Der beste Weg zum Dividenden-Investment

Wir haben untersucht, welche Dividenden-Vehikel Risiko und Rendite am besten verbinden.

Ali Masarwah 27.03.2012
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Im ersten Teil des Artikels über Dividenden haben wir festgestellt, dass die Ausschüttungen von Unternehmen nicht nur ein langfristiger Performance-Treiber für Aktien sind, sondern sich in den kommenden Jahren angesichts niedriger Zinsen zu einer wichtigen Quelle laufender Erträge mausern werden, zumal die Rahmenbedingungen für die Unternehmen bzw. Unternehmensgewinn-Entwicklung günstig sind (lesen Sie hier weiter).

Worauf es bei Dividendenstrategien ankommt

Im zweiten Teil des Artikels werden wir uns nun mit den Produkten am Markt auseinandersetzen und nach den Erfolgsrezepten bei Dividendenstrategien suchen.

Natürlich steht bei Dividendenfonds und -ETFs die Frage nach der künftigen Performance im Mittelpunkt. Das ist eine triviale Feststellung - die dennoch wichtige Folgen für die Praxis hat. Zunächst sollte die Dividende nie isoliert von der Unternehmensentwicklung betrachtet werden. Eine hohe Dividendenrendite kann auch zustande kommen, wenn der Kurs einer Aktie stark gefallen ist. Dann kann auch die Dividende in Gefahr sein. Wie bewertet man dann die fundamentalen Aussichten solcher Aktien? 

Bei Aktien mit hohen Dividendenrenditen gilt es folgende Fragen zu klären: Werden die Dividendenkönige der Vergangenheit auch in Zukunft in der Lage sein, zuverlässige Ausschüttungen zu liefern? Wie entwickeln sich die Cashflows in Zukunft? Werden sie sich gleichzeitig gegenüber den marktbreiten Indizes behaupten? Soll man überhaupt in Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen investieren, oder ist das Risiko zu hoch? 

Wie man sieht: Die Beantwortung trivialer Fragen ist nicht notwendigerweise einfach.

Fonds mit diskretionären Strategien müssten Vorteile haben. Haben sie das?

Im Unterschied zu anderen Aktienfonds-Kategorien lässt sich bei Dividendenfonds die These aufstellen, dass Anlagevehikel mit fundamentalen Prozessen Vorteile gegenüber ETFs haben. Fondsmanager, die Unternehmen nach fundamentalen Kriterien analysieren, Einblicke in die Geschäftsprozesse haben und das Branchenumfeld kennen, müssten in der Lage sein, abzuschätzen, ob die Dividendenpolitik des Unternehmens nachhaltig ist. Dies gilt es zu prüfen.    

Das ist nicht trivial. Denn die Asset-Management-Branche pflegt vielversprechende Anlagetrends zeitnah mit neuen Produkten zu unterlegen. So auch der Fall bei Dividendenstrategien. In der jüngsten Zeit sind mannigfaltige Dividendenfonds auf den Markt gekommen. Diese Fonds müssen sich noch behaupten. Die bisherigen Erfahrungen in allen Asset-Klassen haben gezeigt, dass nicht alle Fondshäuser neu gewählte Disziplinen so gut beherrschen, wie es ihre Marketing-Broschüren suggerieren. Das bedeutet, dass sich nicht jeder äußerlich solide erscheinende diskretionäre Investmentprozess (Fonds!) oder quantitative Algorithmus (ETFs!) jenseits der Backtests auch in der Realität behaupten wird.

2 Fragen stehen im Mittelpunkt der Untersuchung

Neben den zahlreichen neuen aktiven Fonds am Markt dürfte in diesem Jahr aus der ETF-Branche noch viel zu erwarten sein. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte jüngst David Mazza, ETF-Stratege bei State Street, dem zweitgrößten ETF-Anbieter weltweit. Neue Produkttrends 2012 machte er vor allem bei Dividendenstrategien und alternativen Indizes aus (unter dem Brand SPDR hat State Street seitdem etliche Dividendenstrategien aufgelegt, welche unter anderem die Dividenden-Player aus dem S&P 500 vereinen).

