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Trügerische Ruhe vor dem Sturm?

Investoren können nicht genug von Spread-Produkten bekommen. Derweil schwelt die Euro-Krise weiter. Unser wöchentlicher Bond-Bericht.

Dave Sekera 22.08.2012
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An den Kapitalmarkt herrscht Ruhe. Die Saison der Quartalsberichte neigt sich dem Ende entgegen, und die europäischen Politiker befinden sich noch in den Ferien (und können somit nicht für neue Schlagzeilen sorgen). Die Volatilität am Markt für Unternehmensanleihen ist auch in der letzten Woche deutlich zurückgegangen. Die Investoren strömen nicht mehr wie noch im Juni in die sicheren Anlagehäfen der Staatsanleihen, sondern begeben sich erneut auf die Jagd nach höheren Renditen.

Die Morningstar-Daten über den paneuropäischen Fondsabsatz zeigen, dass im Juli rekordverdächtige 20 Milliarden Euro in Bond-Fonds investiert wurden, in erster Linie waren dabei Hochzinspapiere und andere Spread-Produkte gefragt. Auch in den USA nimmt die Risikofreude zu. So verengte sich der Spread der Papiere im Morningstar Corporate Bond Index vergangene Woche im Schnitt um 2 Basispunkte auf +174. Der durchschnittliche Renditeaufschlag im Morningstar Eurobond Corporate Index verringerte sich um 9 Basispunkte auf +181. Die Spreads beider Indizes sind damit so niedrig wie seit einem Jahr nicht mehr.

Bei den eurpäischen Bonds sind die Aufschläge zwar im Durchschnitt immer noch weiter als bei den amerikanischen Papieren, doch solange die Investoren risikofreudig bleiben, dürften sich die Aufschläge der europäischen Unternehmen weiterhin schneller verengen. Deshalb bekräftigen wir unsere bereits seit Wochen geäußerte Meinung, dass für Investoren, die zwischen Dollar- und Euro-Investments hin- und herwechseln können, Chancen auf zusätzliche Gewinne winken.


Da die Investoren nicht mehr nur auf Nummer Sicher gehen, sank die Nachfrage nach US-Staatsanleihen. Dementsprechend fielen die Kurse dieser Papiere und die Renditen stiegen. So rentierten die Papiere mit zehnjähriger Laufzeit zwischenzeitlich mit 1,80%, was einem Plus von 15 Basispunkten entspricht. Seit Anfang des Monats ist die Rendite damit um 30 Basispunkte gestiegen. Die 30-jährigen US-Staatsanleihen rentierten 18 Basispunkte höher bei 2,92% und verbuchten damit einen Aufschlag seit Monatsbeginn von 34 Basispunkten. Beide Papiere brachten damit einen so hohen Ertrag wie seit Mitte Mai nicht mehr. Mit dem Anstieg wurde die Einengung der Creditspreads in diesem Monat mehr als wettgemacht, da die durchschnittliche Rendite der Papiere im Morningstar Corporate Bond Index von den Tiefs bei 2,90% Ende Juli nun auf 3,05% gestiegen ist.

Normalerweise werden zu dieser Jahreszeit nur wenige Neuemissionen angeboten, doch in der vergangenen Woche waren die Emittenten sehr aktiv. Von den Unternehmen, die wir unter Beobachtung haben, wurden neue Anleihen im Volumen von insgesamt 17,4 Milliarden Dollar gepreist. Dabei ist der August üblicherweise einer der ruhigsten Monate im Jahr, da die Investoren noch die letzten Urlaubstage genießen wollen. Doch die Anleger haben offensichtlich Geld, das sie investieren müssen, und die Zinsen sind noch immer in der Nähe historischer Tiefstände. Für die Emittenten stellt das eine gute Gelegenheit dar, die sie auch nutzten. Die neuen Papiere fanden rasch Abnehmer, denn in Fonds, die in Unternehmensanleihen investieren, fließt immer noch viel Geld. Titel aus der Finanzbranche (die stärker unter der Krise zu leiden hat) entwickelten sich dabei besser als die Papiere des Industriesektors. Die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Spread einer Unternehmensanleihe aus dem Finanzsektor und einer aus der Industrie ist im Morningstar Corporate Bond Index so niedrig wie zuletzt im Juli vergangenen Jahres.

Keine Fortschritte in der Sache

Die Risikoaufschläge der Unternehmensanleihen und die Renditen der Staatsanleihen sind im vergangenen Monat stark gestiegen. Das wirft die Frage auf, was sich denn geändert hat. Unserer Einschätzung nach nicht viel! Die Politiker haben zwar große Versprechungen gemacht, aber weder die US-Notenbank noch die Europäische Zentralbank (EZB) haben konkrete Maßnahmen ergriffen oder auch nur neue Schritte angekündigt, um dem sich abschwächenden Wirtschaftswachstum entgegen zu wirken oder die Zahlungsfähigkeit der kriselnden Länder in der Eurozone langfristig sicherzustellen.

