UK: Energieaktien lösen Banken ab

Das schwache Pfund verhagelte die Performance für Euroanleger und Bankaktien verlieren die Vormachtstellung in den Fonds.

Simon Nöth 25.07.2008
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Die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Die Boomjahre rund um die City sind vorerst vorbei. Die britische Wirtschaft leidet unter der weltweiten konjunkturellen Eintrübung, einem schwächeren heimischen Immobilienmarkt und einer nachlassenden Binnennachfrage. Angesichts der konjunkturellen Entwicklung sah sich die Bank of England (BoE) gezwungen, die Zinsen von 5,75% im Sommer 2007 auf 5% zu senken, was verglichen mit der EU und den USA immer noch hoch ist. Und zu guter letzt führten die gestiegenen Energiekosten zu einer Inflation von 3,3%, die seit der Unabhängigkeit der BoE nicht mehr erreicht wurde.

Am Aktienmarkt lässt sich das bei den britischen Banken ablesen, die innerhalb eines Jahres 45% an Wert vernichteten. Die

spx?lang=de-DE&articleID=55704&categoryID="> Kapitalerhöhung der Royal Bank of Scotland mit 12 Mrd. GBP (15 Mrd. Euro) und von Barclays mit 4,5 GBP (5,5 Mrd. Euro) sprechen Bände über den Zustand britischer Banken, zumal erstere das Eigenkaital nur unter Anstrengung beschaffen konnte und sich bei letzterer noch zeigen muss, ob die Investoren mit dem Einstieg ein Geschäft gemacht haben. Auch die Bewertungen von HBOS, einem Finanzier des britischen Immobilienmarktes, oder der Royal Bank of Scotland mutet mit einem KGV von 3 seltsam an. Barclays oder Lloyds warten mit einem KGV von jeweils 5 auf. Die niedrigen KGV drücken aus, dass der Markt nicht an Bilanzgewinne der Banken im laufenden Jahr oder 2009 glaubt. Es ist fast eine Glaubensfrage, ob es sich um langfristige Unterbewertungen im Bankensektor handelt oder ob die Schätzungen der Analysten weiter zurückgenommen werden und damit die KGV wieder ansteigen. Einzig die HSBC hat noch ein KGV von über 10.

Die Verfassung der britischen Finanzinstitute lässt sich auch in der Branchengewichtung des MSCI UK und in den Aktienfonds ablesen. In beiden haben die Energiewerte die Finanztitel erstmals seit drei Jahren als stärksten Sektor abgelöst. Vor 18 Monaten waren Finanztitel im Index und in den Fonds noch mit 29 und 27% vertreten. Heute repräsentieren sie im Index 21% und in den Fonds nur noch 18%. Energieaktien sind per Ende Juni in beiden leicht höher gewichtet. Nach Rendite haben Fonds mit dem Schwerpunkt britische Aktien in einem Jahr 30% auf Eurobasis verloren. Die Abwertung des britischen Pfunds gegenüber dem Euro steuerte mit 19% kräftig dazu bei.

Für den deutschen Markt existieren 60 unterschiedliche Fonds plus sieben ETFs. Die ETFs decken das FTSE-Universum ab. Anleger können den britischen Markt beispielsweise über den ishares FTSE UK Dividend oder den UBS-ETF FTSE 100 abdecken. UK Analyst Tom Whitelaw hat einen Fonds-Fokus zum Newton Growth verfasst.

Zwei typische Aktien in den Fonds

Vodafone ist der zweitgrößte Mobilfunkanbieter mit 270 Mio. Kunden. Befürworter mögen die schiere Größe, die dem Unternehmen Kostenvorteile durch Skalenerträge ermöglicht. Der wachsende Anteil in den asiatischen Schwellenländern sichert zudem das Wachstum. Auf der anderen Seite entgegnen Kritiker, dass das Wachstum überwiegend aus den Akquisitionen stammt und dass das Unternehmen in den etablierten Märkten Anteile verliert. Vodafone hat erst kürzlich wegen der globalen wirtschaftlichen Abschwächung die Umsatz- und Gewinnerwartungen dämpfen müssen und wurde vom Aktienmarkt mit einem Minus von 13% bestraft. Im FTSE All Share hat Vodafone ein Gewicht von 4,7%.

Die BG Group ist mit 600 TSD Barrel pro Tag der drittgrößte britische Öl- und Gasproduzent. Das Unternehmen verfügt über eines der attraktivsten Gasfelder (Karachaganak/Kasachstan) und hat mit seinem kostengünstigen Gasverflüssigungsgeschäft leichten Zugang zum US-Markt. Allerdings ist das Unternehmen in Ägypten und Nigeria dem Gutdünken der dortigen Regierungen ausgeliefert. Von der Regierung aufoktroyierte Verträge sind in Schwellen- und Entwicklungsländern keine Neuigkeit, wie das Beispiel von BP in Russland oder ConocoPhilips in Venezuela zeigt. Im zweiten Quartal 2008 profitierte der Energiekonzern von gestiegenen Öl- und Gaspreisen. Im FTSE All Share ist die BG Group mit 2,7% gewichtet. Der faire Wert für das Unternehmen wird von der Morningstar Aktienanalystin Elizabeth Collins auf 93,5 Euro je Aktie beziffert. Aktuell notiert der Aktienkurs bei 66,8 Euro pro Anteilsschein.