Wir kommen nun zur Frage, welche Dividendenstrategien für Anleger den höchsten Mehrwert versprechen. Dabei werden wir im wesentlichen zwei Themen abarbeiten:

  1. Bringen aktiv verwaltete Fonds einen Mehrwert gegenüber börsennotierten Indexfonds (ETFs)? Die Frage ist auch spannend, weil sie Aufschluss verspricht über die Tragfähigkeit von so genannten Strategie-ETFs, die aktive Managementkomponenten beinhalten und denen Annahmen zugrunde liegen (und Annahmen können, wie wir wissen, falsch sein);
  2. Global streuen oder doch regional konzentrieren? In Zeiten zunehmend differenzierter Anlagekonzepte stellt sich die Frage, ob Anleger besser mit speziellen Dividendenkonzepten oder mit global aufgestellten Produkten fahren.

Um diese Fragen zu beantworten, haben wir eine Auswahl an Dividendenfonds zusammengestellt. Diese Auswahl ist nicht vollständig, da sich Dividendenfonds nach der Methodologie von Morningstar mit vergleichbaren Produkten aus der jeweiligen Anlageklasse messen müssen und deshalb keine separate Produktklasse darstellen. Wer einen Fonds für  Dividendenaktien auflegt, muss sich dennoch mit den marktbreiten Aktienindizes messen lassen. In Ermangelung einer Kategorie für Dividendenfonds haben wir uns an den Produktbezeichnungen der Anbieter orientiert.

Auf der Risikoseite steht der Zeitraum 2008/09 im Vordergrund 

Wir haben unsere Untersuchung auf der Risikoseite so langfristig wie möglich angelegt. Dabei steht für uns das Verhalten der Dividendenfonds während der Finanzkrise 2008/09 im Vordergrund. Das impliziert eine Performance-Historie von mindestens 4 Jahren. Hierfür qualifizieren sich nur 34 Produkte aus einer Gesamtmenge von 73 Dividendenfonds am Markt. Unsere Vorgehensweise war bei ETFs selektiver, da die meisten Dividenden-ETFs die identischen STOXX-Dividendenindizes abbilden. Ob es sich dabei um einen iShares-, Lyxor- oder db-X-trackers-ETF handelt, ist in unserem Zusammenhang unwichtig, da es hier strenggenommen um die Rendite-Risiko-Profile der Indizes geht und nicht um ein konkretes Produkt.

Im ersten Schritt haben wir die Fonds mit einer Fünfjahres-Historie nach der besten Performance sortiert. Die fünfjährige Zeitspanne umfasst eine Vielzahl von Marktphasen am Aktienmarkt:

- die Restphase der lange andauernden Liquiditätshausse nach 2003 (April bis Dezember 2007),

- die Zeit der Finanzkrise mit der veritablen Korrektur im Herbst 2008 als Höhepunkt (2008 bis März 2009)

- die (volatile) Erholungsphase an den Aktienmärkten bis Sommer 2011,

- die Nachfolgende Korrektur bis Dezember 2011,

- die Erleichterungs-Rally von Januar bis Ende März 2012.

Performance- und Risikovergleich über fünf Jahre zeigt Schwächen bei ETFs

Der erste Überblick über die Performance-Tabelle 1 weiter unten im Text zeigt eine Dominanz der aktiv verwalteten Fonds. In der Tabelle sind die Dividendenfonds am Markt nach ihrer (nichtrisikoadjustierten) Performance sortiert. Unter den besten Produkten am Markt finden sich nur zwei ETFs, der iShares DJ Asia/Pacific Select Dividend 30 auf Platz 4 des Performance-Rankings, sowie der iShares DivDAX, der auf Platz 12 landet (und dabei deutlich schlechter abschneidet als der DAX-Index auf Platz 6, den wir zu Illustrationszwecken hinzugefügt haben). Am Ende der Tabelle finden sich auffällig viele Indexprodukte. Die schlechtesten 4 Fonds sind allesamt ETFs auf europäische STOXX-Dividenden-Indizes.

Auch bei der Volatilität machen Dividenden-ETFs keine gute Figur. In der Spalte rechts neben der Rendite finden sich die Daten zur Schwankungsintensität der Fondspreise. ETFs haben generell ein ungünstigeres Risikoprofil als die meisten aktiv verwalteten Fonds. Allerdings: Bei der Volatilität schneiden die europäischen Dividenden-ETFs besser ab als der EURO STOXX 50. Der DivDAX, der die 15 Aktien mit der höchsten Dividendenrendite aus dem DAX 30 vereint, hat indes eine höhere historische Volatilität als der DAX.

