finanzwerten und Aktien aus den Bereichen Industrie und Rohstoffe. Der Schwerpunkt liegt auf Large Caps, die Stilorientierung weist erwartungsgemäß einen deutlichen Value-Charakter auf. Mit der quantitativen Herangehensweise, die das Auswahlverfahren weitgehend automatisiert und beispielsweise keine Unternehmensbesuche vorsieht, ist der Fonds bisher nicht schlecht gefahren. Er schnitt bei überdurchschnittlicher Volatilität seit 1998 in jedem Jahr besser ab als seine Vergleichsgruppe „Aktien weltweit Standardwerte Value“. Angesichts der Ausrichtung auf Substanzwerte könnten Anleger dem Fonds zur Diversifizierung ein Growth-Portfolio zur Seite stellen.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
LINGOHR-SYSTEMATIC-INVEST153,75 EUR1,36Rating

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