10 Jahre später

Die Fonds der Morningstar Kategorie „Asien ex-Japan“ investieren in viele derjenigen Märkte, die vor 10 Jahren von der Asienkrise massiv betroffen waren. Was hat sich seither in der Region getan?

Natalia Wolfstetter 13.07.2007
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Vor nun genau 10 Jahren brach die Asienkrise aus und bereitete dem viel gerühmten asiatischen Wirtschaftswunder ein jähes Ende. Am stärksten betroffen waren Thailand, Indonesien, Malaysien und Südkorea. Der finanzielle Kollaps wirkte sich auch auf die Aktienmärkte aus. Nicht nur durch den Währungsverfall kam es zu Verlusten bis zu 75%. Seither sind die Krisenländer längst wieder auf die Beine gekommen. Nun, da sich die Asienkrise zum zehnten Mal jährt, stellen natürlich viele die Frage, ob sich eine solche Krise wiederholen kann. Ein ausgereiftes Früherkennungssystem gibt es damals wie heute nicht. Doch an Einschätzungen über die Ursachen und Konsequenzen der Krise mangelt es nicht.

Überschuldung und Überinvestitionen

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Asien in den 90er Jahren lockte mit jährlichen Wachstumsraten von 8%. Auf der Suche nach renditeträchtigen Anlagemöglichkeiten ergoss sich viel ausländisches Kapital über die Region und machte auch vor unrentablen Projekten nicht halt. Risiken wurden heruntergespielt. Die Landeswährungen waren fest an den US-Dollar gebunden. Dies verführte regionale Unternehmen und Kreditinstitute dazu, zu günstigen Zinsen in US-Dollar Geld zu leihen – über Währungsrisiken machte man sich keine Sorgen. Aktien- und Immobilienpreise waren im Aufwind, die Defizite der Leistungsbilanzen allerdings auch.

Irgendwann dämmerte den Investoren, dass diese Entwicklung nicht nachhaltig war, und die regionalen Währungen gerieten unter Abwertungsdruck. Thailand war schließlich als erstes Land gezwungen, seine Währung abzuwerten. Eine Kettenreaktion folgte, die rasch weitere südostasiatische Staaten erfasste. Dollarschulden wurden unbezahlbar, es kam zu zahlreichen Unternehmenspleiten, lokale Banken blieben massenhaft auf faulen Krediten sitzen. Internationale Investoren drehten den Kapitalhahn ab, die Krisenstaaten gerieten tief in die Rezession, Millionen verloren ihre Arbeit. Die Nachbeben waren auch in anderen Schwellenländern zu spüren, auch wenn sich der Kollaps nicht zu einer globalen Krise auswuchs.

Comeback

10 Jahre danach gilt Asien längst wieder als Musterbeispiel für wirtschaftliche Dynamik. Allerdings hat sich die Aufmerksamkeit verlagert, von den so genannten Tigerstaaten der ersten Stunde auf die neuen Wirtschaftsmächte China und Indien. Wenn von der Rückkehr zu alten Wachstumsraten die Rede ist, so geht das zum großen Teil auf das Konto der beiden Länder, die von der Asienkrise kaum berührt wurden. Dafür sorgten strenge Kapitalkontrollen, die Anbindung an die Weltwirtschaft war vor 10 Jahren noch relativ gering.

Was hat sich verändert?

Die ehemaligen Krisenländer stünden einem spekulativen Angriff heute nicht mehr wehrlos gegenüber. Das Rezept, das sich Asien gegen zukünftige Krisen verschrieb: Leistungsbilanzüberschüsse, Abbau der Auslandsverschuldung, Devisenreserven als Sicherheitspolster.

Die meisten Staaten haben ihre Wechselkurse freigegeben, wodurch sich weniger spekulativer Druck aufbauen kann. Flankiert wurde dies durch Reformen im Finanzsystem und ein besseres Risikomanagement in den Banken.

Wo liegen die Risiken?