Mit Blick auf die Frage "globale versus regionale Ausrichtung" zeigt sich, dass sowohl bei der Performance als auch der Volatilität globale Fonds längerfristig deutlich besser abschneiden als europäische Fonds. Dem widerspricht auch nicht die Tatsache, dass sich mit dem DJE Dividende&Substanz und dem iShares DivDAX zwei europäische Produkte im oberen Tabellendrittel finden. Der Fonds aus dem Hause DJE Kapital AG profitierte in der Krisenzeit von hohen Cash-Quoten. Angesichts der historisch hohen Beimischung deutscher und asiatischer Aktien erklärt sich auch, warum sich der von Jan Ehrhardt gemanagte Europa-Fonds in Aufwärtsphasen wacker geschlagen hat. Beim Deutschland-ETF iShares DivDAX wiederum weist die hohe Volatilität auf die Tatsache, dass die relativ gute Performance mit einem hohen Risiko erkauft wurde.

Tabelle 1: Dividendenfonds, ETFs und Indizes in den vergangenen 5 Jahren: Eine Übersicht

Sortierkriterium: Performance 5 Jahre, grün markierte Zeilen=Indizes, Performance per 26.3.2012, Quelle aller Tabellen in diesem Text: Morningstar Direct.

Wir wollten es genauer wissen und haben im nächsten Schritt das Verhalten der Fonds in Zeiten der Finanzkrise analysiert. Tabelle 2 zeigt die Produkte mit der schlechtesten Performance 2008, Tabelle 3 darunter führt die Fonds mit dem höchsten maximalen Verlust zwischen Januar 2008 und März 2009 auf. Noch auffälliger als bei der oberen Auswahl ist das schlechte Rendite-Risiko-Verhalten der ETFs auf dem Höhepunkt der Finanzkrise. Darüber hinaus finden sich europäische Fonds und ETFs sowie Euroland-Produkte besonders häufig unter den Verlierern. Globale, aktiv verwaltete Produkte schneiden deutlich besser ab.

Tabelle 2: Willkommen im ETF-Club oder die Dividendenfonds mit der schlechtesten Performance 2008

Tabelle 3: Willkommen im ETF-Club oder die Dividendenfonds mit dem höchsten maximalen Verlust 2008/2009

Spiegelbildlich dazu zeigt Tabelle 4 weiter unten die Dividendenfonds mit dem niedrigsten maximalen Verlust zwischen Januar 2008 und März 2009. Die Übersicht zeigt, dass etliche aktive Manager sich relativ gut in der Krise geschlagen haben - viel besser als ETFs, die nicht rechtzeitig auf die Finanzkrise reagieren konnten. Unter den besten Fonds findet sich kein Indexprodukt. Auffällig ist dabei auch, dass der breit diversifizierte Index MSCI World NR ein deutlich besseres Rendite-Risiko-Profil zeigte als sein Dividenden-Gegenpart MSCI World High Dividendend Yield NR. Spiegelbildlich zur oberen Übersicht zeigen sich anhand der Fonds in Tabelle 4 die Vorteile einer breiten Streuung: Flexibel investierende globale Fonds konnten die Verluste deutlich besser begrenzen als die Zahlenmäßig häufig vertretenen Europa- und Euroland-Produkte.

Tabelle 4: Gut, besser, aktiv: Die Fonds mit den geringsten Drawdowns in Zeiten der Finanzkrise

  

Nachdem wir uns das Verhalten der Dividendenfonds und -ETFs in Zeiten der Finanzkrise vorgenommen haben, kommen wir als nächstes zum Jahr der Eurokrise, 2011. In diesem Jahr befinden sich bereits 66 Dividendenfonds in unserer Auswahl. Auffällig ist, dass sich der Dividenden-Index MSCI World High Dividend Yield (auf den es keinen ETF gibt) und der ETF auf den STOXX Global Select Dividend 100 sehr gut bzw. gut gehalten haben. Hier macht sich die breite Streuung über die 3 Kontinente Asien (inklusive Australien), Europa und USA bemerkbar.

Einige aktiv verwaltete Fonds mit einer guten Fünfjahres-Performance haben auch in der Abwärtsphase gut mitgehalten, wie beispielsweise der DWS Top Dividende, KBI Institutional Dividend Plus Global, ING Invest US High Dividend und KBC Equity High Dividend. Es handelt sich dabei um international anlegende Fonds. Der ING-Fonds profitierte indes von der relativen Stärke des US-Aktienmarkts 2011.

