Eigentümer, die besseren Manager?

Unternehmerfonds suchen gezielt nach Unternehmen, die von ihren Großaktionären (Eigentümern) geführt werden.

Alexander Ehmann 15.02.2008
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Als Prinzipal-Agenten Konflikt bezeichnet man in den Wirtschaftswissenschaften einen Interessenkonflikt zwischen den Anteilseignern (Prinzipal) und dem angestellten Manager (Agent). Die Interessen sind einfach nicht deckungsgleich. Während Großaktionäre (wie zum Beispiel Familien) langfristige Ziele und Strategien verfolgen, werfen Kritiker Managern Kurzsichtigkeit und Söldnerdasein vor: Die Verfolgung der eigenen Interessen (Karriere und Reputation) und nicht das Vorankommen eines Unternehmens stehe im Vordergrund. Gemeinhin wird behauptet, dass Unternehmen mit stabilen Großaktionären, die langfristig engagiert sind und bleiben, nachhaltiger wirtschaften. Diese Nachhaltigkeit erfasst die Kapitalrenditen wie die Interessen der Beschäftigten, der Kunden, der Zulieferer und der Umwelt (Gesel

lschaft) im Allgemeinen.

Das machen sich Fonds zu nutze, die in eigentümergeführte Unternehmen investieren. Zugespitzt sind diese Fonds Trittbrettfahrer: Sie setzen auf die Weitsicht der Ankeraktionäre. Diese Großaktionäre sind Eigentümer in dem Sinne, dass sie eine kontrollierende Mehrheit halten und damit an der strategischen Entwicklung eines Unternehmens beteiligt sind.

Eigentümergeführte Unternehmen befinden sich meist im Small- und Mid-Cap-Bereich. Zudem ist der Anteil an frei handelbarer Aktien (Free Float) niedriger als bei rein managergeführten Unternehmen. Dies hat zur Folge, dass börsentäglich weniger Aktien gehandelt werden. Das Liquiditätsrisiko spielt bei Aktien von eigentümergeführten Unternehmen somit eine Rolle (Nebenwerte und niedriger Free Float). Weiterhin typisch für solche Firmen ist, dass man oft keine Stammaktien (mit Stimmrechten) sondern nur Vorzugsaktien erwerben kann. Bekannte deutsche Vorzugsaktien sind Porsche oder Henkel. Andere Investoren machen um Vorzüge einen Bogen, weil sie eben keine Stimmrechte haben.

Indizes für Unternehmerwerte – nicht ganz ausgereift

Der 2005 eingeführte German Entrepreneurial Index (GEX) setzt sich aus börsennotierten Unternehmen zusammen, die von ihren Eigentümern oder Gründern geführt werden (100 Titel). Vorrausetzung für eine Aufnahme in den Index ist, dass die Eigentümer zwischen 25% und 75% der Stimmrechte halten. In der Vergangenheit zeigten die Kurse vieler eigentümergeführten Unternehmen eine deutlich höhere Wertentwicklung als gelistete Unternehmen, die von angestellten Managern geführt werden. Eine Untersuchung der Deutschen Börse kommt zu dem Ergebnis, dass der GEX seit Juni 2002 sowohl den DAX als auch den SDAX und den TecDAX geschlagen hätte.

Zurzeit gibt es noch keinen ETF auf den GEX. Dem Anleger stehen hingegen aktiv gemanagte Mandate oder Zertifikate zur Verfügung. Bei letzteren ist jedoch die Gebührenstruktur äußerst schwer durchschaubar. Ein aktiv gemanagter Fonds kann hier durchaus von Vorteil sein: Eigentümergeführte Unternehmen sind meist verschlossener und halten sich mit Informationen zurück. Bestes Beispiel dafür ist Porsche, die sich weigern, Quartalsberichte zu veröffentlichen und deswegen aus dem MDAX ausgeschlossen wurden.

Schlagen nun diese Fonds den breiten Markt? Die unten angeführten Ergebnisse sind bestenfalls gemischt. Neben der Marktkapitalisierung der gekauften Aktien spielt das Deutschlandgewicht der beiden erfolgreicheren Fonds eine Rolle. Deutsche Nebenwerte sind bis Frühjahr 2007 sehr gut gelaufen.

