Fonds-Fokus: MEAG EuroInvest

Dieser Europafonds kauft Aktien nach einem quantitativen Auswahlverfahren und versucht, durch Markttiming zu punkten.

Simon Nöth 19.09.2008
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Im MEAG EuroInvest kommen zwei Strategien zum Einsatz, eine Dividenden- und eine Momentumstrategie, die in der Regel mit 70% und 30% gewichtet werden.

Für die Dividendenstrategie werden auf Basis der jeweiligen Länderindizes die Aktien nach Dividenden und anschließend nach der Höhe des Aktienkurses ausgewählt. Aktien mit einem niedrigen Kursniveau haben nach Berechnungen von MEAG empirisch gesehen ein höheres Aufwärtspotential als Aktien mit einem hohen Kursniveau. Für beide Kriterien gelten keine absoluten Zahlen, sondern sie werden relativ zum lokalen Markt gesetzt. Die Momentum-Strategie ist an die „Beat The Dow Strategie“ angelehnt, die durch ständiges Market-Timing das Rückschlagpotential zu minimieren versucht. Hier werden kurzfristig (sechs Handelstage) gleitende Durchs

chnittskurse gegenüber längerfristigen (24 Handelstage) errechnet. Anschließend werden die Aktien nach der stärksten negativen oder positiven Veränderung sortiert, um Kauf- oder Verkaufsentscheidung zu treffen.

Im Portfolio dominieren Titel aus der Telekom-, Versorger-, Energie- und Finanzbranche, finden sich hier doch die höchsten Dividenden. Telekom- und Versorgeraktien sind übergewichtet. Laut Fondsmanager Thilo Schmidt funktioniert die Strategie nur für „große Länder“. Kleinere europäische Märkte bleiben außen vor. Unternehmen aus Großbritannien sind mit 13% untergewichtet, während Schweizer und niederländische Aktien keine Berücksichtigung finden. Im DJ Stoxx 600 kommen UK-Aktien auf 31%, Schweizer und Niederländische Unternehmen auf 11% und 4,8%. Hingegen werden Aktien aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien stärker akzentuiert.

Der Prozess führte zu einer besseren Rendite gegenüber der Benchmark und den Vergleichsfonds. Die Überrendite ist größtenteils der Aktienselektion zu verdanken, dennoch ging seit 2006 ein erheblicher Teil auf das Konto von Währungsbewegungen. Der Euro wertete seit 2006 etwa 17% gegenüber dem Pfund und 2,5% gegenüber der Währung der Eidgenossen auf. Die Währungsverluste durch Engagements in britischen Werten wurden daher nur teilweise mitgenommen.

Über zehn, fünf und drei Jahre schlägt der Fonds die beiden Gradmesser, Vergleichsfonds und Benchmark. Während er im ersten Bullenmarkt zwischen 1998 und 2000 dem Markt hinterher hinkte, zeigte er sich im zweiten Bullenmarkt von 2003 bis Sommer 2007 wesentlich stärker. Im Bärenmarkt von 2000 bis Frühjahr 2003 präsentierte sich der Fonds stark, allerdings lieferte er seit letztem Sommer nur mehr Marktrenditen.

Die angewandte Strategie hat ihre Stärken in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen. Anleger sollten sich jedoch bewusst sein, dass das Fondsmanagement keine fundamentalen Unternehmensanalysen durchführt. Die Unternehmen werden zwar auf Risiken überprüft und externes Research wird ebenfalls hinzugezogen, aber es werden keine eigenen Modelle verwendet, nach denen ein "fairer" Unternehmenswert kalkuliert und dann investiert wird. Ob man ein quantitatives Auswahlverfahren oder die fundamentale Aktienanalyse vorzieht, ist letztendlich Glaubenssache.

Strategie

Die Investmentphilosophie besteht aus zwei Bausteinen: Einer Dividendenstrategie und einer Momentumstrategie, die in der Regel mit 70% und 30% gewichtet werden. Anfangs wurde der Fonds rein quantitativ nach der Dividendenstrategie verwaltet, jedoch im Jahr 2002 um die Momentumstrategie erweitert.

Beide Strategien werden nach einem systemischen Ablauf umgesetzt. Anschließend werden die Positionen vom Fondsmanager und dem jeweiligen Sektor-Verantwortlichen qualitativ überprüft, um offensichtliche Fehler zu vermeiden.

Für die Dividendenstrategie werden auf Basis der jeweiligen Länderindizes die Aktien nach Dividenden und anschließend nach der Höhe des Aktienkurses ausgewählt. Aktien mit einem niedrigen Kursniveau haben, nach Berechnungen von MEAG, empirisch gesehen ein höheres Aufwärtspotential als Aktien mit einem hohen Kursniveau. Für beide Kriterien gelten keine absoluten Zahlen, sondern sie werden relativ zum lokalen Markt gesetzt. Die Momentum-Strategie ist an die „Beat The Dow Strategie“ angelehnt, die durch ständiges Market-Timing das Rückschlagpotential zu minimieren versucht. Hier werden kurzfristig (sechs Handelstage) gleitende Durchschnittskurse gegenüber längerfristigen (24 Handelstage). Anschließend werde die Aktien nach der stärksten negativen oder positiven Veränderung gerankt, um Kauf- oder Verkaufsentscheidung zu treffen.

Für beide Strategien werden Subportfolios zu unterschiedlichen Zeitpunkten gebildet. Ebenso gibt es für beide Strategien eine optimale Haltedauer. Diese errechnet sich aus dem relativen Performancebeitrag. Die Dividendenstrategie hat eine überjährige Haltedauer und die Momentumstrategie eine unterjährige Haltedauer. Die optimale Haltedauer wird nach Ländern berechnet und für jedes Subportfolio angepasst. Die Mittel werden nach Strategie und dann zu gleichen Teilen nach Ländern aufgeteilt. Innerhalb der Länder hat jede Aktien das gleiche Gewicht. Dieser Prozess wird für jedes Subportfolio durchgeführt, daher ergibt sich auch ein durchschnittlicher Turn Over von 2,2.

Management

Thilo Schmidt ist seit Auflage (1998) für das Fondsmanagement verantwortlich. Herr Schmidt kann auf eine elfjährige Erfahrung im Fondsmanagement zurückblicken. Neben dem MEAG EuroInvest betreut er vier andere Mandate im institutionellen Bereich.

Fondsmanager Schmidt hat das Dynamic Value Konzept mitentwickelt, nach dem der MEAG EuroInvest investiert. Thilo Schmidt ist zudem seit 2002 für den europäischen Technologiesektor verantwortlich. Bei der MEAG hat jeder Portfoliomanager auch Sektorverantwortung. Das Aktienresearch beansprucht etwa 25% der Arbeitszeit. Der europäische Aktienmarkt wird von insgesamt acht Portfoliomanagern abgedeckt. Es werden aktiv 250 Aktien analysiert.

Die Fondsmanager verfügen durchschnittlich über elf Jahre Berufserfahrung und sind bereits seit fünf Jahren bei der MEAG engagiert. Im Portfoliomanagement gab es seit Anfang 2004 keine wesentlichen personellen Veränderungen.
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Über den Autor

Simon Nöth  ist Fondsanalyst bei Mornigstar