Tabelle 5: Wer rettete die Rendite in der Eurokrise? Die besten Dividendenprodukte am Markt 2011 

Spiegelbildlich dazu finden sich in der Tabelle 6, die die schlechtesten Performer 2011 zeigt, vor allem Euroland- und Europa-Fonds. Das ist kein Wunder angesichts der schwachen Entwicklung des hiesigen Aktienmarkts während der Eurokrise. Neben den europäischen Dividenden-ETFs hat es im vergangenen Jahr auch etliche aktiv verwaltete Fonds erwischt. Im vergangenen Jahr dürfte insofern weniger die Frage "ETF oder aktiv verwalteter Fonds?" als vielmehr die Anlageregion maßgeblich für die Performance von Dividendenfonds gewesen sein. Bemerkenswert ist, dass sich unter den Verlierern kein globaler Fonds wiederfindet. 

Eine weitere Fußnote ist die besonders schwache Entwicklung des ETFlab DAXplus Maximum Dividend wert, dem zweitschlechtesten Fonds 2011. Damit zeigt sich, dass der Blick auf die höchsten Dividenden nicht vor Verlusten schützt. 2011 sind etliche der hoch gewichteten Titel in dem Index, wie etwa Allianz, E.ON und RWE, unter die Räder gekommen, Dividenden hin, Dividenden her.

Tabelle 6: Die schlechtesten Dividendenfonds 2011: Die Eurozone war es!

 

Zu guter Letzt wollen wir einen Blick auf die Performance der Dividendenprodukte in diesem Jahr werfen, die insgesamt 73 Fonds umfasst. Auch wenn eine knapp dreimonatige Periode als solche kaum aussagekräftig ist auf lange Sicht, ist das (Rumpf-) Jahr 2012 insofern von Bedeutung, als die Banken-stützenden Maßnahmen der Notenbanken Ende 2011 in diesem Jahr mit einem Kursfeuerwerk quittiert wurden. Wie haben sich aktiv verwaltete Fonds gegenüber ETFs angesichts des Trendwechsels verhalten? Finden sich Euroland-Fonds spiegelbildlich zu den Verlusten 2011 in diesem Jahr auf der Gewinnerseite?

Tabelle 7 zeigt, dass die Verlierer des Jahres 2011 tatsächlich die Gewinner von heute sind. Spiegelbildlich dazu finden sich breit aufgestellte globale Fonds weit hinten in der Performance-Rangliste. Der DWS Top Dividende, aber auch der ETF auf den STOXX Global Select Dividend 100 haben mit einem leichten Plus von 3,0% bzw 2,7% magere Renditen im Vergleich zum DivDAX und anderen Euroland-Fonds erwirtschaftet. 

Tabelle 7: Rückkehr der Beta-Jäger 2012: Die besten Dividendenfonds in diesem Jahr

 

Fazit: Aktive Risikokontrolle und breite Streuung als Erfolgsrezepte

Die langfristigen Ergebnisse zeigen, dass bei Dividendenfonds zwei Erfolgsfaktoren auszumachen sind: eine möglichst breite Streuung über verschiedene Regionen sowie aktives Management.

1. Aktives Management vs ETFs:

Als vorläufiges Ergebnis kann festgehalten werden, dass aktives Fondsmanagement im Falle von Dividendenstrategien einen Mehrwert gegenüber ETFs zeigen konnten. Die besten aktiven Fonds konnten bei nahenden Krisen rechtzeitig umsteuern. Sie sind von Finanztiteln im Jahr 2008 ferngeblieben. Prominentes Beispiel ist der DWS Top Dividende, der sich in den vergangenen Jahren durch eine sehr gute Performance sowie durch relativ niedrige Volatilitäten und Drawdowns auszeichnet hat. Dagegen haben ETFs die schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Im Jahr 2008 rauschten sie ungebremst in die Tiefe, und 2011 waren sie auch oft unter den Verlierer zu finden.

So weit, so klar: 1:0 also für aktives Management. Interessant ist dabei, dass auch ausgefeiltere Algorithmen ETFs nicht gerettet haben. Die Strategieindex der Deutschen Börse DivDAX und DAXplus Maximum Dividend verfolgen statische Konzepte und sind entsprechend volatil im Sog der Märkte nach unten gerauscht. Allerdings haben sich die komplexeren STOXX Dividenden-Indizes nur eingeschränkt besser behauptet. STOXX Dividenden-Indizes kaufen nicht nur die Aktien mit der höchsten Dividendenrendite, sondern investieren in solche Unternehmen, die in den vergangenen 5 Jahren keine Dividendenkürzungen vorgenommen haben und nicht mehr als 60% ihres Gewinns ausschütten. Gerettet hat sie dieses differenzierte Vorgehen mit Blick auf die Eurozone freilich nicht. 