FT Unternehmerwerte

Fondsmanager Friedrich Diel von Frankfurt Trust fokussiert sich bei seiner Aktienauswahl auf Unternehmen bei denen die Eigentümer über aktive Entscheidungsrechte und mindestens 25% des Stammkapitals verfügen. Weiterhin achtet er darauf, dass ein Unternehmen über eine Marktkapitalisierung von mindestens 300 Mio. Euro verfügt, um das Liquiditätsrisiko einigermaßen zu vermeiden.

Der FT Unternehmerwerte befindet sich in der Morningstar-Kategorie Aktien Europa mittelgroß. Legt man den MSCI Europe als Benchmark für den breiten Aktienmarkt an, konnte der Fonds diesen im vergangenen Jahr um 3,5% schlagen (6,2% vs. 2,7%).

Die höchste Ländergewichtung im Fonds kommt mit 24% Deutschland zugute, was ungefähr dem Doppelten des Index entspricht. An österreichischen Titeln hält Diel mit 3 Prozent einen mehr als dreimal so großen Anteil als der MSCI Europe. Der Fonds verfügt somit über einen starken Home-Bias. Das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Es könnte jedoch zu Überschneidungen mit einem deutschen Aktienfonds kommen.

Bezüglich der Branchenallokation stellen Konsumgüter (zyklischer Verbrauch: 29%; nicht-zyklischer Verbrauch: 17%) und Industriewerte (18%) den Schwerpunkt dar. Der Fonds verfolgt einen Gleichgewichtungsansatz.

Derzeit macht der auf Solartechnik spezialisierte Maschinenbauer Centrotherm Photovoltaics mit 1,7% die Top-Position aus. Darauf folgen der italienische Bremssystemhersteller Brembo und der deutsche Low-Cost-Carrier Air Berlin. Bei allen drei Unternehmen besitzen die Gründer einen entsprechenden Anteil am Unternehmen und/oder sind im Vorstand vertreten.

Die jährliche Verwaltungsgebühr für den FT Unternehmerwerte, der derzeit 85 Millionen Euro hält, beträgt 1,25% zzgl. einer Depotbankvergütung von 0,1% pro Jahr. Die Gesamtkosten für 2006 belaufen sich auf 2,65%. Dies liegt aber daran, dass der Fonds erst im Dezember 2006 aufgelegt wurde. Für die hohe TER sind hier überwiegend die Auflegungskosten verantwortlich.

AXA WF Talents Europe

Auch dieser Fonds ist nach unserer Holding-Based-Style Analyse ein europäischer Mid- Cap-Fonds mit starkem Gewicht an Eurozone-Titeln. Nach Angaben von AXA sollten 75% der Aktien aus der Eurozone sein. Der Großteil der Unternehmen stammt aus Frankreich (über 30%), Norwegen (13%) und Belgien (11%). Deutlich untergewichtet sind Deutschland (6% gegenüber 25% MSCI EMU) und Italien (6% statt 11%). Kurzum: Französische Manager bevorzugen heimische Aktien so wie es ihre deutschen Kollegen auch tun. Der Großteil der im Portfolio enthaltenen Unternehmen ist im Industriesektor (25%) oder im Finanzwesen (17%) tätig. Der Finanzsektor ist dennoch um 11% untergewichtet (relativ zum MSCI EMU).

Der Talents Europe verlor 2007 fast 7%, während der Index MSCI EMU fast 8% zulegte. Das letzte Jahr war kein gutes für europäische Nebenwerte. Die von AXA gewählte Benchmark MSCI EMU hat ein stärkeres Gewicht an Blue Chips.

Im 3-Jahresdurchschnitt konnte der Talents Europe per Ende Januar 2008 zwar eine jährliche Rendite von 2,7% erzielen, liegt damit allerdings 10% unter seiner Benchmark. Mit dieser Performance kann der Ansatz des Fonds sicher nicht überzeugen.

Als größte Position hält der Talents Europe mit 5% das Unternehmen Financière de l’Odet. An nächster Stellen befinden sich jeweils mit 3% der italienische Immobilienkonzern Immsi und der schwedische Sicherheitskonzern Securitas. Der im April 2006 aufgelegte Fonds hält derzeit ein Volumen von 32 Millionen Euro. Die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt 1,5%. Die TER belief sich 2006 auf 1,8%.

Bedauerlicherweise liefert uns die AXA nur unzureichend Portfoliodaten, weswegen ein interessierter Leser auf unserer Homepage lediglich Portfolioinformationen vom September 2006 sehen wird.

