Aktienrückkäufe: Kurstreiber oder Strohfeuer?

In den vergangenen Jahren haben Aktiengesellschaften ihre Aktien zunehmend über Rückkaufprogramme vom Markt genommen. Davon wollen die so genannten Buyback-Fonds profitieren.

Tea Szabo, 05.04.2007
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Insbesondere an den US-amerikanischen Aktienmärkten nahmen die Rückkaufaktivitäten kontinuierlich zu. Allein in den letzten neun Quartalen gaben Unternehmen, die im Aktienindex S&P abgebildet sind, mehr als 847 Milliarden Dollar für Rückkäufe aus. Aber auch in Deutschland nahm seit Inkrafttreten einer neuen Gesetzesregelung die Anzahl der Aktienrückkäufe rapide zu. Dieses enorme Volumen deutet zunächst darauf hin, dass diese Unternehmen ein enormes Gewinnwachstum verzeichnen und über riesige Liquiditätsbestände verfügen.

Was geschieht mit überschüssiger Liquidität?

Grundsätzlich besteht für Akti

engesellschaften die Möglichkeit, wenn sie über ausreichend Liquidität verfügen, diese überschüssigen Mittel für weitere Investitionen im Unternehmen einzusetzen bzw. zu thesaurieren. Entschließt sich das Unternehmen jedoch, diese Mittel an seine Anteilseigner zu transferieren, bietet sich die Möglichkeit, diese mittels Dividendenzahlungen auszuschütten. Doch immer mehr Unternehmen entscheiden sich, ihre Liquiditätsreserven über Aktienrückkaufprogramme aufzulösen. Dabei steht z.B. einer deutschen Gesellschaft das Recht zu, eigene Aktien in einer Höhe bis maximal 10 % des Grundkapitals zurückzukaufen. Der Rückkauf muss allerdings nicht zwangsläufig über die vorhandene Liquidität finanziert werden, sondern kann auch durch die Aufnahme eines Kredites erfolgen.

Motivation

Dabei ergeben sich unterschiedliche Motive, die Unternehmen zu Rückkaufprogrammen veranlassen. Halten Unternehmen ihre Aktien als vom Markt unterbewertet, sehen sie in den Rückkäufen die Chance, diese Fehlbewertung zu beseitigen. In den meisten Fällen kommt es nach Rückkaufprogrammen zu positiven Kurseffekten an der Börse. Viele Anleger sehen darin ein Signal für eine gesunde Finanzlage des Unternehmens. Eine Besserstellung des Unternehmens wird aber auch durch gewisse Bilanzkennzahlen suggeriert, die sich nach Rückkäufen verändern. So steigt der Gewinn pro Aktie, da sich die Anzahl der umlaufenden Aktien verringert und der Gewinn auf weniger Aktien verteilt werden muss. Obwohl die Höhe dieser Kennzahl zunächst nichts über ihre Qualität aussagt, scheint sie vielfach bei der Entscheidungsfindung vieler Anleger berücksichtigt zu werden. Ob es sich tatsächlich um eine dauerhafte Kurssteigerung handelt, entscheidet letztendlich nur das zukünftige Geschäft des Unternehmens.

Grundsätzlich ist es nicht immer sinnvoll ist, den Aktienkurs durch solche Programme zu stützen. Gerade kreditfinanzierte Rückkäufe bergen die Gefahr, dass es aufgrund eines erhöhten Verschuldungsgrades zu einer Herabstufung der Unternehmensbonität kommen kann. Dies wiederum wirkt sich zunächst belastend auf Kurse von Unternehmensanleihen aus, da die Investoren für das zusätzliche Risiko durch höhere Renditen entschädigt werden wollen. Dies kann sich langfristig aber auch auf die Aktionäre auswirken.

Neben der Möglichkeit, den Kurs zu stützen, lassen sich noch eine Reihe weiterer Beweggründe aufzählen, wie beispielsweise die Verkleinerung des Aktionärskreises, die Abwehr feindlicher Übernahmen oder eine Managervergütung in Form von Aktienbeteiligungsprogrammen. Viele Unternehmenseigner sehen darin auch ein Mittel, den Handlungsspielraum der Geschäftsführung für eventuell unerwünschte Investitionen zu begrenzen. Durch den Rückkauf wird dem Manager die Entscheidungsfreiheit über die nicht verwendeten Mittel entzogen. Dies tritt insbesondere dann auf, wenn die Interessen zwischen Eigentümern und Geschäftsführung divergieren.

Doch im Fokus der Unternehmen steht vor allem die Erwartung positiver Kursreaktionen nach Aktienrückkäufen. Genau das haben auch einige Fondsmanager erkannt und bauen darauf ihre Anlagestrategie auf.

