Kauflaune

Während Konsumwerten einerseits defensive Eigenschaften zugebilligt werden, gelten sie andererseits auch als Wette auf das Wirtschaftswachstum.

Natalia Siklic, 20.10.2006
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Diese zunächst widersprüchliche Einschätzung kommt dadurch zustande, dass zwischen konjunktursensitiven Konsumsektoren und solchen, die vom Wirtschaftsgeschehen relativ unabhängig sind, unterschieden werden kann. Zu den konjunkturabhängigen Branchen zählen Autobauer, die Hersteller von langlebigen Haushaltsgütern, Freizeitdienstleister oder Medien. Die Ausgaben der Verbraucher für deren Produkte steigen mit dem verfügbaren Einkommen. Steigende Einkommen wiederum werden mit einem wirtschaftlichen Aufschwung in Verbindung gebracht. Kühlt sich die Konjunktur ab, so schnallen die Verbraucher den Gürtel wieder enger und fahren diejenigen Ausgaben zurück, die als nicht essentiell gelten. Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln, Getränken, Tabak oder Kosmetikartikeln ist dagegen relativ unabhängig vo

n der wirtschaftlichen Großwetterlage. Sie werden als lebensnotwendige Güter immer gekauft. An den Börsen gelten sie als vergleichsweise sicherer Hafen für schwierige Marktphasen, gehören aber im Gegenzug nicht zu den bevorzugten Branchen im Aufwärtstrend.

Nun tut sich die Konsumgüterbranche in den etablierten Märkten im Kampf um die Aufmerksamkeit des Konsumenten nicht leicht. Schwächelnde Umsätze, steigende Kosten und die fehlende Möglichkeit, Preissteigerungen weiterzureichen, ergeben keine einfache Mischung. Zwar sind Verbraucher bereit, für Marken einen Aufschlag zu zahlen, doch sind die Preise durch die aggressive Politik der Discount-Einzelhändler und vermehrte Konkurrenz von Eigenmarken unter Druck. Branchenriesen wie Procter & Gamble reagieren mit einer Reduzierung ihres Angebots auf eine geringe Anzahl an Kernmarken. Und sie strecken ihre Fühler bis in die Schwellenmärkte aus, wo bessere Chancen winken. Zumal für den amerikanischen Konsumenten, der in den letzten Jahren eine der wichtigsten Konjunkturlokomotiven war, härtere Zeiten bevorstehen könnten. Die hohe Verschuldung, aber auch die Abkühlung des US-Immobilienmarktes, könnten dazu führen, dass die amerikanischen Verbraucher ihre Ausgaben merklich drosseln.

Dagegen führt der zunehmende Wohlstand in China, Indien und anderen Schwellenländern dazu, dass sich die Konsumbedürfnisse an die Gewohnheiten in westlichen Märkten annähern. Der private Verbrauch gewinnt für die Wirtschaftsleistung an Bedeutung. Dies freut die Hersteller von Markenartikeln im Allgemeinen, ist aber auch ein fruchtbarer Boden für den Lifestyle-Konsum, insbesondere Ausgaben für Luxusgüter und Gesundheit.

Verschiedene Branchenfonds greifen das Thema „Konsum“ auf. Als Anleger sollte man sich im Vorfeld fragen, ob es sinnvoll ist, das Risiko eines solch spezialisierten Fonds einzugehen. Konsumtitel sind Bestandteil vieler breit aufgestellter Regionenfonds. Im MSCI Welt, einem gängigen Vergleichsindex für globale Aktien, entfallen knapp 20% auf Konsumtitel. Wer speziell auf eine steigende Verbrauchernachfrage in den Schwellenländern setzen möchte, kann dies auch mit einem diversifizierten Emerging Market Fonds umsetzen.

In der Morningstar Kategorie für Konsumgüter und –dienstleistungen finden sich rund 20 Fonds, die global in Konsumwerte investieren. Sie setzen unterschiedliche Schwerpunkte. Manche Fonds kaufen vor allem konjunkturresistente Werte, während andere vorwiegend zyklische Konsumtitel erwerben. Dann gibt es wiederum Produkte, die beide Bereiche im Portfolio vereinen. Und nicht zuletzt enthält die Kategorie einige auf europäische Aktien beschränkte Fonds.

Mit dem Morgan Stanley Global Brands setzte der Anleger global auf defensive Konsumtitel. Sie bilden den Schwerpunkt des Fonds, der daneben aber auch Positionen aus den Bereichen Gesundheitswesen und Medien hält. In einem relativ konzentrierten Portfolio von rund 40 Titeln bevorzugt Fondsmanager Hassan Elmasry Unternehmen, deren Erfolg auf immateriellen Vermögensgegenständen wie Marken, Patenten, Lizenzen oder Vertriebsrechten beruht. Diese sind nach Einschätzung des Fondsmanagers in der Lage, über längere Zeiträume eine bessere Wertentwicklung abzuliefern als kapitalintensive Unternehmen. Während dieses Produkt nicht von Vorneherein als Konsumwertefonds angelegt ist, führen die Auswahlkriterien dazu, dass Elmasry vor allem im nicht-zyklischen Konsumsektor fündig wird. Er legt Wert auf hohe Free Cash Flows und nachhaltige Kapitalrenditen. Regional ist der Fonds auf Europa und Nordamerika fokussiert. Der größte Anteil entfällt derzeit auf britische Konsumwerte wie BAT, Cadbury Schweppes oder Reckitt Benckiser.

Ein anderes Spektrum im Konsumsektor deckt der ING L Invest Prestige & Luxe ab. Fondsmanager Sander Zondag investiert hier in Markenhersteller aus dem hochpreisigen Segment. Darunter finden sich reine Luxusfirmen wie Richemont (zu dem die Marken Cartier oder Montblanc gehören) oder auch der weltgrößte Luxuskonzern LVMH. Es liegt in der Natur der Sache, dass Luxushersteller rar gesät sind. Mit BMW oder Nike berücksichtigt der Fondsmanager auch Unternehmen mit Produktlinien für den breiteren Markt.

Luxusartikel sind alles andere als Grundbedarf. Die Anbieter von Premium-Marken sind in den MSCI-Indizes folglich als zyklische Konsumtitel eingestuft. Die Produzenten verweisen jedoch auf hohe Wachstumsraten durch positive langfristigen Trends, die die Abhängigkeit von der globalen Konjunktur verringern sollten. Durch die zunehmende Kaufkraft in den Schwellenmärkten, aber auch die Bevölkerungsalterung erschließen sich neue Kundenkreise. Im Luxussegment kommt die Macht der Marken besonders zum Tragen, da die Käufer von Statussymbolen sich von steigenden Preisen so schnell nicht abschrecken lassen. Dennoch gibt es auch hier Risiken: Eine globale Wirtschaftsabschwächung dürfte nicht spurlos an den Schwellenländern und deren Konsumenten vorbeigehen.

Der Fidelity - Consumer Industries Fund ist ein Beispiel für einen sehr breit gefächerten Konsumwertefonds. Er mischt nicht-zyklische und zyklische Konsumwerte, wobei er sich bei letzteren nicht nur auf das Luxussegment beschränkt. Neben den großen Branchenvertretern aus dem Bereich des Basiskonsums (Nestle, Altria oder PepsiCo) sind hier auch die nach Marktkapitalisierung bedeutenden Unternehmen aus dem zyklischen Konsumsektor vertreten, so der japanische Autohersteller Toyota oder die US-Baumarktkette Home Depot.
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