Während die regionalen Währungen größtenteils nicht mehr fest an den US-Dollar gekoppelt sind, ist die Orientierung an der globalen Leitwährung weiterhin eine der wichtigsten Maximen. Die Wechselkurse bleiben nicht dem freien Spiel der Märkte überlassen, sondern werden durch Interventionen künstlich niedrig gehalten. Das soll die Exportwirtschaft ankurbeln und übermäßige Zuflüsse ausländischen Kapitals verhindern. Zudem haben die regionalen Politiker und Zentralbankmanager immer die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China im Blick, das weiterhin mit festen Wechselkursen operiert.

Allerdings führen die Eingriffe der Zentralbanken in Kombination mit einer Ausweitung der Leistungsbilanzüberschüsse zu einem Anschwellen der Devisenreserven, was wiederum in exzessiver Liquidität mündet, die als einer der wichtigsten Gründe für die Herausbildung von Spekulationsblasen an den Kapitalmärkten gilt. Dabei liegen die asiatischen Devisenreserven weit über dem, was zur Deckung kurzfristiger Auslandsschulden nötig wäre. Ein Teil davon könnte sinnvoller für den Infrastrukturausbau oder das Gesundheitswesen eingesetzt werden.

Die starke Fokussierung auf niedrige Wechselkurse begünstigt in Asien die Exporteure auf Kosten der Binnenwirtschaft und führt dazu, dass die Region besonders stark am Tropf der globalen Konjunktur hängt – mit entsprechenden Folgewirkungen im Falle einer Abkühlung.

Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Risiken nicht gleich verteilt sind. Während die obige Beschreibung die Situation in China gut treffen dürfte, ergibt sich in manchen der kleineren asiatischen Länder, zu denen auch einige der Ex-Krisenstaaten gehören, ein etwas anderes Bild. Denn dort kam es durchaus zu Währungsaufwertungen, auch wenn diese ohne die Eingriffe der Zentralbanken sicherlich stärker ausgefallen wären. Größere Leistungsbilanzüberschüsse sind nicht die Regel. Von einem Investitionsboom vergleichbar mit China kann meist nicht die Rede sein. Auch lässt sich ein wesentlicher Teil des Anstiegs der Devisenreserven China zurechnen. So war auch die Ausweitung der Liquidität weniger ausgeprägt als in der Volksrepublik, gleiches gilt für Überhitzungstendenzen an den Aktien- oder Immobilienmärkten. Thailand stellt hier eine Ausnahme dar, wie letzten Dezember deutlich wurde, als das Land kurzzeitig Kapitalverkehrskontrollen einführte, um den Aufwärtstrend der Währung zu stoppen.

China ist anders

In China hat das Kursfeuerwerk an den inländischen Börsen, das von hoher Volatilität begleitet war, Ängste vor einer Überhitzung geschürt. Der Mangel an Anlagealternativen – angesichts der Inflation ist die reale Verzinsung von Bankguthaben negativ – hat viele Chinesen an die Börsen gelockt. Ausländer können allerdings generell nur die Aktien der in Hong Kong notierten chinesischen Unternehmen erwerben (H-Shares). Unternehmen, deren Aktien an beiden Märkten handeln, sind auf dem Festland meist deutlich teurer bewertet. Die chinesische Regierung versucht, mit verschiedenen Maßnahmen gegenzusteuern. Dazu zählen Zinserhöhungen, aber auch die Erlaubnis an eine begrenzte Anzahl chinesischer institutioneller Investoren, im Ausland Aktien zu kaufen. Daneben planen immer mehr große chinesische Unternehmen mit einem Listing in Hong Kong eine Zweitnotierung in Shanghai.

Während Zweifel an der Nachhaltigkeit der aktuellen Kursentwicklung sicherlich angebracht sind, ist der Besitz von Aktien in China noch nicht weit verbreitet. Zudem spielt der lokale Aktienmarkt aus globaler Sicht eine geringe Rolle. Sollte eine Korrektur breitere Kreise ziehen, dürften eher psychologische Faktoren dafür maßgeblich sein.

