Morningstar hat mittlerweile die meisten nach Fondsvolumen bedeutenden Fonds für globale Aktien mit einem qualitativen Rating versehen. In diesem Artikel beleuchten wir die Unterschiede zwischen den Fonds und betrachten, für welche Arten von Anlegern sie sich eignen könnten. Generell sollten Fondssparer für Aktien ausreichend Risikoappetit und einen langen Anlagehorizont mitbringen, da es sich um eine volatile Anlageklasse handelt. Ein genauerer Blick auf die einzelnen Fonds zeigt, dass die Fondsmanager recht unterschiedlich mit den Risiken und Chancen an den Börsen umzugehen wussten. (Ein Klick auf die jeweiligen Fondsnamen führt zu den zugehörigen Ratingberichten.)
Der französische Vermögensverwalter Carmignac hat mit dem 6,2 Mrd. Euro schweren Carmignac Investissement mittlerweile den größten hierzulande verfügbaren globalen Aktienfonds im Programm. Den Fonds halten wir für einen der besten Vertreter seiner Anlageklasse. Mit dem Unternehmensgründer Edouard Carmignac verfügt er über einen sehr erfahrenen Fondsmanager, der mehr als 35 Jahren an den internationalen Märkten tätig ist und den Fonds seit mehr als 20 Jahren steuert. Diese Stabilität und die bisherigen Anlageergebnisse sprechen für sich. Über drei, fünf und zehn Jahre gehört er zu den führenden Fonds seine Kategorie ‚Aktien weltweit Standardwerte Growth‘. Carmignac hat dabei eine recht eigene Herangehensweise, die ihn deutlich von anderen globalen Aktienmanagern unterscheidet. Sein Ansatz ist opportunistisch, von der Benchmark sehr unabhängig und auf absoluten Kapitalerhalt ausgerichtet. Dabei folgt er seinen Überzeugungen, für die makroökonomische bzw. Top-Down-Überlegungen eine große Rolle spielen. Seine Strategie beruht darauf, frühzeitig mittel- und langfristig vielversprechende Investmentthemen zu identifizieren. Diese spielt der Manager teils sehr aggressiv, was sich auch in der im Konkurrenzvergleich hohen Volatilität des Fonds niederschlägt. Andererseits verliert der Fonds in fallenden Märkten (wie 2008) deutlich weniger als der Kategoriedurchschnitt, da Absicherungstechniken zum Einsatz kommen und die Barquote flexibel gemanagt wird. Insgesamt ist dies also ein Fonds für durchaus risikotolerante Anleger. Die Grundgebühren liegen im Rahmen. Zum Kostenanteil müssen allerdings auch Erfolgsgebühren und die Umsatzprovision hinzugerechnet werden. Angesichts des hohen Fondsvolumens und der dadurch entstehenden Skaleneffekte würden wir es auch begrüßen, wenn diese Vorteile durch eine Gebührensenkung an die Anleger weitergegeben würden. Die häufig gestellte Frage, ob die zunehmende Größe des Fonds Grund zur Besorgnis ist, würden wir verneinen, da der Schwerpunkt eindeutig auf Werten mit ausreichender Liquidität liegt.