Buyback-Fonds

KBC Asset Management hat als eine der ersten Fondsgesellschaften zwei Fonds aufgelegt, welche explizit in Unternehmen investieren, die eine Strategie des Aktienrückkaufs verfolgen. Dabei konzentriert sich die Fondsleitung insbesondere auf Unternehmen, die ein niedriges Verhältnis von Kurs zu Buchwert aufweisen. Mit einer „Buy-and-Hold“-Strategie sollen diese Buyback-Aktien den Markt langfristig outperformen.

Der KBC Equity Buyback Europe Fonds legt in Aktien europäischer Unternehmen an. Dabei sind insbesondere Titel aus dem Finanzsektor mit einem Portfoliogewicht von 30,74% vertreten. Zu den Top-Ten Holdings gehört unter anderem die Aktie von ABN AMRO. Das niederländische Kreditinstitut startete im Februar ein Rückkaufprogramm mit einem Gesamtvolumen von über 1 Milliarde Euro. Bereits letztes Jahr kaufte das Unternehmen Aktien im Wert von über 600 Millionen zurück. Innerhalb eines Jahres zeigte die Performance einen Zuwachs von 31%. Ebenfalls im Portfolio befinden sich Aktien der Deutschen Bank. Das Unternehmen hat mittlerweile mehr als 9 Millionen Aktien zurückgekauft und hält somit über 5% der eigenen Aktie. Weitere Rückkaufprogramme für das laufende Jahr sind bereits beschlossen.

Auf Aktien amerikanischer Unternehmen spezialisiert sich der KBC Equity Buyback America. In diesem Fonds sind Finanztitel derzeit mit 20 % vertreten. Ebenfalls stark gewichtet sind Titel aus dem Gesundheitswesen, wie beispielsweise die Aktie von Amgen. Das Biotechnologieunternehmen beschloss bereits Ende letzten Jahres Rückkäufe in Höhe von 5 Milliarden Dollar vorzunehmen. Die Aktie verzeichnete allerdings im vergangenen Jahr eine negative Performance von rund 30%. Der Einbruch im Biotechsektor ging auch an Amgen nicht spurlos vorbei.

Im Morningstar Rating über drei Jahre erhalten beide Fonds 4 Sterne. Der europäische Fonds zeigte sich in seiner Morningstar Vergleichskategorie Aktien Europa Standardwerte Value im drei Jahreszeitraum um 2,3% schlechter als der Kategoriendurchschnitt. Der auf US-Aktien spezialisierte Fonds schnitt in der Kategorie Aktien USA Standardwerte Blend um 1,3% schlechter als der Durchschnitt ab. Beide Fonds blieben sogar über 3 Jahre betrachtet hinter ihrer Benchmark, dem MSCI Europe bzw. dem Russell 2000, jeweils um knapp 3% zurück.

Mit dem DWS Global Buyback hat auch die DWS einen auf Buyback-Aktien spezialisierten Fonds in ihre Fondspalette aufgenommen. Allerdings ist der Fonds erst vor kurzem aufgelegt worden, so dass noch kein Rating vergeben wird.

Buyback als alleiniges Kriterium?

Wie bei anderen Anlagestrategien, die sich auf spezifische Aktien konzentrieren, stellt sich auch hier die Frage nach der Risikostreuung. Wie sinnvoll ist eine Strategie, die sich sehr stark auf ein Kriterium beschränkt? Nützen nicht viel mehr auch andere Fondsmanager dieses Kriterium bei ihrer Anlagestrategie, beschränken sich jedoch nicht nur auf dieses? Sicherlich kann eine Beimischung von Buyback-Aktien zur Risikostreuung eines Portfolios beitragen. Aber eine Anlagestrategie, die nur darauf ausgerichtet ist, muss nicht zwangsläufig erfolgversprechend sein. Denn Aktienrückkaufprogramme wirken sich nicht bei allen Unternehmen positiv auf die Kurse aus. Positive Kursreaktionen können sich als kurzlebig herausstellen.

Unternehmen sollten grundsätzlich erst prüfen, ob ein Aktienrückkauf für sie langfristig sinnvoll ist. Dabei sollten sie nur dann ihre Aktien zurückkaufen, wenn der Kurs der Aktie auch wirklich unter dem geschätzten wahren Wert am Markt notiert. Außerdem ist zu prüfen, ob nicht mit den überschüssigen Mitteln eine Reinvestition im Unternehmen, beispielsweise für die Erschließung weitere Geschäftsfelder, nicht die bessere Anlagealternative darstellt. Manche Anleger bevorzugen solche Unternehmen, die ihre freien Mittel reinvestieren und damit in zukünftiges Wachstum investieren.

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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
KBC Eq Fd Buyback America Classic Cap  
KBC Eq Fd Buyback Europe Classic Cap  

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