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Kaufrausch am Markt für Unternehmensanleihen

Die Nachfrage nach Unternehmensanleihen ist ungebrochen, unabhängig davon, ob die Notenbanken ihre geldpolitischen Zügel lockern oder nicht.

Dave Sekera 10.08.2012
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Die Investoren kauften alles, was nicht niet- und nagelfest ist, beschrieb ein Händler das Geschehen am Markt für Unternehmensanleihen der vergangenen Woche. Gefragt waren vor allem Anleihen von US-Unternehmen mit einem Emittentenrating von „A“ und „BBB+“, ungeachtet all der Nachrichten aus Europa. Zu Beginn der Woche wurden auch mehrere Neuemissionen platziert, da zahlreiche Emittenten versuchten, den Statements der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank (EZB) zuvorzukommen. Von den Unternehmen, für die wir Emittentenratings vergeben, wurden im Laufe der Woche insgesamt Titel für 13,2 Milliarden Dollar neu an den Markt gebracht. Ein Angebot, das problemlos vom Markt absorbiert wurde, und offenbar trotzdem nicht den Appetit der Investoren stillte. Wir rechnen damit, dass das Ange

bot an Neuemissionen im weiteren Verlauf des Monats zurückgehen wird. Schließlich ist der August einer der ruhigsten Monate des Jahres, da viele Investoren die letzten Ferientage am Strand genießen.

Im Schnitt verengten sich die Spreads des Morningstar Corporate Bond Index vergangene Woche um vier Basispunkte auf +181. Der Morningstar Eurobond Corporate Index verringerte sich um 21 Basispunkte auf +203. Nach wie vor sind die Renditeaufschläge im Eurobond-Bereich weiter als bei amerikanischen Titeln, doch ist es gut möglich, dass sich die Spreads europäischer Titel während der aktuellen Phase, in der die Investoren wieder risikofreudiger sind, schneller zusammenlaufen als die der US-Papiere. Für den einen oder anderen Investor, der zwischen Euro- und Dollar-Anlagen hin und herwechseln kann, bietet das vielleicht eine willkommene Möglichkeit, eine Extra-Rendite zu erzielen. Für langfristig orientierte Anleger gilt aber weiterhin unser Rat: In Dollar ausgegebene Unternehmensanleihen sind Euro-Anleihen vorzuziehen, denn wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass die Probleme in Europa noch lange nicht der Vergangenheit angehören. 

Unternehmensanleihen haben dieses Jahr außergewöhnlich gute Renditen gebracht.  In der Zeit von Anfang Januar bis Ende Juli ist der Morningstar Corporate Bond Index um 7,94% gestiegen, und auf Sicht der vergangenen zwölf Monate weist der Index ein Plus von 9,81% aus. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen dagegen ist auf 1,50% von über 4,50% im Jahr 2007 gesunken. Der Morningstar Corporate Bond Index brachte dagegen in fünf Jahren  8,13%. Eine Ursache für die starke Nachfrage nach Unternehmensanleihen ist, dass sich die Zinsen für US-Staatsanleihen weiterhin auf einem Rekordtief befinden und der Risikoaufschlag zu einem immer größeren Teil der Erträge und der Gesamtrendite beiträgt. So bekommt ein Investor mit einer mit „BBB+” eingestuften Anleihe mit einem Risikoaufschlag von +165 Basispunkten fast den doppelten Ertrag wie mit der 10-jährigen US-Staatsanleihe, die mit 1,50% rentiert.

Die Kauflaune der Investoren vergangenen Freitag beschränkte sich nicht nur auf Unternehmensanleihen, auch Staatsanleihen aus Spanien und Italien waren gefragt. Die Rendite der Papiere aus Spanien mit einer zweijährigen Laufzeit sank um 88 Basispunkte auf 3,96%, die der italienischen Titel mit gleicher Laufzeit um  61 Basispunkte auf 3,13%. Das sind die niedrigsten Stände seit Mai. Auch die zehnjährigen Staatsanleihen zogen deutlich an: Die Rendite der spanischen Papiere fiel am Freitag um 32 Basispunkte auf 6,85%, die italienischer um 28 Basispunkte auf 6,05%. Der Risikoaufschlag für Kreditausfallversicherungen (CDS) für beide Länder ging ebenfalls zurück. Die CDS auf Spanien mit fünfjähriger Laufzeit verbilligten sich um 36 Basispunkte auf +535. Die fünfjährigen Kreditausfallversicherungen auf Italien sanken um 47 Basispunkte auf +475. 

Das Dolcefarniente der Notenbanker

Die Spannung vor den Statements der Federal Reserve und der EZB war geradezu ins Unermessliche gestiegen, doch dann passierte: Nichts. Weder die Fed noch die EZB kündigte neue Maßnahmen an. Beide gelobten lediglich, weitere Maßnahmen zu ergreifen, wenn sie nötig sein sollten. Aber angesichts der immensen Liquidität, die in den Märkten ist, scheint eine weitere geldpolitische Lockerung auch wirklich nicht das geeignete Mittel, um der Realwirtschaft zu helfen. Neue Maßnahmen der Notenbanken müssen dort ansetzen, wo die Gelder aus den Kapitalmärkten an die kleinen und mittelgroßen Unternehmen gehen. Nach der Erklärung der EZB vergangenen Donnerstag weiteten sich die Kreditspreads zwar zunächst etwas, doch war das vornehmlich auf die Bewegung des Marktes zurückzuführen. Auf diesem Niveau fanden nur sehr wenige Transaktionen statt. Die Investoren hielten ihren Bonds die Treue und betrachteten weitere Spreads eher als Möglichkeit zu kaufen.

Nun, da die Zentralbanken in den kommenden Wochen weniger im Vordergrund stehen dürften, werden die Analysten ihre Aufmerksamkeit wohl wieder auf die wenigen Unternehmen richten, die noch keine Ergebnisse vorgelegt haben und wieder in den Tiefen der Kreditrisikoanalyse abtauchen, statt zu versuchen, das Tun (oder das Nichtstun) der Notenbanker vorherzusagen.
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