So sieht es derzeit nicht nach einer Wiederholung der Krise in Asien aus. Der Druck für eine weitere Flexibilisierung der Wechselkurse und eine stärkere Betonung der inländischen Nachfrage sowie des privaten Konsums wird jedoch bleiben.

Wie anlegen?

Die Morningstar Kategorie „Aktien Asien ohne Japan“ zählt mehr als 200 Fonds mit deutscher Vertriebszulassung. Bei der Auswahl sollten Anleger nicht nur auf die vergangene Performance achten. Diese erklärt sich teilweise aus Besonderheiten in der regionalen Ausrichtung mancher Fonds. So gibt es Produkte, die stark auf die etablierteren asiatischen Märkte wie Hong Kong und Singapur setzen. Andere sind eher auf die Schwellenländer Asiens spezialisiert, wo natürlich China und Indien eine immer wichtigere Rolle spielen. Ein weiterer Unterschied kann darin liegen, ob australische Werte beigemischt werden oder nicht. Generell stellt sich die Länderaufteilung wie folgt dar: Fast 30% entfallen auf Hong Kong (darunter auch chinesische H-Shares, die in Hong Kong notieren), 17% auf Südkorea, 12% auf Taiwan, 13% auf Australien und 11% auf Singapur. Der Rest verteilt sich auf kleinere Märkte wie Thailand, Indonesien, Malaysien, aber auch Indien. Einzelne Fonds können davon natürlich mehr oder weniger deutlich abweichen. Auf Branchenseite dominiert der Finanzsektor mit fast einem Drittel, gefolgt von Industriewerten und Informationstechnologie (jeweils 15%). Eine weniger wichtige Rolle als in Lateinamerika oder Osteuropa spielen Energie- und Rohstofftitel.

Einige Fondsbeispiele

Wir stellen einige Fonds vor, die in der Vergangenheit mit unterschiedlichen Ansätzen Erfolg hatten.

Dazu gehört der First State Asia Pacific. Der Fonds ist zwar mittlerweile für Neuanleger geschlossen, eine Ausweichmöglichkeit besteht aber mit dem First State Asia Pacific Leaders. Das Portfolio ist regional breit gestreut. Auffällig ist derzeit vor allem die relativ geringe Berücksichtigung südkoreanischer Werte (rund 6%). Mehr zu den beiden Fonds erfahren Sie im zugehörigen Fonds-Fokus.

Der Comgest Growth Asia ex Japan umfasst ein relativ konzentriertes Portfolios von 30-40 Werten aus dem asiatischen Raum, darunter auch viele mittelgroße Unternehmen. Das Portfolio setzt sich in seiner Zusammensetzung deutlich vom regionalen Vergleichsindex MSCI AC Asia Pacific ex Japan ab. Kleinere Märkte wie Malaysien (derzeit 16% des Fondsvermögens) und Indonesien (10%) sind vergleichsweise hoch gewichtet. Auf Sektorbasis präferiert das Fondsmanagement gegenwärtig Versorger (22%) und Industriewerte (21%). Mehr zum Investmentansatz in diesem Fonds-Fokus.

Der Threadneedle Asia orientiert sich stärker an den etablierten asiatisch-pazifischen Märkten wie Australien (aktuell 18%), Korea (18%) und Hong Kong (14%). Auch chinesische Unternehmen sind mit 14% vertreten. Daher ist das Portfolio anhand der durchschnittlichen Marktkapitalisierung höher angesiedelt als die beiden erstgenannten Produkte. Den mit Abstand größten Anteil am Portfolio haben Finanzdienstleister mit fast 40%. Mehr zu diesem Fonds erfahren Sie hier.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Comgest Growth Asia Pac ex Jpn USD Acc20,58 USD0,92Rating
Comgest Growth Asia Pac ex Jpn USD Inc9,00 USD0,97Rating

Über den Autor

Natalia Wolfstetter  ist Director Fund Analysis bei Morningstar

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