Mehr als ein Zwischenstand ist dieses Ergebnis freilich nicht: Das ETF-Segment ist noch relativ jung, und mit der Zeit kommen immer ausgefeiltere Produkte auf den Markt. Auch wenn Indizes notwendigerweise von Vergangenheitsdaten gespeist werden und Strategie-ETFs darüber hinaus auch auf (falschen?) Annahmen fußen, wird die Zukunft zeigen, ob sich eine heterogene ETF-Welt auch eine bessere Performance bringt. Eine Andeutung, dass das durchaus der Fall sein kann, zeigen ETFs, die den STOXX Global Select Dividend 100 verfolgen. Dieser breit aufgestellte globale Index, der die 3 Regionen Nordamerika, Europa, Asien/Ozeanien abdeckt, hat sich - ungeachtet der starren Methodik - in den vergangenen 3 Jahren sowohl in Auf- als auch in Abwärtsphasen behauptet.

Die Frage "Dividendenfonds versus Dividenden-ETFs" ist Teil der Glaubensfrage Aktiv versus passiv. Wir haben zwei Morningstar-Analysten um ihre Einschätzungen gebeten. In einem spannenden Duell argumentiert Simon Nöth, Fondsanalyst in München, pro aktives Management. Hortense Bioy, ETF-Analystin aus London, bricht wiederum in ihrem Kommentar eine Lanze für Dividenden-ETFs.

Lesen Sie hier den Kommentar von Simon Nöth. Hier finden Sie den Beitrag von Hortense Bioy

2. Breite Diversifikation vs regionale Konzentration

Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir mögen granulare Portfolios, also Depots, die sich aus trennscharfen Investment-Bausteinen zusammensetzen. Granularität bringt immer ein Mehr an Steuerungsmöglichkeiten. Aber Granularität kann ihre Grenzen haben. Natürlich gibt es immer Argumente für immer feiner zisilierte Asset-Allocation-Modelle. Wir meinen aber, dass Granularität bei Dividendenstrategien an ihre Grenzen stößt. Um es klar zu sagen: Breit aufgestellte Dividendenfonds haben deutliche Vorteile gegenüber Produkten, die sich auf eine Anlageregion beschränken. Da die Allokation in Dividendenstrategien eine Beimischung darstellt, dürften die meisten Anleger mit breit diversifizierten, global anlegenden Dividendenprodukten am besten fahren. Die Beispiele der Jahre 2008 und 2011 zeigen dies eindrucksvoll. Auch Eurolandfonds, die über etablierte Investment-Prozesse verfügen, konnten sich dem Sog ihrer Märkte nicht entziehen. Der von Berndt Maisch verantwortete LBBW Dividenden Strategie Euroland, der das Morningstar-Rating "Bronze" hat, liefert ein Beispiel: Der Fonds schnitt 2011 zwar fast um 200 Basispunkte besser ab als der EURO STOXX 50, verlor aber immer noch 12,2%. Besser schlug sich der ebenfalls von Maisch verantwortete LBBW Dividenden Strategie Europa, der hier ein paar mehr Diversifikationsquellen nutzen kann. Noch besser liefen freileich gut bewertete globale Dividendenfonds wie der DWS Top Dividende.

Ein Blick auf die Dividendenausblicke für Asien/Pazifik, Europa und Nordamerika zeigt auch, warum Diversifikation Trumpf ist: Während sich US-Konzerne heute recht knauserig zeigen, sind europäische Unternehmen und asiatisch-pazifische, hier vor allem die australischen, deutlich großzügiger. Hiervon opportunistisch zu profitieren, macht Sinn. Allerdings geht das Spiel nur dann auf, wenn die Expertise beim Asset Manager vorhanden ist. Wer heute einen Asien-Dividendenfonds auflegt, muss in der Lage sein, die Unternehmen in Übersee fundiert analysieren zu können. Das dürfte Fondshäusern mit Sitz in Frankfurt, London oder New York schwerer von der Hand gehen als solchen, die auch globale Aktienexpertise haben.

 

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich