Morningstar versucht, die Auswirkungen solcher Entscheidungen zu erfassen. Daher zeigen wir nicht nur die offizielle Rendite eines Fonds, sondern errechnen (in den USA) auch die so genannte Anlegerrendite. Diese gibt an, was ein durchschnittlicher A
nleger mit einem Fonds wirklich verdient hat. Die Anlegerrendite berücksichtigt, wann die Käufe und Verkäufe von Anteilen eines Fonds stattfanden und bereinigte die offizielle Rendite um diese Mittelbewegungen. Die Differenz zwischen den beiden Renditezahlen gibt einen Hinweis darauf, wie gut oder auch schlecht Anleger tatsächlich abgeschnitten haben.
Als ich die Berechnungen Ende 2008 durchführte, war die Differenz zwischen den beiden Renditen rückläufig. Das lag daran, dass Anleger sich im Zuge der sich verschärfenden Finanzkrise massenhaft von ihren Fonds trennten. Dies war anfangs genau das Richtige, da die Aktienmärkte immer neue Tiefpunkte erreichten. Als Anfang März die Verzweiflung an ihrem Höhepunkt angelangt war, ging es an den Börsen plötzlich wieder bergauf. Viele Anleger waren dabei jedoch nur noch Zuschauer.
Daher überrascht es mich nicht, dass sich zwischen den offiziellen Fondsrenditen und den Anlegerrendite eine zunehmende Lücke aufgetan hat. Die Anlegerrenditen fielen oft geringer aus als das, was auf dem Fonds-Factsheet abzulesen war.
Warum läuft es für die Anleger hier so falsch? Die Gründe sind schnell umrissen: Volatilität, Emotionen und der Fokus auf kurzfristige Ergebnisse. Volatile Fonds aktivieren beim Anleger genau die falschen Reaktionen. Wenn es nach oben geht, nehmen Gier und Kauflust zu. Wenn es runter geht, sind Verzweiflung und Flucht die Folge.
Was können Anleger tun, um diese Falle zu umgehen? Zunächst einmal ist es wichtig, im Hinblick auf die Renditeerwartungen realistisch zu sein. Anleger sollten sich über die Strategie eines Fonds im Klaren sein und die Renditen in der Vergangenheit (beispielsweise Kalenderjahresergebnisse) betrachten. Diese geben einen Hinweis auf die Schwankungsbreite eines Fonds. Dann gilt es, das eigene Anlageverhalten kritisch zu hinterfragen, um zu überprüfen, ob man in der Vergangenheit auf kurzfristige Entwicklungen überreagiert hat. Wer dazu neigt, sollte hochvolatile Fonds meiden. Diese verführen weniger dazu, die langfristigen Ergebnisse durch übermäßigen Aktionismus zu gefährden.
Russel Kinnel ist Director of Mutual Fund Research bei Morningstar in den USA. Die Originalversion dieses Artikels erschien ursprünglich in ‘Kiplinger’s` und auf www.morningstar.com.