Fonds sind besser als ihr Ruf!

Diversifikation bringt nichts und Fonds sind out? Von wegen, meint Werner Hedrich, CEO Morningstar Deutschland und Österreich. Ein Kommentar.*

Werner Hedrich 29.06.2012
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Das Bonmots mit „den Eiern, die man nicht alle in einen Korb legen sollte“ ist abgedroschen. Außerdem korreliert doch eh alles in eine Richtung, wenn es runter geht. Von wegen:  Man kauft eine Sonnen-Creme- und eine Regenschirm-Aktie, eine wird steigen, während die andere fällt Entweder es scheint die Sonne, dann brauchen wir Sonnen-Creme. Oder es regnet und wir spannen den Regenschirm auf. Soweit die Theorie, die gefühlt nichts bringt. Markovitzsche Portolfiotheorie Adé? 


Gleichzeitig assoziieren deutsche Privatanleger Investmentfonds mit Aktien. Versuchen Sie es in Ihrem Freundeskreis! „Ich habe da einen Aktienfonds kurz vor der Jahrtausendwende gekauft, die Performance ist immer noch rot.“ Die Aktie und der Fonds haben in Deutschland ein Imageproblem, wobei - wie gesagt - Aktie gleich Fonds. Der Publikumsfonds steht in der Wahrnehmung deutscher Sparern klar hinter dem Banksparplan, dem Bausparvertrag und der kapitalbildenden Versicherung. Zu Unrecht, meine ich! Investmentfonds sind im Vergleich transparent und geben Anlegern die Möglichkeit, sich in Vermögensklassen zu engagieren, die sie besser nicht auf eigene Faust erkunden sollten. 


Und nun kommen die Geschichten mit den Eiern und Regenschirmen, die nach wie vor Ihre Gültigkeit haben. Investmentfonds geben Anlegern Zugang nicht nur zu Aktien, sondern eben auch zu Schwellenländer-, globalen oder High Yield Anleihen. Diese drei unterschiedlichen Segmente an den weltweiten Anleihemärkten sollten sich Anleger nicht selbst über Einzeltiteln ins Depot kaufen. Ein High Yield Fonds hat zahlreiche Positionen. Einige Wetten werden auch daneben gehen (das ist die Analogie zu den Eiern). In den letzten fünf Jahren konnten Fondssparer dennoch im Schnitt jährlich jeweils 7,6% (Schwellenländer-Bonds), 6,4% (globale Anleihen) und 4,2% (High Yield Bonds) verdienen. Mit deutschen Aktien hat das Angesparte jedes Jahr 5,7% verloren (alle Daten per 15. Juni 2012). Zwischen Juni 2002 und 2012 konnten die Emerging Market Bond Fonds jährlich 6%, die globalen Zinsvehikel 2,7% und die High Yields 6,2% zulegen. Deutsche Blue Chip Fonds kamen aber auch auf gefühlt erstaunliche 3,1% jährlich über zehn Jahre. 


Gerne diskutiere ich über den Gedanken, dass man deutsche, europäische und US Blue Chips auch ohne einen Fonds ins Portfolio kaufen kann. Als abschreckendes Beispiel möchte ich hier dennoch die Nokia-Aktie anführen. Freilich hätte auch ein Aktienfondsmanager sie halten können, aber eben nur bis maximal 10% des Fondsvermögens, weil mehr nicht erlaubt ist (Diversifikation, wieder die Geschichte mit den Eiern). Gleichzeitig ist es eben dieses Beta-Aktienmarkt Exposure, das das Daimler Papier und einen Aktienfonds zusammen nach unten rauschen lassen.


Schaut man allerdings auf das Bewegungsverhältnis von Anleihen und Aktien (Korrelation), dann ergibt sich auf drei, fünf und zehn Jahre ein wesentlich besseres Bild. Zugegeben, innerhalb von sechs Monaten oder auch einem Jahr können risikobehaftete Assets wie Ramschanleihen (High Yields) oder Schwellenländeranleihen sich im Gleichklang mit Aktien bewegen. Wer diese Mischung unterschiedlicher Vermögensklassen über Publikumsfonds aber mittelfristig beobachtet, wird eine wesentlich bessere Erfahrung mit Fonds machen. Und wer es schafft, nicht auf die einzelnen Fonds zu schauen, sondern nur auf das Ergebnis unter der Linie, das alle Fonds in einem Portfolio zusammenfasst. Derjenige wird eine richtig gute Erfahrung beim Investieren mit Fonds machen. Denn die Kombination von vielen Verhältnissen zwischen den Fonds reduziert das Gesamtrisiko eines Portfolios. Markovitz lebt!


* Die ursprüngliche Fassung des Kommentars erschien am 28.6.2012 in "Börse Online". 

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Werner Hedrich