M&G UK Growth Euro A Acc

Im Dezember 2007 gab es einen Fondsmanagerwechsel. In den M&G UK Growth Euro werden UK Aktien mit großem Wachstumspotential eingekauft. Dafür sollten die Unternehmen in einem Geschäftsfeld mit hohen Eintrittsbarrieren tätig sein und gesunde Bilanzen ausweisen. Das Portfolio wird an Hand einer 50/50 Core/Satelliten Strategie konstruiert. Die erste Hälfte besteht aus Blue Chips in, die zweite Hälfte investiert in Aktien mit einem Aufwärtspotential innerhalb der nächsten sechs Monate. Der Anteil von risikoreicheren Einzelpositionen darf 2% nicht überschreiten.

Seit Kiff Garfield am Ruder ist, wurden Standardwerte ausgebaut und Mid-Caps zurückgefahren. UK Blue Chips repräsentieren aktuell 70% des Portfolios. Die Anzahl der gehaltenen Aktien hat sich unter Garfield nicht geändert. Die Konzentration in den Top-Ten Holdings hingegen mit dem Managerwechsel erhöht.

Die stärksten Branchen sind Energieaktien, Finanztitel und Industriematerialien. Der Energiesektor ist im Vergleich zur Kategorie nur leicht überrepräsentiert. Dafür sind Royal Dutch Shell und BP verantwortlich, die gemeinsam 13% im Fonds haben, in der Kategorie aber zusammen nur auf 9% kommen. Nur drei Aktien im Portfolio waren per Ende März nicht im FTSE All Share Index auffindbar, was für eine benchmarknahe Ausrichtung spricht. Im März 2008 war Garfield nicht in BHP Billiton und Astra Zeneca investiert. Im FTSE All Shares haben die beiden zusammen ein Gewicht von 4,5%. Zuletzt hatte der Fondsmanager die Aktien im Herbst 2006 im Portfolio.

Für eine abschließende Beurteilung von Kiff Garfield ist es zu früh, da er den Fonds erst vor gut einem halben Jahr übernommen hat. Sein Vorgänger hat es geschafft, Finanzaktien rechtzeitig Ende 2006 runterzufahren und die Energie- und Industriewerte Anfang 2007 aufzubauen. Auf fünf Jahre wirft der Fonds auf Eurobasis eine Rendite von 9% pro Jahr ab. Die Kategorie und die Benchmark schaffen nur 6,5%. Trotzdem gefällt uns nicht die hohe Managerfluktuation. Der Vorgänger Simon Murphy managte den Fonds von April 2000 bis September 2001. Im Frühjahr 2004 übernahm Murphy den Fonds abermals, als dieser quasi „führungslos“ von den Analysten verwaltet wurde.

Schroder ISF UK Equity

Fondsmanager Simon Brazier kann auf ein 16 Mann starkes Analysten-Team zurückgreifen, das UK Aktien und teilweise auch globale Aktien abdeckt. Gesucht wird nach Nebenwerten und Blue Chips. Benchmark ist der 670 Titel umfassende FTSE All Share Index.

In den letzten drei Jahren hat sich der Anteil der Mid Caps im Schroder ISF UK Equity von 17% auf 30% erhöht, Standardwerte wurden von 75% auf 60% runter gefahren. Im FTSE All Share sind die Blue Chips aktuell mit 80% und die Mid-und Small-Caps mit 15% und 5% vertreten. Hier hat sich der Fondsmanager von seiner Benchmark entfernt. Fünf der zehn größten Positionen befanden sich auch schon im Dezember 2002 im Fonds. Zu den Unternehmen gehören die BG Group, GlaxoSmithKline, HSBC, Vodafone und Astra Zeneca. Diese Aktien kann man getrost als die Hauptbausteine sehen, in denen man über Jahre investiert bleibt. Anfang 2003 hatten diese Aktien einen Anteil von 24% am Portfolio und heute repräsentieren sie noch 21%. Nur die BG Group und Astra Zeneca konnten ihre Anteile seit dem ausbauen. Im Vergleich zur Benchmark sind die BG Group und die Royal Dutch Shell deutlich übergewichtet. Allerdings ist der Energiesektor gegenüber der Benchmark neutral gehalten, was sich durch die deutliche kleinere Position in BP ausdrückt.

Die Finanzwerte waren vor zwölf Monaten mit 19% im Vergleich zur Benchmark mit 28% untergewichtet. Das hat der Performance gut getan, denn seitdem erlebten britischen Finanzwerte (FTSE All Shares Financial) einen Kurseinbruch von 39% auf Eurobasis. Die Industriewerte waren vor einem Jahr noch neutral gegenüber der Benchmark. Inzwischen sind sie im Portfolio jedoch die am stärksten vertretene Branche mit 26% und zur Benchmark mit 8%-Punkte überrepräsentiert.

Im ersten Halbjahr schlug sich der Fonds ganz wacker, wenn man sich die Performance der Kategorie und der Benchmark vor Augen hält. Über drei und fünf Jahre kann sich der Fonds jedoch nicht vom Index und seinen Wettbewerbern absetzen. Mit einem kostengünstigeren Index-Produkt hätte man über fünf Jahre die gleiche Performance erzielt. Der Fondsmanager Simon Brazier ist erst seit 2006 in der Verantwortung, weshalb die drei und fünf Jahres Performance nicht auf sein Konto gehen und es für eine abschließende Beurteilung zu früh ist.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Schroder ISF UK Equity A Acc GBP4,90 GBP-0,10Rating

Über den Autor

Simon Nöth  ist Fondsanalyst bei Mornigstar

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