Herr Pyde, wie geht es weiter mit der Euro-Krise?
Unser favorisiertes Szenario geht von einem Fortbestehen der Eurozone aus. Auch wenn Griechenland zahlungsunfähig werden sollte und in einem weiteren Schritt die Eurozone verlässt, erwarten wir nicht, dass kurzfristig weitere Länder folgen. Um das Vertrauen der Anleger in Staatsanleihen der Euro-Staaten zu stärken und verloren gegangenes Kaufinteresse wieder zu wecken, hat die Politik im Rahmen der griechischen Schuldenschnittdiskussion bereits im letzten Jahr darauf hingewiesen, dass eine Privatsektorbeteiligung bei der Schuldenrestrukturierung Griechenlands ein Einzelfall bleibt.
Wie realistisch ist das?
Irland hat mit seinen harten Sparanstrengungen bereits bewiesen, dass es politisch imstande ist ausreichende Sparmaßnahmen zu beschließen und die von den Geldgebern, also der EU, dem IWF und Euro-Mitgliedsstaaten, verlangten Sparziele zu erfüllen. Das ist bereits in der zweiten Jahreshälfte 2011 mit deutlich fallenden Renditen honoriert worden.
Was ist heute der Knackpunkt?
Italien und Spanien, als dritt- und viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, sind zu groß um ihren Kapitalbedarf dauerhaft über Transferzahlungen der restlichen Euroländer zu decken. Dazu kommt die starke Verflechtung italienischer und spanischer Banken mit den Banken der AAA-Staaten. Wenn die Krise außer Kontrolle geraten würde, dann hätte das einen Domino-Effekt innerhalb des Euroland-Bankensektors zur Folge. Das Schicksal Italiens und Spaniens beziehungsweise die Fähigkeit, sich zu tragfähigen Zinssätzen am Kapitalmarkt zu refinanzieren, hängt direktional mit dem Fortbestand der Eurozone zusammen.
Kaufen Sie heute EU-Südstaaten-Bonds?
Ja, aber dabei sehen uns wir sehr genau die Zahlungsfähigkeit der Emittenten an, weil bei unseren Fonds der Kapitalerhalt immer im Vordergrund steht. Italien, Spanien und Irland bewegen sich mit ihren Ratings innerhalb des Investment Grade und sind, abhängig von den jeweiligen Anlagerichtlinien der Fonds, somit investierbar. Bei den Fonds mit Euroland-Benchmark halten wir italienische, spanische und irische Staatsanleihen. Italien haben wir in einzelnen Fonds sogar übergewichtet.
Halten Sie die Papiere bis zur Endfälligkeit?
Wären wir nicht von der Fähigkeit dieser Länder überzeugt Zinsen sowie Rückzahlung fristgerecht zu leisten, hätten wir keine Engagements in den jeweiligen Staatsanleihen vorgenommen. In den meisten Fällen verkaufen wir die Anleihen bzw. bauen das Übergewicht gegenüber der zugrundeliegenden Benchmark ab, wenn die Staatsanleihen die von uns als marktgerecht angesehenen Spreadlevel erreicht haben. Unterstellt man den Normalfall einer steilen Zinsstrukturkurve dann ist es vorteilhaft, unterjährig gewordene italienische Staatsanleihen zu veräußern und durch den Neukauf einer Staatsanleihe mit längerer Restlaufzeit sich auf der Zinskurve nach oben zu bewegen und eine höhere Rendite zu realisieren. Bis Dezember letzten Jahres war es außerdem sinnvoll, extrem kurzlaufende Staatsanleihen aus den Ländern Italien, Spanien und Irland bis zur Fälligkeit zu behalten, da ein Großteil der Spreadvereinnahmung und Performance erst in den letzten Wochen vor Rückzahlung vollzogen wurde.
Wie ist das Verhältnis Staatsanleihen zu Corporates in Ihren Fonds?
Wir haben Corporates in unseren Fonds übergewichtet, weil sie von den insgesamt verbesserten Wachstumsperspektiven profitieren und ihre Zinsdifferenz zu Staatsanleihen verringern sollten. Die Übergewichtung ist zulasten von Staatsanleihen (aus den Kernländern der Eurozone) umgesetzt worden. Aufgrund einer, im historischen Vergleich, schwächer erwarteten Konjunkturerholung ist die Übergewichtung von Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen aktuell geringer als in früheren Aufschwungphasen. Bei deutschen Staatsanleihen rechnen wir perspektivisch mit moderat steigenden Renditen – moderat deswegen, weil die Liquiditätsschwemme der EZB auch den Safe-Haven-Bereichen zugute kommen sollte und einen stärkeren Renditeanstieg verhindern dürfte.