Kapitalfonds LK Family Business

Eine Stufe tiefer auf der Marktkapitalisierungsleiter bewegt sich der Kapitalfonds LK Family Business. Der Fonds gehört der Kategorie Europa Nebenwerte an. Dieser Fonds fällt durch sein äußerst starkes Gewicht an deutschen Aktien auf: mit 64% hält er den sechsfachen Anteil seiner Benchmark, dem MSCI Small Cap. 2007 schlug der Fonds mit mehr als 8% seine Vergleichsgruppe und den MSCI Small Cap. In den Jahren 2005 und 2006 entwickelte der Fonds sich schlechter als andere europäische Nebenwertefonds. Das heißt, dass der Fonds in der Hausse mit 28% und 20% in den Jahren 2005 und 2006 dem Markt hinterherlief. Trotz eines Verlustes von 12% im Januar 2008 gehört der Fonds zum besten Viertel seiner Kategorie. Der Family Business investiert zum Großteil in zyklische Konsumgüter, wie die vor allem für ihre Parfümeriekette bekannte Douglas Holding. Der Anteil an zyklischen Kosumgütern entspricht mit 44% dem dreifachen des Index. Auch im Gesundheitssektor ist der Fonds (14%) gegenüber der Benchmark (7%) übergewichtet. Zusammengenommen machen Stamm- und Vorzugsaktien des Gesundheitskonzern Fresenius mit 7% die größte Portfolioposition aus.

Der Fonds, der derzeit 63 Mio. Euro an Assets hält, wird von einem Düsseldorfer Vermögensverwalter beraten (Grossbötzl, Schmitz und Partner GmbH) und ist mit einer Verwaltungsvergütung von 1,7% nicht ganz günstig. Die zum Halbjahr 2007 berechnete TER betrug 2,03%.

AXA WF Talents

Der AXA WF Talents hält derzeit 100 Titel weltweit. Der größte Regionenanteil kommt mit 28% Prozent der Eurozone zu gute. Das entspricht etwa 10% mehr als dem MSCI World, den die Fondsgesellschaft als Benchmark verwendet. An zweiter Stelle folgt Japan mit 19%. Die USA sind mit gerade mal 18% vertreten. Zum Vergleich: im MSCI World machen die USA fast die Hälfte des Index aus. Aufgrund seines hohen Small- und Mid-Cap-Exposures wird der Fonds bei uns in der Kategorie Aktien Weltweit Nebenwerte geführt.

Der AXA WF Talents investiert vorwiegend in Konsumgüter (nichtzyklischer Konsum: 25%; zyklischer Konsum 6%) und Industrietitel (16%). Vor allem nichtzyklische Konsumgüter (Grundnahrungsmittel etc.) sind gegenüber dem MSCI World deutlich übergewichtet (25% vs. 10%).

Der AXA WF Talents wurde im April 2004 aufgelegt und hält derzeit ein Volumen von 550 Millionen Euro. Im 1-Jahresdurchschnitt liegt der Fonds um 6% hinter seiner Benchmark, im 3-Jahresdurchschnitt hinkt er um rund 3% hinterher. Aus 5-Jahressicht hingegen konnte er den MSCI World um 6% outperformen.

Die derzeit größte Portfolio-Position macht mit 7% das Transportunternehmen Financière de l’Odet aus. Dessen Vorstand Vincent Bolloré ist auch der Eigentümer des gleichnamigen Großkonzerns, dessen Geschäftsfelder im Transportwesen, Versorgung, Industrie und Plantagenanbau liegen. Darauf folgt mit 4% der japanische Telekommunikations- und Medienkonzern Softbank. Die Entscheidungen trifft dort der Eigentümer Masayoshi Son. Der drittgrößte Titel ist mit 3% Usen, ebenfalls ein japanischer Medienkonzern, der von Umo Jasuhide gelenkt wird. Die jährliche Verwaltungsgebühr für den AXA WF Talents beläuft sich auf 1,5%. Hinzukommt jedoch eine jährliche 20-prozentige Performancegebühr an der Outperformance gegenüber dem MSCI World. Die zuletzt ausgewiesene TER betrug 1,8%.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
GS&P Fonds Family Business R145,62 EUR-0,16Rating

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Alexander Ehmann