Auch der DWS Vermögensbildungsfonds I, mit 4,9 Mrd. Euro der zweitgrößte Fonds der globalen Aktienkategorie, erhält von Morningstar das Bestrating ‚Exzellent‘. Der Fonds erreicht in seiner Kategorie zwar nicht die Spitzenplatzierungen eines Carmignac Investissement, gehört langfristig aber zuverlässig zum besten Viertel seiner Vergleichsgruppe ‚Aktien weltweit Standardwerte Blend‘ und war deutlich weniger volatil. Daran ändern auch zeitweise Phasen der Underperformance, wie sie 2009 durch eine zu frühe Umschichtung weg von zyklischen Sektoren ausgelöst wurden, nichts. Allerdings zeigte das Carmignac-Produkt eine bessere Verlustbegrenzung, obwohl auch hier der Investitionsgrad sehr flexibel gehandhabt wird und der Fonds zu den defensiveren seiner Kategorie zählt. Er bleibt jedoch wesentlich näher an der Benchmark MSCI World als Carmignac. Dennoch trägt das Portfolio deutlich die Handschrift seines langjährigen Fondsmanagers Klaus Kaldemorgen, der das globale Aktienteam der DWS leitet und dieses Flaggschiffprodukt seit 1994 verantwortet. Er setzt ebenfalls stark auf Top-Down-Überlegungen. Das Motto lautet hierbei: Eine schlechte Aktie in einer guten Region ist allemal besser als ein guter Titel in einer schlechten Region. In Anbetracht des hohen Volumens liegt der Schwerpunkt wiederum auf Blue Chips. Der Fonds ist ein empfehlenswertes Basisinvestment für globale Aktien, mit dem auch vorsichtigere Aktiensparer gut zurechtkommen sollten, zumal dies einer der günstigeren aktiv gemanagten Aktienfonds in der Vergleichsgruppe ist und ohne Erfolgsbeteiligung auskommt. Der von Kaldemorgen gesteuerte DWS Akkumula ist mit 3,3 Mrd. Euro ebenfalls ein Schwergewicht unter den globalen Aktienfonds. Er stellt die weniger prononciert gemanagte Variante des DWS Vermögensbildungsfonds I dar.
Der Templeton Growth Euro ist für Franklin Templeton mit 4,5 Mrd. Euro an verwaltetem Vermögen ebenfalls ein Flaggschiff, nicht zuletzt da dessen in den USA domizilierte Version bis in die 1950er Jahre zurückreicht und mehr als 10 Mrd. EUR auf die Waagschale bringt. Cindy Sweeting managt den Fonds erst seit Ende 2007, kann aber auf 13 Jahre bei Templeton und 25 Jahre Investmenterfahrung zurückblicken. Der Anlageansatz ist im Gegensatz zu den beiden zuvor genannten Fonds stark teamgetrieben, so dass die Managerin dem Fonds nicht ihren Stempel aufdrückt wie dies bei Carmignac und Kaldemorgen der Fall ist. Zudem ist die Aktienauswahl rein bottom-up-orientiert. Ein taktisches Liquiditätsmanagement erfolgt nicht. Die klassische Value-Philosophie des Hauses umfasst die Suche nach Unternehmen, die anhand von Vermögen, Cash-Flows oder Gewinnpotential günstig bewertet erscheinen. Diese Anlagestrategie ist nicht einzigartig, aber das Team versucht, den Dingen auf den Grund zu gehen und ist dabei außerordentlich geduldig, was den Ansatz von vielen Konkurrenten abhebt. Der Fonds war lange ein Vorzeigeprodukt, tut sich jedoch seit geraumer Zeit schwer, an frühere Erfolge anzuknüpfen. In seiner Kategorie ‚Aktien weltweit Standardwerte Value‘ ist er seit 2003 nicht mehr über Mittelmaß hinausgekommen. Ein Großteil der guten langfristigen Ergebnisse der vorliegenden, im August 2000 aufgelegten Version des Fonds geht auf das exzellente Abschneiden in den Jahren 2000-2002 zurück. Ähnliche defensive Qualitäten waren aber im Krisenjahr 2008 nicht zu beobachten. Auch durch die überdurchschnittlichen Gebühren büßt der Fonds an Attraktivität ein. Angesichts der Größe des Fonds(hauses) könnten diese unserer Meinung nach durchaus günstiger ausfallen. Der Templeton Growth ist kein schlechter Fonds, fordert seinen Anlegern aber viel Geduld ab. Als Basisinvestment kommt er zwar in Frage - vor allem für Anleger, die bereit sind, sich gegen den Markttrend zu stellen - doch drängt er sich im Konkurrenzvergleich nicht unbedingt auf. Dementsprechend haben wir hier das Rating ‚Standard‘ vergeben.
In der kommenden Woche setzen wir diesen Vergleich mit weiteren globalen Aktienfonds fort.