Der Schritt kam nicht unerwartet, könnte aber der ohnehin unter schlechten Nachrichten leidenden Branche der offenen Immobilienfondsanbieter einen weiteren Schlag versetzen. Am 19. Oktober kam die – längst überfällige – Ankündigung von Axa Investment Managers, den Fonds Axa Immo-Select aufzulösen. Der 2,4 Milliarden Euro große Fonds wird zum Oktober 2014 abgewickelt, die Erlöse aus den nun anstehenden Verkäufen werden halbjährlich an die Anleger ausgeschüttet.
Man habe „trotz intensiver Anstrengungen während den letzten beiden Jahre“ nicht die erforderliche Liquidität schaffen können, teilte Axa mit. Die Liquiditätsquote liegt derzeit laut Anbieter bei rund zehn Prozent und somit deutlich unter dem selbst gesteckten Ziel von mindestens 30 Prozent. „Ein Festhalten an einer Wiederöffnung gegen das Votum eines Großteils der Anleger und gegen die Marktsituation verbietet sich von selbst, auch wenn wir den erklärten Willen zur Wiederöffnung hatten“, ließ sich Achim Gräfen, Geschäftsführer von Axa Investment Managers Deutschland, zitieren.
Der letztmögliche Termin für die Wiedereröffnung des bereits zum zweiten Mal nach der Eskalation der Liquiditätssituation bei den Immoblienfonds war der 16. November 2011. Dass die Schließung des Fonds erst jetzt verkündet wurde, weniger als ein Monat vor dem Ultimo, fügt sich in die bisherige sehr zurückhaltende Informationspolitik der Axa-Tochter ein. Nun wird vielerorts befürchtet, dass sich die Stimmung der Anleger verschlechtern und somit die Prognose für die anderen offenen Immobilienfonds, die im Zuge der Liquiditätskrise dieser Produktgattung schließen mussten, verschlechtert.
Als nächstes muss der Fonds Degi International ebenfalls am 16. November nach einer zweijährigen Schließungsperiode Rückgaben von Anlegern bedienen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit - mit offenem Ausgang. Auch wenn im September die Liquiditätsquote des Fonds durch den Verkauf einer polnischen Immobilie um drei Prozent erhöht wurde, wurde zugleich eine leichte Wertberichtigung nach unten vorgenommen. Mitte August hatte die Muttergesellschaft Aberdeen die Auflösung des institutionellen Fonds Degi Global Business angekündigt, der nun bis Juni 2014 vollständig aufgelöst werden muss.
Auch wenn die Öffnungszeitpunkte bei den anderen großen geschlossenen Fonds, Kanam-Grundinvest, SEB Immoinvest und CS Euroreal, erst im Mai 2012 anstehen, kommt die Schließung des Axa-Fonds zur Unzeit. Denn derzeit unternehmen die Fondsanbieter Anlegerbefragungen, deren Ergebnisse maßgeblich für die Vorgehensweise bei den Problemfonds sein dürften. Sollten sich die Anleger - auch von der Axa-Fonds-Schließung motiviert - entscheiden, ihre Fondsanteile in großem Stil zurückzugeben, dürfte das Management der geschlosenen Fonds unter großen Druck geraten, hohe Liquiditätsquoten bis Mai 2012 vorzuhalten. Gelingt das nicht, könnten sich die Anbieter frühzeitig für eine Liquidation entscheiden. Das heutige Anlegersentiment könnte als entscheidend sein.
In jedem Fall agieren die Anbieter der heute geschlossenen Fonds in einem höchst unsicheren Umfeld. Einige versuchen, durch permanenden Kontakt zu den Anlegern diese Unsicherheit zu reduzieren. Die Münchener Kanam wird etwa nach der laufenden Anlegerbefragung im Frühjahr 2012 gleich ein zweites Mal den Liquiditätsbedarf für den Kanam-Grundinvest ermitteln. Ein Garant für die erfolgreiche Wiedereröffnung des Fonds ist das allerdings nicht, zumal Kanam erst im vierten Quartal anfangen wird, Fonds-Objekte zu verkaufen.
Laut Medienberichten soll immerhin der eingefrorene CS Euroreal einer Wiedereröffnung bereits 2011 einen Schritt näher gekommen sein. Mit dem Verkauf von drei Objekten habe die für Anteilsscheinrückgaben zur Verfügung stehende Liquidität auf 21 Prozent des Fondsvermögens gesteigert werden können, heißt es bei der Creidit Suisse. Allerdings beziffert auch hier das Management die benötigte freie Liquidität auf 30 Prozent.