Die Berichtssaison zum 2. Quartal war aus Sicht eines Anleiheinvestors ein Non-Event: Die meisten Unternehmen sind immer noch solide aufgestellt, auch wenn sich vielerorts das Management sehr zurückhaltend über die Aussichten in der zweiten Jahreshälfte äußerte. Die Konjunkturdaten aus den USA sind weiterhin durchwachsen, und die Lage in der Eurozone trübt sich immer weiter ein.
Was ist also von der nach wie vor herrschenden Ruhe an den Märkten zu halten? Sie könnte allerdings eine trügerische sein, denn im Laufe der nächsten Wochen stehen einige Termine an, die für Trubel sorgen könnten. Bereits am Donnerstag ist der Terminkalender gut gefüllt, es stehen in erster Linie Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone sowie aus Deutschland auf der Tagesordnung. Im Laufe der Woche werden zudem Daten zum amerikanischen Immobilienmarkt sowie die Auftragseingänge langlebiger Güter in den USA veröffentlicht. Schon am Mittwoch lässt sich außerdem das jüngste Sitzungsprotokoll der US-Notenbank einsehen. Zum Ende des Monats dann spricht der amerikanische Notenbankchef Ben Bernanke bei der alljährlichen Notenbankkonferenz in Jackson Hole. Die Frage ist, ob Bernanke einen Richtungswechsel oder neue Maßnahmen ankündigt, damit sich die geldpolitischen Maßnahmen stärker auf die Realwirtschaft auswirken.

Und es geht spannend weiter: Im September dürfte Moody's seine Einschätzung zu Spanien mitteilen. Die Rating-Agentur hatte im Juni angekündigt, Spaniens Rating „Baa3” auf den Prüfstein zu stellen, und normalerweise wird eine solche Überprüfung innerhalb von drei Monaten abgeschlossen. Die spanischen Banken besorgen sich unterdessen immer mehr Gelder von der EZB, da sie vom öffentlichen Markt de facto abgeschnitten sind. Noch ist unklar, wie genau die Rettung der spanischen Banken aussehen soll und ob Madrid für die Kredite garantieren wird – was die Staatsverschuldung in die Höhe treiben würde. Auch die Verhandlungen mit Griechenland, die die Grundlage für die Auszahlung der nächsten Milliardenhilfen bilden, sollten im September ein Ende finden. Das Thema „Anleihenkäufe der EZB“ sorgt ebenfalls weiter für Schlagzeilen. Im Kampf gegen die hohen Finanzierungskosten Spaniens wird die EZB möglicherweise am Sekundärmarkt Staatsanleihen kaufen. Es kursieren angebliche oder tatsächliche Pläne, dass die EZB dann aktiv werden wird, so bald bestimmte Zinsschwellen für die jeweiligen Euro-Südstaaten durchbrochen werden.

Im September stehen wichtige Entscheidungen an

Zum 12. September werden sich die Blicke der Marktteilnehmer dann nach Karlsruhe richten, wo das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung über die Verfassungsmäßigkeit des europäischen Rettungsschirms verkünden will. Sollten die Richter Einwände haben und der ESM nicht planmäßig in Kraft treten, stünde die Eurozone wieder ganz am Anfang auf der Suche nach einer Lösung für die Finanzierung der Haushaltslöcher und der Verschuldung seiner Sorgenkinder. Wir sind uns nicht sicher, welches Ass die Eurozone noch im Ärmel hat, wenn sich die Karlsruher Richter gegen den ESM aussprechen. Und schließlich hatte Moody's ja auch angekündigt, das „Aaa”-Rating mehrerer Kernländer der Eurozone – darunter auch Deutschland – auf eine Herabstufung zu überprüfen. Sowohl der Politik als auch der Bevölkerung Deutschlands dürfte das vor Augen geführt haben, welche finanziellen Folgen die Eurokrise für Deutschland hat – und haben wird. Sollte Deutschland herabgestuft werden, bedeutet das möglicherweise das Aus für die Unterstützung zukünftiger Rettungspakete.

Staatsanleihen aus der Eurozone wieder auf den Einkaufslisten der Investoren
Die Staatsanleihen Spaniens und Italiens fanden zuletzt wieder Anklang bei den Investoren, dementsprechend kamen die Renditen weiter unter Druck. Auch die Absicherung gegen einen Kreditausfall über die so genannten Credit Default Swaps (CDS) wurde billiger. So sank der Kurs für die Kreditausfallversicherung mit fünf Jahren Laufzeit auf Spanien auf +477 Basispunkte, dem niedrigsten Stand seit über drei Monaten. Die Rendite von Staatsanleihen mit zweijähriger Laufzeit sackte um 46 Basispunkte ab auf 3,74%, die zehnjähriger um 45 Basispunkte auf 6,46%. Die in fünf Jahren fällige Kreditausfallversicherung auf Italien sank auf +433 Basispunkte, und die Rendite zweijähriger Anleihen um 34 Basispunkte auf 3,06%. Zehnjährige Staatsanleihen notierten bei 5,79%, eine Veränderung um elf Basispunkte. Selbst die CDS-Papiere von Portugal notierten mit +727 Basispunkten auf dem niedrigsten Stand seit einem Jahr, ebenso wie die deutschen und französischen CDS mit +56 und +130 Basispunkten.

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