Investoren sind heute mehr als willig, eine Prämie für den Kapitalschutz zu zahlen. Ungeachtet der Tatsache, dass die Renditen nach Abzug der Inflation für zehnjährige deutsche oder Schweizer Staatsanleihen negativ sind, sind Anleger bis vor kurzem in diese sicheren Staatspapiere geflüchtet. Man kann sich darüber streiten, ob derartige Geldanlagen sinnvoll sind. Nicht anders sieht in diesem Jahr das Bild allerdings auch bei Exchange Traded Funds (ETFs) aus, die im Geldmarkt investieren.
Anleger, die in Geldmarktfonds investieren, haben in der Regel keine hohen Rendite im Blick, sondern suchen nach einer risikolosen Anlagealternative, um ihr Geld kurzfristig zu parken. Dabei gehen sie davon aus, dass die Rendite nach Abzug der Kosten mindestens so hoch ist wie die für ein Sparguthaben bei einer Bank. Im schlimmsten Fall gehen Anleger von 0% Rendite nach Abzug der Managementgebühren aus (wir beziehen uns hier auf eine Nominalrendite, d.h. vor Abzug der Inflation). Nur wenige Anleger gehen aber von einer auch nominal negativen Rendite bei diesen Anlageformen aus, da Geldmarktfonds dafür geschaffen wurden, den Nettoinventarwert, der normalerweise bei 1 Euro pro Anteil liegt, konstant zu halten. Dieses Ziel wird momentan bei vielen Geldmarktfonds auch erreicht. Aber eben nicht bei allen. Hier gilt es, zu differenzieren.
Geldmarkt-ETFs verhalten sich nicht wie traditionelle Fonds
Geldmarkt-ETFs zielen darauf ab, die Performance des Geldmarkts zu replizieren. Der Nettoinventarwert des ETFs ist aber variabel in Abhängigkeit von der Performance eines Geldmarktindex. Vor der Finanzkrise verbuchten Geldmarkt-ETFs hohe Zuflüsse, da sie gegenüber traditionellen Geldmarktfonds mit sehr geringen Gebühren punkten konnten. Aber die Schuldenkrise in der Eurozone führte 2012 dazu, dass nicht nur herkömmliche Geldmarktfonds, sondern auch einige Geldmarkt-ETFs negative Renditen nach Abzug der Managementgebühren verbuchen. Das dürfte einige Investoren durchaus überrascht haben, da Geldmarktfonds traditionell Verlustvermeidung als oberstes Ziel haben. (Wir lassen hier die hohen Verluste bei etlichen Geldmarktfonds im Zuge der Finanzkrise im Herbst 2008 außen vor).
Es gibt keinen Königsweg, um die Rendite des Geldmarkts abzubilden. Deshalb schlagen verschiedene Geldmarkt-ETFs auch verschiedene Wege ein. Synthetische Geldmarkt-ETFs replizieren normalerweise die Rendite von EONIA (Euro OverNight Index Average). Dieser Satz entspricht dem eintägigen durchschnittlichen Zinssatz, zu dem sich europäische Banken untereinander Geld leihen ohne Sicherheiten zu hinterlegen. Physische Geldmarkt ETFs replizieren dagegen die Rendite von Indizes, die aus sehr kurzfristigen Staatsanleihen bestehen (z.B. Anleihen mit einer Restlaufzeit von einem Jahr und darunter). Es gibt beispielsweise physische Geldmarkt-ETFs, die sich nur auf die Rendite deutscher Staatsanleihen beziehen oder andere, die Staatsanleihen verschiedener Länder der Eurozone beachten.
Physische Geldmarkt-ETFs wie der iShares eb.rexx Money Market (EXVM) oder der ETFlab Deutsche Borse EuroGov Germany Money Market (EL4W), die sich auf die Performance von deutschen kurzfristigen Staatsanleihen beziehen, erzielten zwischen Januar 2012 und Ende August 2012 eine negative Rendite von -0,06% bzw. -0,09% (Quelle: Morningstar Direct). Dieses Phänomen kann noch für einige Zeit anhalten, selbst nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) kurzfristige Anleihen der Peripherieländer aufkaufen wird.
Tabelle: Deutsche Geldmarkt-Produkte im Nachteil
Wenn man noch die Inflation in diese Berechnung mit einbezieht, sind die Verluste noch größer. Selbst breiter streuende Geldmarkt-ETFs, die nach Abzug der Managementgebühr eine positive Rendite in den ersten acht Monaten dieses Jahres aufweisen, würden bei Beachtung der Inflation nicht so gut dastehen. Bedenkt man die niedrige Verzinsung der Anleihen der Eurostaaten, die am sichersten wahrgenommen werden, und den Preisverlust der Anleihen aus den Peripherieländern, ist dieses Abschneiden von Geldmarkt-ETFs, die einen Geldmarkt-Index der Euroländer abbilden, kein Wunder.
Die Probleme der Banken haben zu Verwerfungen auf dem Interbankenmarkt geführt. Die Refinanzierungsrate der EZB liegt bei 0,75% und EONIA sollte sich eigentlich daran orientieren. Stattdessen liegt der Wert für den EONIA-Index seit Juli 2012 um die 0,1%. Das führt natürlich zu extrem niedrigen Renditen für synthetisch replizierte ETFs, die nach Anlagevolumen die größere Vermögensklasse innerhalb der Geldmarktprodukte bilden. Zwei Lektionen sollten Ihnen als Investor im Gedächtnis bleiben: Was für traditionelle Investmentfonds gilt, muss nicht auf ETFs zutreffen. Und um einen Kapitalschutz im gegenwärtigen Marktumfeld zu erhalten, muss man sich andere Produkte anschauen als Geldmarktinstrumente.